Basketball

Spieglein, Spieglein an der Wand

Basketball Mit den Knights und Heidelberg treffen morgen am Neckar zwei Mannschaften aufeinander, die sich in vielen Bereichen frappierend ähnlich sind. Von Bernd Köble

Die beiden Topscorer der Pro A im direkten Duell: Im Dezember hatte Rhondell Goodwin (links) gegen Shy Ely mit 25 Punkten die Na
Die beiden Topscorer der Pro A im direkten Duell: Im Dezember hatte Rhondell Goodwin (links) gegen Shy Ely mit 25 Punkten die Nase vorn. Das Spiel gewannen jedoch die Heidelberger.Foto: Tanja Spindler

Es geht darum, etwas gutzumachen, und es geht um eine Botschaft: Wir können den Teams an der Spitze nicht nur das Leben schwer machen, wir können auch gewinnen. Dass es dabei morgen gegen den langjährigen Kirchheimer Trainer geht, ist nur noch eine Randgeschichte. Die Wunde war tief, die die Academics aus Heidelberg Anfang Dezember ins Kirchheimer Fleisch schlugen. Der Exklusiv-Spieltag in der Stuttgarter Scharrena hätte zum Leuchtfeuer werden sollen, das in die Zukunft weist. Der Plan ging gründlich schief. Eine Halbzeit lang wurden die Ritter nach allen Regeln der Kunst seziert. Als sie dem Gegner endlich die Stirn boten, war es zu spät. Ein 68:81, das am Ende schmerzhafter war, als es die nackte Zahl auszudrücken vermochte.

Mauricio Parra hat trotzdem den Finger in die Wunde gelegt und seinen Jungs das Video noch mal vorgespielt. „Wir haben viel analysiert“, sagt Kirchheims Trainer, „und geschaut, wo sie verwundbar sind.“ Wichtigste Grundregel: keinen Fehler wiederholen. Im Hinspiel hatten sich alle auf Heidelbergs Topscorer Shy Ely konzentriert. Am Ende war es Jaleen Smith, der den Knights mit 26 Punkten die Bude einwarf. Einziger Trost: Besser als in dieser Halbzeit, die 52:25 endete, war der Gegner danach nie mehr.

Heidelberg und Kirchheim - da liegt morgen vieles ganz nah beieinander. Die zwei defensivstärksten Teams der Liga, die beiden gefährlichsten Werfer: Zwischen Kirchheims Rhondell Goodwin (17,8 Punkte pro Spiel) und Heidelbergs Shy Ely (17,6) passt an der Spitze des Liga-Rankings kein Blatt. Unterm Korb kämpfen mit Knights-Center Keith Rendleman (5,6 Rebounds pro Spiel) und Phillipp Heyden (5,4) ebenfalls zwei Meister ihres Fachs auf Augenhöhe.

Im Kern verzeichnen die Academics den höchsten Altersdurchschnitt in der Pro A. Das Heidelberger „Herzstück“ mit Ely, Palm, Heyden und Oppland ist durchweg 30 Jahre oder älter. Eine Frage des Blickwinkels, ob man in diesem Kontext von Alter oder Erfahrung sprechen will. Parra tut Letzteres. „Ihr Spiel ist sehr kompakt und kontrolliert, mit einer geringen Fehlerquote“, sagt er. Tatsächlich ist Heidelberg die Mannschaft, die sich in der Liga die wenigsten Ballverluste leistet. Direkt dahinter auf Platz zwei: die Kirchheimer.

Wie es am Sonntag klappen könnte, hat Nürnberg gezeigt. Die Mannschaft, die vor drei Wochen den ersten von zwei Kirchheimer Heimsiegen in Folge ermöglicht hat. Bei der überraschenden 71:79-Heimniederlage gegen die Franken offenbarte die Mannschaft von Frenkie Ignjatovic ihre größte Schwäche: eine katastrophale Bilanz von 16:33 Rebounds. Keine Mannschaft hat sich in dieser Saison weniger Abpraller geangelt als der Tabellenvierte. „Dass wir in der Luft nicht die Stärksten sind, wissen wir“, sagt Frenkie Ignjatovic, der auch weiß, worauf es am Sonntag ankommen wird: „Dass wir eine Antwort finden auf die Kirchheimer Zonenpresse.“ Während Ignjatovic keinen Grund hat, am Erreichen der Play-offs zu zweifeln, muss sein Kollege Parra rechnen. Von Platz sieben trennt die Knights weiterhin nur ein Sieg, und die direkten Konkurrenten warten noch. Kirchheims Trainer bleibt cool: „Die Play-offs“, sagt er, „werden nicht in Heidelberg entschieden.“