Basketball

Parra setzt Unterschrift unter Vertrag

Basketball Der 46-jährige Spanier bleibt für ein weiteres Jahr Headcoach der Kirchheim Knights. Dabei hofft er, dass sich eine Saison, die von Verletzungspech geprägt war, nicht wiederholt. Von Bernd Köble

Partner für ein weiteres Jahr: die kaufmännische Geschäftsführerin der Knights, Bettina Schmauder, Sportchef Christoph Schmidt,
Partner für ein weiteres Jahr: die kaufmännische Geschäftsführerin der Knights, Bettina Schmauder, Sportchef Christoph Schmidt, Headcoach Mauricio Parra und Gesellschafter Stefan Schmauder (von links).Foto: Markus Brändli

Stehen oder sitzen - im Sport definiert man auf diese Weise persönlichen Erfolg und Hierarchien. Das gilt nicht nur für Spieler, sondern auch für Trainer. Grobe Fehler muss sich Mauricio Parra beim Wechsel in den „aufrechten Gang“ - um in seinem selbst entworfenen Bild zu bleiben - nicht ankreiden. Der Rollenwechsel vom langjährigen Assistant Coach zum Cheftrainer bei den Knights, vom „Mitwirkenden“ in Topklubs wie Berlin und Oldenburg zum „Gestalter“ in der zweiten Liga war ein großer Lernprozess, wie er selbst behauptet. Mit dem gestern unterzeichneten Vertrag für die kommende Saison erhält Parra nun die Chance, diesen Prozess in Kirchheim weiterzuführen.

Sein Hauptmotiv: zu beweisen, was in einer Saison, die normal verläuft, möglich ist. Eine klare Handschrift, der rote Faden, eine lineare Entwicklung - das alles hätte er in seinem ersten Jahr in Kirchheim gerne gezeigt. „Unseren besten Basketball werden wir nicht vor Weihnachten spielen“, hatte Parra im Oktober verkündet und da­rauf vertraut, dass die Pechsträhne nach dem Kreuzbandriss von Konstantin Ebert und kleinerer Blessuren zu Beginn irgendwann reißen würde. Stattdessen wurde er monatelang zum Mangelverwalter, weil sich Verletzungen häuften, sich anders entwickelten als erwartet und Neuzugänge nicht das brachten, was man sich erhofft hatte. Am Ende blieb Platz zwölf und die Enttäuschung angesichts verpasster Play-offs. Auch wenn Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt vor einem Trugbild warnt: „Wenn wir nicht überperformen, ist das der Platz, wo wir ehrlicherweise hingehören.“

Das Beste aus einer Saison wie dieser zu machen, ist nicht gleichbedeutend mit attraktivem Basketball, das weiß auch Parra. „Wir haben häufig nicht das Tempo geboten, das Fans gerne sehen“, sagt er. Nur zwei Mannschaften erzielten in dieser Saison weniger Punkte als die Knights. Allerdings gab es auch nur zwei Teams, die weniger kassierten. Das spielerische Konzept den Erfordernissen anzupassen, stand in dieser Saison weithin sichtbar über allem. Meist hieß das: dem Gegner das Leben so schwer wie möglich machen.

Taktisch, räumt Parra ein, würde er heute manches anders anpacken. Klar ist aber auch: Der Spanier wird seinen Stil nicht grundlegend ändern. Er ist geprägt von Trainern, deren Weg zum Erfolg stets über eine starke Defensive führte, wie er selbst zugibt. Deshalb verspricht der 46-Jährige: „Wir werden im neuen Jahr aggressiver, physischer und mit mehr Tempo verteidigen.“

Dafür das passende Personal zu finden, darum geht es ab sofort. Tim Koch, Andreas Kronhardt und Keith Rendleman heißen die drei Gesetzten. Für Kronhardt und Koch geht der Trainingsbetrieb weiter, während ihre amerikanischen Kollegen längst auf Heimaturlaub sind. Beide Deutsche haben Defizite aufzuholen. Kronhardt kämpft seit vergangenem Sommer mit der Doppelbelastung durch Beruf und Sport. Für Tim Koch, den Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt scherzhaft als den „wertvollsten Neuzugang“ bezeichnet, geht es nach viermonatiger Verletzungspause darum, den Anschluss wieder zu finden.

Gut möglich, dass man auch Kevin Wohlrath bald wieder in Kirchheim antreffen wird. Der 24-Jährige, der vergangenen Sommer aus dem Oldenburger Nachwuchsprogramm zu den Rittern stieß, könnte eine zweite Chance bekommen. Zwar ließ Wohlrath sein großes Talent nur gelegentlich aufblitzen, doch Trainer und Sportchef sind von seinem Potenzial überzeugt. „Kevin hat zuvor in Oldenburg auf Erstliga-Niveau trainiert, aber nur Pro B gespielt“, wirbt Mauricio Parra um Geduld. „Der Schritt zum Starter in der Pro A war für ihn groß in diesem Jahr.“

LED-Banden ab Sommer

Noch größer sind die Aufgaben, die die Knights im Frühjahr fast schon gewohnheitsmäßig vor der Brust haben. Der Lizenzantrag für die Pro A wird diese Woche noch verschickt. Finanzchefin Bettina Schmauder spricht von „positiven Signalen“ was noch ausstehende Sponsorenverträge betrifft. Nach den Standkörben in diesem Jahr werden die Knights ab Sommer der nächsten Forderung der Liga nachkommen müssen: Werbebanden mit LED-Technik. Zuvor unternimmt man im Juni den zweiten Versuch, mit den Junior-Partnern aus Stuttgart und Esslingen die Qualifikation für die JBBL zu überstehen und damit ein weiteres Kriterium der zweiten Liga in Sachen Nachwuchsarbeit zu erfüllen.

Und über allem schwebt in Kirchheim das große Thema Halle. Wie lange die Sporthalle Stadtmitte als Zweitliga-Provisorium noch zu halten sein wird, weiß niemand genau. „Wir brauchen eine Lösung, so viel steht fest“, sagt Bettina Schmauder.