Basketball

Ein Knöchel wird zur Achillesferse

Basketball Ob der Einzug in die Play-offs für die Kirchheimer realistisch bleibt, wird auch davon abhängen, wie schnell ihr Topscorer Rhondell Goodwin aufs Spielfeld zurückkehrt. Von Bernd Köble

Wann kommt er zurück? Auf Rhondell Goodwins (links) Wurfstärke können die Knights im Moment nicht verzichten.Foto: Tanja Spindle
Wann kommt er zurück? Auf Rhondell Goodwins (links) Wurfstärke können die Knights im Moment nicht verzichten.Foto: Tanja Spindler

America first - in der Offensive geben im Kirchheimer Basketball die US-Amerikaner den Ton an. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches und wird doch zum Problem. Dass vom deutschen Personal der Knights im Offensivspiel seit Wochen zu wenig Entlastung kommt, ließ sich lange Zeit kaschieren. Max Rockmann, Kevin Wohlrath oder Phillip Daubner verrichteten ihren Job in der Abwehr solide und vorne trafen - mit wenigen Ausnahmen - die anderen. Am Sonntag in Heidelberg hob sich der Vorhang, der lange Zeit so einiges verdeckte. Weil die Abteilung Arbeitsvorbereitung mit den beiden Kreativkräften Dajuan Graf und Austin Luke diesmal mehr Ausschuss produzierte, als man das seither gewohnt war, und weil mit Rhondell Goodwin der Punkte-Grundstock plötzlich wegbrach, hat es unterm Strich nicht gereicht. Dass beim 74:79 gegen den Tabellenvierten am Ende doch noch einmal Spannung aufkam, ist das eigentlich Bemerkenswerte am sonntäglichen Spiel.

Goodwin ist verletzt. Er hat sich am Mittwoch im Training den Knöchel verstaucht, und ob er am Samstag gegen Tübingen wird auflaufen können, ist mehr als fraglich. Sein Trainer Mauricio Parra sagt, man werde kein Risiko eingehen. „Wenn es das Finale gewesen wäre, hätten wir ihn getaped und spielen lassen.“ Doch Parra weiß auch: Der 27-Jährige ist im Kampf um einen Play-off-Platz seine Lebensversicherung. 356 Punkte hat der Amerikaner bisher für die Kirchheimer erzielt. Das ist mehr als ein Fünftel aller Zähler und war bis vor Kurzem noch der Topwert in der Liga. Dabei stand er in zwei der bisher 22 Spiele gar nicht mit auf dem Feld.

Goodwins Knöchel könnte zur Kirchheimer Achillesferse auf der Saison-Zielgeraden werden. Acht Spiele sind es noch in der Hauptrunde, und Parra, der dem Spiel in Heidelberg schon frühzeitig die Brisanz absprach, sagt: „Wir haben noch alles selbst in der Hand.“ Tübingen am Samstag, danach Karlsruhe, Trier, Hagen und die Artland Dragons. Gewinnt man diese Spiele, stehen die Knights wohl in der Finalrunde, die am 6. April beginnt. Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Drei dieser fünf Partien finden zu Hause statt. Dreimal wurde das Hinspiel gewonnen und damit im direkten Vergleich vorgelegt. Doch Kräfteverhältnisse ändern sich im Basketball mitunter schnell. In Tübingen, Karlsruhe und auch bei den Feuervögeln aus Hagen sitzt inzwischen ein neuer Verantwortlicher auf der Trainerbank - und seitdem läuft es.

Konkurrenten im Aufwind

Den vielleicht größten Erfolgssprung hat Ivan Rudež hingelegt. Nachdem er Mitte November das Ruder vom glücklosen Michael Mai übernommen hatte, führte der Kroate die Karlsruher aus der Abstiegszone bis auf Platz sechs. Jetzt steht mit dem lange verletzten Craig Bradshaw einer der besten Vorbereiter der vergangenen Jahre kurz vor seiner Rückkehr zu den Lions.

Einen ähnlichen Erfolgsplan verfolgt der Franke Georg Kämpf, seit vier Wochen neuer Trainer beim kommenden Knights-Gegner in Tübingen. Mehr Disziplin, mehr Stabilität in der Defensive hat er den Tigers eingeimpft. Eines der besten Offensivteams der Liga sind die Tübinger sowieso. Der Lohn für die Korrekturen: drei Siege in vier Spielen seit Kämpfs Übernahme - Platz elf derzeit, punktgleich mit den Kirchheimern.

In einem Punkt macht Mauricio Parra allerdings keiner was vor: erst Konstantin Ebert, dann Brian Wenzel, Tim Koch und nun Rhondell Goodwin. Der Takt, in dem seine Pläne durchkreuzt werden, macht aus dem Spanier einen Meister der Improvisation. Wie langwierig Goodwins Verletzung tatsächlich ist, weiß keiner. Ob er am Samstag spielt oder nicht, wird die Chancen auf einen Heimsieg gegen auferstandene Tübinger maßgeblich beeinflussen. Parra bleibt sich treu: „Wer ohne Rhondell in Heidelberg so knapp verliert, hat immer eine Chance.“