Gemessen an den zur Verfügung stehenden Mitteln war er der wohl erfolgreichste Coach der abgelaufenen Zweitliga-Saison in der Pro A. Viele hatten deshalb die lukrative Offerte eines Top-Klubs als Grund für den überraschenden Abschied von Michael Mai aus Kirchheim vermutet. Und nun das: Der Amerikaner sitzt in der neuen Saison bei den PSK Lions aus Karlsruhe auf der Bank. Einem Klub, der gerade in die Pro A aufgestiegen ist und bis vor wenigen Wochen noch ohne zweitligataugliche Spielstätte war. Die Hallenfrage scheint inzwischen geregelt: Verein und Stadt haben sich darauf geeinigt, die „Blaue Hölle“ - Gothas ehemaliges Tragluft-Zelt - als Interimslösung für 1,2 Millionen Euro ins Badische zu verpflanzen, bis die sanierungsbedürftige Europahalle wieder bezugsfähig ist.
Michael Mai spricht von einem interessanten Projekt, bei dem er als Ratgeber gefragt sei. Einem Klub mit Perspektive, der zum dritten Mal aufgestiegen ist, der über einen breiten Unterbau verfügt und ein ambitioniertes Jugendprogramm unterhält. Was er dort findet, ließe sich im Umkehrschluss also auch so formulieren: Alles, was er in Kirchheim zuletzt vermisste. Die Abmeldung der Regionalliga-Mannschaft vom Spielbetrieb aus finanziellen Gründen, die Stagnation beim Aufbau eines überlebenswichtigen Nachwuchsprogramms und anhaltende Differenzen mit der Geschäftsführung machten Kirchheim am Ende zu keinem Ort mit langfristiger Perspektive. Aus seinem Mund klingt das freilich anders: „Diesem Schritt ging ein langer Prozess voraus, auch wenn das nach außen am Ende nicht so erschien“, sagt der 42-Jährige. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, weil Kirchheim ein „außergewöhnlicher Ort mit außergewöhnlichen Menschen“ sei. Kommende Woche reist Mai zur Hochzeit seines Bruders in die USA. Ende Juli wird er noch einmal für ein paar Tage in Kirchheim sein.
Dort läuft die Suche nach einem Nachfolger auf Hochtouren, wenngleich bisher ohne zählbares Ergebnis. Seit die Abschiedspläne des Trainers vor zwei Wochen bekannt wurden, habe man unzählige Kontakte geknüpft und Gespräche geführt. „Der Kreis der Kandidaten wird kleiner“, sagt Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt. Nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen habe die Suche einem jungen, ehrgeizigen Trainer gegolten. „Inzwischen haben wir auch ein paar andere Optionen auf dem Tisch.“ Jetzt stehen Einzelgespräche der Gesellschafter an, dann soll möglichst schnell eine Entscheidung fallen, wie Schmidt betont.