Basketball

Eine Woche wird zum Lackmustest

Basketball Am Mittwoch Rostock, am Samstag Paderborn – nach dem Siegrausch gegen Tübingen heißt es für die Knights: draufbleiben. Von Bernd Köble

David Rösch hat sich als Chef an der Seitenlinie in Kirchheim rasch Gehör verschafft. Der 31-Jährige peilt in Rostock morgen sei
David Rösch hat sich als Chef an der Seitenlinie in Kirchheim rasch Gehör verschafft. Der 31-Jährige peilt in Rostock morgen seinen dritten Sieg an.Foto: Tanja Spindler

Manchmal scheint es so, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Die Woche beginnt gut. Kein Stau auf der Fahrt von der Wohnung in Rottenburg hierher. Zwischen Lehrauftrag an der Tübinger Uni und Englischer Woche in der 2. Basketball-Bundesliga steht David Rösch an diesem Montagmorgen in der Halle in Jesingen und versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Freundlich, höflich im Ton, die Ruhe selbst. Es dauert noch. Wo gleich Zwei-Meter-Hünen Schweiß vergießen sollen, hopsen im Moment noch Babys durch die Halle. Das Eltern-Kind-Turnen des TSV und die Basketball-Profis der Knights bilden an diesem Morgen im Sportzentrum Lehenäcker eine skurrile Trainingssymbiose. „Ich lerne noch immer täglich hinzu“, meint David Rösch und lächelt.

Es ist eine Woche, die zur Bewährungsprobe wird. Am Freitag hat er als Cheftrainer der Knights seine Feuertaufe bestanden. Der erste Heimsieg unter seiner Leitung, dazu noch gegen seinen Ex-Klub aus Tübingen. Mittwochfrüh geht die Maschine nach Rostock, bevor am Samstag darauf mit Paderborn das neue Offensiv-Wunder der Liga in der Sporthalle Stadtmitte aufkreuzt.

Ein schweres Programm, kaum Zeit zum Luftholen, aber auch kein Grund, sich Sorgen zu machen. Die Mannschaft funktioniert, dem Trainer scheint es zu gelingen, die Segel nach dem auffrischenden Wind zu drehen, der seit Dezember weht. Auch wenn er in der Schlussphase am Freitag Mühe hatte, seine Mannschaft wieder einzufangen, als die Minuten vor Schluss Gefahr lief, ihren hart erkämpften Vorsprung im Eifer des Gefechts wieder herzuschenken.

„Es war ein tolles Spiel, ich bin stolz auf meine Mannschaft“, gesteht David Rösch, der weiß: „Wenn wir einen Run haben, leis­ten wir uns noch zu viele Fehler.“ Dass mit Dajuan Graf am Freitag der Regisseur fehlte, der ein Spiel in solchen Momenten zu beruhigen weiß, war kaum zu übersehen. Dennoch drängt sich Nico Brauner, der vor allem die Woche zuvor in Quakenbrück ein bärenstarkes Spiel ablieferte, immer mehr als echte Alternative auf. Die Knights sind inzwischen das, was man lange vermisst hat und was eine gute Mannschaft auszeichnet: schwer auszurechnen. Ein eingeschworener Haufen, in dem fünf oder mehr Spieler zweistellig punkten. Deshalb sind auch 16 Ballverluste wie zuletzt gegen Tübingen kein Grund, ein Spiel zu verlieren.

Morgen in Rostock erwartet die Ritter vermutlich ein ganz anderes Spiel. Ein Gegner, der mehr aus dem Halbfeld agiert und bei dem unklar ist, für welchen Kurs der neue Trainer steht. Die Verpflichtung von Ex-Nationaltrainer Dirk Bauermann war zuletzt das Gesprächsthema schlechthin in der Liga. Beim 79:82 am Freitag in Bremerhaven - dem ersten Spiel unter seiner Leitung - waren die Rostocker nah dran an einer Überraschung. „Mit Bauermann wird sich auch der Stil ändern“, sagt David Rösch, der sich vor der Begegnung morgen nur so weit in die Karten schauen lässt, als er sagt: „Dajuan wird wohl wieder mit dabei sein.“ Für die Knights ist es nach Tübingen die nächste Chance, einen Play-off-Kandidaten im direkten Vergleich hinter sich zu lassen.

