Basketball

Nur noch begrenzt kreditfähig

Basketball Das Schaulaufen am Samstag gegen Ehingen wird für die Knights zum letzten Charaktertest in einer Saison, in der einiges schieflief. Von Bernd Köble

„Als Trainer hast du nicht auf alles Einfluss“: Mauricio Parra und seine Mannschaft erlebten in Quakenbrück am vorletzten Spielt
„Als Trainer hast du nicht auf alles Einfluss“: Mauricio Parra und seine Mannschaft erlebten in Quakenbrück am vorletzten Spieltag einen rabenschwarzen Abend.Foto: Rolf Kamper

Unwissenheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe. Unwissenheit hätte Kirchheims Basketballern am Samstag bestenfalls als Heißmacher dienen können. Doch als im Krimi in der Karlsruher Europahalle der Showdown begann, hockten die Ritter 500 Kilometer weiter nördlich in der Quakenbrücker Artland-Arena bereits mit hängenden Köpfen in der Kabine. Mit einem 85:82 gegen Heidelberg haben die Karlsruher das Fernduell um die Play-offs am vorletzten Spieltag vorzeitig für sich entschieden. Bis es so weit war, gab es für die Kirchheimer allerdings keinen Grund, nicht an diese letzte Chance zu glauben.

Zumindest auf ihren Headcoach Mauricio Parra wirkte die Nachricht vom Sieg der Badener wie eine nachträgliche Erlösung. Ein „Was-wäre-gewesen-wenn“ blieb ihm damit auf gnädige Weise erspart. Nicht so die 40 Minuten zuvor auf dem Parkett im Artland. Da musste Parra durch und dabei feststellen, dass man als 46-jähriger Coach in seinem Sport längs noch nicht alles kennt. Eine Dreier-Quote des Gegners von knapp unter 80 Prozent zur Pause, das war auch für den weit gereisten Spanier basketballerisches Neuland. Am Ende fiel die Quote zwar auf irdische 60 Prozent, doch gefühlt rauschte an diesem Abend so gut wie jeder Wurf der Drachen zischend durch die Reuse.

Damit muss man als Mannschaft nicht zwangsläufig rechnen. Damit rechnen können hätte man allerdings schon. Schließlich war es bereits der dritte Erfolg der Dragons binnen zwei Monaten, bei dem die Hundert-Punkte-Marke fiel. Selbst Spitzenreiter Chemnitz erlebte im Februar ein Dreier-Gewitter, das dem am Samstag kaum spürbar nachstand. Klar: Solche Tage gibt es. Bisher konnten auch sie nichts daran ändern, dass die Knights mit im Schnitt 75 kassierten Punkten pro Spiel in dieser Saison als eine der vier besten Defensiv-Mannschaften der Liga aus dem Ring steigen. Ein Dreier mit der Hand im Gesicht des Werfers, hat Parra einmal sinngemäß gesagt, ist in der Regel entschuldbar. Am Samstag waren es ein paar Gesichter zu viel und ein paar Hände zu wenig.

Ob es nun für einen versöhnlichen Familienabend am letzten Spieltag zu Hause reicht oder erst der Anfang eines schleichenden Zerfalls auf der Zielgeraden war, wird man am kommenden Samstag wissen. Die Ausgangslage verheißt nichts Gutes: Gegner Ehingen - die Überraschung schlechthin in dieser Saison - liefe bei einer Niederlage Gefahr, Platz sechs zu vergeigen und damit in der ersten Runde womöglich auf Angstgegner Hamburg zu treffen, gegen den man zweimal hoch verlor. „Wir werden jetzt an Stolz und Anstand appellieren“, stellt Mauricio Parra seiner Mannschaft die Charakterfrage, und Geschäftsführer Christoph Schmidt meint: „Wir werden ganz genau hinschauen, wer an diesem Abend wie auftritt.“ Statt Play-off-Termine zu organisieren gilt es für Schmidt nun, die Saison abzuwickeln und die wichtigste Frage zu klären: Bleibt der Trainer? Nach dem letzten Spiel am Wochenende soll möglichst rasch eine Entscheidung fallen. Parra selbst sagt: „Gut möglich, dass wir noch in dieser Woche Klarheit schaffen.“