Basketball

Ein Kriminalspiel in zwei Akten

Basketball Die Knights brauchen heute in Trier und am Sonntag daheim gegen Schalke jeweils Erfolge, um im Rennen um die Play-offs nicht abgehängt zu werden. Von Bernd Köble

Eine Szene aus dem Hinspiel: Dajuan Graf zieht zum Korb. Foto: Tanja Spindler
Eine Szene aus dem Hinspiel: Dajuan Graf zieht zum Korb. Foto: Tanja Spindler

Für die Schlussrechnung ist es noch immer zu früh. Die ersten beiden von noch sechs verbleibenden Spieltagen in der Pro A werden an diesem Wochenende trotzdem den Weg weisen. Ist die Saison für Kirchheims Basketballer am 30. März beendet, oder geht es danach in die Verlängerung? Vier Punkte aus den beiden Spielen heute Abend (20 Uhr) in Trier und am Sonntag (17 Uhr) zu Hause gegen Schalke wären Voraussetzung, um das Erreichen der Finalrunde aus der Theorie zurück in die Praxis zu holen, auch wenn Kirchheims Trainer Mauricio Parra sagt: „Solange es rechnerisch möglich ist, glauben wir daran.“

Es ist eine Begegnung der unangenehmeren Art, um das Wort „Angstgegner“ zu vermeiden. Kirchheimer Erfolgserlebnisse gegen Trier waren in der Vergangenheit jedenfalls eher die Ausnahme. Von einem Favoriten zu reden, verbietet sich trotz der vermeintlich klaren 62:72-Niederlage im Hinspiel Anfang Oktober dennoch. „Dieses Spiel vorherzusagen, ist schlicht unmöglich“, meint Knights-Geschäftführer Christoph Schmidt und denkt dabei vor allem an den Gegner. Nach einer starken Hinserie läuft es seit Wochen kaum mehr rund bei den Pfälzern. Drei Niederlagen in Serie im Februar, darunter ein 55:95 in eigener Halle gegen den Tabellenvorletzten aus Hanau, gaben Headcoach Christian Held Rätsel auf. Dabei zählt das Trierer Personal zum Besten, was die Liga derzeit zu bieten hat, auch wenn einer heute Abend definitiv fehlen wird: Simon Schmitz, am Sonntag noch Matchwinner beim Last-Second-Sieg gegen Schalke brach sich am Dienstag im Training die rechte Hand und wird heute operiert.

Doch auch ohne den ehemaligen Bayreuther besitzt der langjährige Erstligist Klasse, wenngleich die in den vergangenen Wochen seltener aufblitzte als gewohnt. Mit dem zuletzt formschwachen Kevin Smit und Oktober-Neuzugang Kelvin Lewis stehen ausgewiesene Spezialisten von der Dreierlinie in Trierer Reihen. Dazu verfügen die Gladiators mit dem kanadischen Ex-Nationalspieler Jermaine Bucknor (15,3 Punkte und 6,1 Rebounds pro Spiel), dem früheren Kirchheimer Johannes Joos (13,6/4,6) und Till Gloger (12,7/5,2) über einen Frontcourt, der jeden Zweitliga-Trainer glücklich macht.

Bucknor war am Sonntag gegen Schalke treibende Kraft, als die Römerstädter einen 15-Punkte-Rückstand sechs Minuten vor dem Ende in einen knappen Sieg verwandelten. Anfang und Ende der Trierer Ergebniskrise gleichen sich: Am 27. Januar reichte beherzt kämpfenden Baunachern auch ein 23-Punkte-Vorsprung im dritten Viertel nicht zum erhofften Heimsieg. Trier drehte die bis heute wohl spektakulärste Partie der gesamten Saison nach zweimaliger Verlängerung in einen 115:112-Erfolg. „Diese Mannschaft steckt nie auf“, warnt Mauricio Parra.

Nicht der einzige Aspekt, der als Warnung taugt, selbst wenn Parra diese Episode nur vom Hörensagen kennt: Kyle Dranginis ist zurück. Triers Publikumsliebling kam gegen Nürnberg und Schalke nach langer Verletzungspause zu zwei Kurzeinsätzen. Selbst wenn man nach fünfmonatiger Abstinenz kaum Wunderdinge von ihm erwarten dürfte, die Erinnerungen, die man hier an ihn knüpft, sind albtraumhaft: In Kirchheim brachte der 26-jährige Shooting Guard die Ritter vergangene Saison mit 35 Punkten im Alleingang zur Strecke.

Canty hat Erkältung auskuriert

Heute Abend zählt das alles nichts. Das Kirchheimer Selbstvertrauen ist nach dem Heimsieg gegen Karlsruhe intakt. Nach der Rückkehr von Jalen Canty verfügt Parra wieder über eine zusätzliche Option unterm Korb. Motivieren dürfte er seine Jungs ohnehin nicht müssen: „Wenn wir dieses Spiel gewinnen“, sagt er, „dann sind wir wieder mittendrin.“ Der zuletzt starke Auftritt der Mannschaft, in der ein reduziertes Trainingspensum auf der Zielgeraden Kräfte freizusetzen scheint, macht Mut. Dass man auch gegen starke Trierer mithalten kann, hat das Hinspiel gezeigt. Ohne Rhondell Goodwin, der damals mit Fieber fehlte, bewegten sich die Knights bis Mitte des Schlussviertels auf Augenhöhe. Ein Sieg in Trier, und alles wäre für ein Fest am Sonntag bereitet. „Dann würde ich mir wünschen, dass gegen Schalke hier die Halle bebt“, sagt Parra.