Info: Die Tatsache, dass in dieser Saison 17 statt der üblichen 16 Mannschaften im Terminplan Platz finden müssen, sorgt zu Jahresbeginn für Stress. Nach dem 19. Spieltag am vergangenen Freitag mussten fünf Mannschaften bereits am Sonntag wieder ran. Fast kein Tag in dieser Woche, an dem nicht gespielt wird.
Die Knights haben es mit dem Spiel am morgigen Mittwoch in Rostock noch vergleichsweise gut erwischt. Bis zum nächsten Heimspiel am kommenden Samstag gegen Paderborn bleiben immerhin zwei spielfreie Tage. Zudem reisen die Kirchheimer in dieser Saison zum ersten Mal zu zwei Auswärtsspielen mit dem Flugzeug: Nach der Reise nach Bremerhaven kurz vor dem Jahreswechsel wird auch nach Rostock geflogen.
Die nächste Begegnung unter der Woche findet bereits Anfang Februar statt. Zwischen den beiden Heimspielen gegen Schwenningen und Nürnberg zu gewohnter Zeit am Samstag geht die Reise am Mittwoch, 5. Februar, zum Auswärtsspiel nach Schalke.

Älter, besser, Kronhardt

Andi, Glückwunsch zu einer starken Partie gegen Tübingen. Man hat den Eindruck, je weniger Andreas Kronhardt trainiert, des­to besser wird er. Stimmt das?
Nicht ganz. Das ist schon noch harte Arbeit. Ich spiele allerdings seit 14 Jahren Basketball, kenne die Pro A ganz gut und habe dadurch einiges an Erfahrung, die mir nützt. Was aber entscheidend ist: Ich bin ein glücklicher Mensch. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit, ich bin seit drei Monaten Vater und ich habe eine tolle Frau. Das alles scheint mir gut zu tun.

Kraft und Kondition lassen sich durch Erfahrung und Zufriedenheit aber nicht einfach ersetzen.
Ich hole mir meine Kondition durchs tägliche Training am Abend mit der Mannschaft. Die Krafteinheiten tagsüber fehlen mir zwar. Dafür bin ich abends früher da und hole das alleine nach.

Was ist im Dezember passiert, als es plötzlich lief? Die Mannschaft erscheint seitdem wie verwandelt.
Einige in der Mannschaft haben ihre Sicherheit wiedergefunden und bringen konstante Leistungen. Das ist, denke ich, das Entscheidende. Wir treten freier und selbstbewusster auf.

Ihr Arbeitgeber, die Kreisbau, ist gleichzeitig Hauptsponsor der Knights. Wird da ein Auge zugedrückt, wenn wie morgen an einem Wochentag gespielt wird?
Für mich ist das ein regulärer Urlaubstag. Ich will hier keine Extrawurst.

Sie haben vergangene Saison schon ans Aufhören gedacht. Sehen wir Andi Kronhardt im Herbst wieder?
Januar und Februar sind keine guten Monate, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Man bekommt wenig Tageslicht, wir haben viele Spiele. Entscheidungen treffe ich grundsätzlich im Frühjahr. Nach der Saison werden wir uns zusammensetzen und überlegen, was das Beste für alle ist.

Würden Sie sich eine weitere Saison unter den gegebenen Bedingungen zutrauen?
Das hängt auch davon ab, ob ich jemanden sehe, der mir den Rang abläuft. Entscheidend ist ganz einfach die Frage, ob ich noch mithalten kann. Bernd Köble