Basketball

​„Nicht bereit - weder mental noch physisch“

Basketball Nach der Niederlage der Knights gegen Hanau fällt die Analyse knapp aus. Vielleicht ein gutes Zeichen vor dem Spiel am Sonntag in Heidelberg. Von Bernd Köble

An der kurzen Leine: Charles Barton (links) mit Sonderbewacher Christian von Fintel.Foto: Tanja Spindler
An der kurzen Leine: Charles Barton (links) mit Sonderbewacher Christian von Fintel.Foto: Tanja Spindler

Manchmal sagt eine einzige Szene mehr über ein Spiel als die schärfste Analyse. Als Andreas Kronhardt der Ball auch im vierten Anlauf auf den Fingerspitzen tanzte und von dort müde ins Aus floppte, da hatte der Knights-Kapitän kurz vor Spielschluss die Faxen endgültig dicke. Wutentbrannt und völlig entnervt donnerte Kirchheims Center, der mit 18 Punkten und acht Rebounds immerhin Topscorer an diesem Abend war, das Spielgerät krachend auf die Bretter. Zuvor hatte ihn sein Gegenüber Chris Brady mit ebenso ätzender wie bemerkenswerter Penetranz sekundenlang bearbeitet. Da schwillt einem wie Kronhardt schon mal der Kamm. Die Trotzreaktion das Ergebnis einer gewinnbringenden Strategie der Gäste aus Hanau: dem Gegner so lange auf die Fußspitze treten bis der schließlich Plan und Fassung verliert.

Kronhardt war seinen Frust am Sonntag schon wieder los. Dank eines ausgedehnten Spaziergangs mit Freundin und Hund zum Uracher Wasserfall. Dort kann man die Gedanken fliegen lassen und findet notfalls Trost. Merke: Wenn Dämme brechen und alles dahin- rauscht, kann man das auch als Teil der Natur betrachten.

Auch Kirchheims Coach Anton Mirolybov kennt sich als Finne mit Wasser aus. Er hatte am Sonntag Besuch aus der Heimat und damit gleichfalls Gelegenheit, etwas Abstand zu gewinnen vom Basketball. Dass seine Analyse des Samstags eher kurz und trocken ausfiel, lag daran, dass die Gründe des Scheiterns auch ohne viele Worte für jeden sichtbar waren: Von zwei Teams mit vergleichbarer Qualität brannte das eine deutlich mehr, und das waren die White Wings aus dem Hessischen. Auf eine Grundsatzdebatte wollte sich der Boss daher erst gar nicht einlassen. Ob man überrascht gewesen sei von der aggressiven Verteidigung der Gäste? „Im Gegenteil, wir wussten genau, was uns erwartet“, sagt Mirolybov, „aber wir waren nicht bereit - weder mental noch physisch.“ Man könnte auch sagen: schwer beeindruckt. Was sich statistisch vor allem in 17 Turnovers niederschlägt - sieben Ballverluste mehr als der Gegner.

Der bei aller Härte deutlich cleverer zu Werke ging. Hanau defensiv unerbittlich, die Knights dagegen mit frühen Foulproblemen. Corban Collins wurde wie schon gegen Nürnberg nach drei Vergehen in kurzer Folge noch vor der Pause zum Teilzeitarbeiter (Mirolybov: „Darüber müssen wir reden.“). Neben ihm war auch für Brian Wenzel vorzeitig Schichtende. Da war das Spiel allerdings längst entschieden. Positiv: Spielmacher Charles Barton, an dem sich Hanaus Wadenbeißer Christian von Fintel mehr als eine halbe Stunde lang bis zur völligen Erschöpfung abarbeitete, scheint in dieser Liga nur schwer zu stoppen. Barton wirkte wie üblich unauffälliger als sein Gegenüber Chase Adams, erzielte trotz Sonderbewachung aber immerhin 13 Punkte und legte fast unbemerkt zwölf Assists auf.

Agieren statt reagieren

Nach einem starken Saisonbeginn nun also der erste härtere Nackenschlag. Ein Spiel das leicht zur Blaupause werden könnte für den kommenden Gegner, denn auch die Heidelberger ziehen den größten Teil ihres bisherigen Erfolgs aus einer starken Defensive. Für Kapitän Andreas Kronhardt ist klar, was sich bis Sonntag ändern muss: „Wir haben gegen Hanau nur reagiert, in Heidelberg müssen wir es sein, die den ersten Schritt machen“, sagt er. „Wir sind eine Mannschaft, die schnell lernt.“