Basketball
Ein Team unter Beobachtung

Basketball Vor dem heutigen Duell beim Tabellenletzten in Ehingen wird der Ton bei den Knights schärfer. Sportchef Chris Schmidt stellt die Charakterfrage und droht erstmals mit Konsequenzen. Von Bernd Köble

Manchmal passt auch kein Bild ganz gut ins Bild. Basketballfans, die sich am vergangenen Samstag auf ein packendes Zweitliga-Duell in Kirchheim gefreut hatten, ärgerten sich erst mal schwarz. Erst begann die Partie gegen Schwenningen mit 45-minütiger Verspätung, weil ein Corona-Schnelltest beim dritten Unparteiischen anschlug. Als Ersatz gefunden und auch in der Halle war, beglückte Sportdeutschland TV die Fans daheim vor dem Bildschirm eine Halbzeit lang mit Ruckelbildern aus dem digitalen Steinzeitalter. Ganz am Ende hatte es auch noch Nico Brauner die Sprache verschlagen. Als der lange vermisste Verletzungsrückkehrer dem Publikum im Interview erklären wollte, weshalb im Moment nichts so läuft wie es laufen sollte, lieferte die Technik nur kryptisches Gemurmel. Egal - denn da war die sechste Kirchheimer Saisonniederlage schon eingetütet und Gegner Schwenningen dank eines 85:73 gegen völlig eingerostete Ritter von den Toten auferstanden. Kurzum: Es war ein Abend zum Vergessen. Ein Auftritt, der - sollte er sich heute Abend (19 Uhr) gegen das Tabellenschlusslicht aus Ehingen in ähnlicher Form wiederholen - den Knights vor Weihnachten eine handfeste Krise beschert.

Im Moment fehlt es an allem, was Erfolg im Basketball ausmacht: Sicherheit, Aggressivität, Kaltschnäuzigkeit. Einen Schritt schneller, einen Tick cleverer sind zurzeit immer die Anderen. Kirchheim ein Gegner, der wie am Samstag die Mannschaft mit der schlechtesten Wurfquote der gesamten Liga zu 85 Punkten einlädt. Eins-zu-Eins-Situationen in der Defensive und ein unsicheres Passspiel sind im Moment die größten Schwachpunkte. Wird dennoch energisch zugepackt, dann häufig ungeschickt. Bestes Beispiel: Kyle Leufroy, der sich am Samstag innerhalb von nur sieben Spielminuten in der ersten Hälfte drei völlig überflüssige Fouls einhandelte und seiner Mannschaft damit einen Bärendienst erwies.

Erklärungen? Die gibt es im Moment nur spärlich. Wenn der Erfolg ausbleibt, ist irgendwann auch das Selbstvertrauen weg und zwar schneller als es sich zurückerobern lässt. Eine Binsenweisheit im Sport, aber eben eine, die nur seltene Ausnahmen kennt, das weiß auch Headcoach Igor Perovic, der den Weg zum Erfolg mit einer einfachen Formel beschreibt: „Wer ein Spiel gewinnen will, muss hungriger sein als der Gegner.“ Ein Hunger, der im Augenblick zu fehlen scheint. Was nach den beiden begeisternden Erfolgen gegen Leverkusen und Tübingen in der Novembermitte geschehen ist, weiß keiner. Dass die Mannschaft auf schlechte Phasen im Spiel keine Antwort findet, zieht sich seitdem wie ein roter Faden durch die vergangenen vier Niederlagen. Am Samstag dauerte es ganze 36 Sekunden bis Perovic nach einem katastrophalen dritten Viertel und anschließender Manöverkritik im Schlussabschnitt die nächste Auszeit nehmen musste.

Eine andere Mentalität, ein anderes Auftreten als Mannschaft ist das, was Chris Schmidt fordert. Er nennt es Grundtugenden, unabhängig von Ergebnissen, wie er betont. Der Geschäftsführer der Knights verschärft vor dem heutigen Duell in Ehingen den Ton. „Wir werden irgendwann entscheiden, mit wem wir durch die Saison gehen werden,“ spricht er aus, was wie eine Drohung klingt. Soll heißen: Jeder in der Mannschaft steht fortan noch schärfer unter Beobachtung. „Unabhängig von Name oder Position,“ unterstreicht Schmidt.

Gegen Schwenningen starteten die Knights erstmals in dieser Saison mit einer Zwölfer-Rotation. Nach der Rückkehr von Nico Brauner dürfte alsbald auch Karlo Miksic nach fast zweimonatiger Verletzungspause aufs Parkett zurückkehren. Der 23-jährige Point Guard, dem im Oktober Schrauben im Fuß entfernt werden mussten, steht inzwischen wieder voll im Training und könnte am 19. Dezember gegen Paderborn sein Comeback feiern. Finden beide Rückkehrer rasch den Anschluss, werden die Knights spätestens Mitte Januar entscheiden müssen, wer zu viel an Bord ist. Bis dahin läuft die Probezeit - für alle.