Basketball

Tanz auf dem finnischen Vulkan

Basketball Knights-Coach Anton Mirolybov reißt bei der Niederlage gegen Heidelberg schon früh der Geduldsfaden. Die Mannschaft stört das nicht. Von Bernd Köble

An der Seitenlinie kaum zu beruhigen: Knights-Coach Anton Mirolybov sah zu Beginn gegen Heidelberg eines der schwächsten Viertel
An der Seitenlinie kaum zu beruhigen: Knights-Coach Anton Mirolybov sah zu Beginn gegen Heidelberg eines der schwächsten Viertel seiner Mannschaft.Foto: Tanja Spindler

Eines muss man Kirchheims Korbjägern lassen: Auf der Skala möglicher Emotionen haben sie bereits jetzt - sechs Spieltage vor Schluss - die volle Bandbreite ausgeschöpft. Platz für Langeweile bleibt da immerhin nicht. Weder in guten noch in schlechten Zeiten. Am Samstag war wieder einmal Tristesse verordnet und Kirchheims Coach Anton Mirolybov ist so etwas wie der personifizierte Lackmustest auf das, was sich auf und neben dem Parkett abspielt.

Des Trainers Gesichtsfarbe analog zum Geschehen ist für die Spieler in der Regel zuverlässiger Indikator und funktionierendes Frühwarnsystem. Was am Samstag nach knapp drei Minuten Spielzeit gegen Heidelberg über die Kirchheimer Bank hereinbrach, war dann aber doch ein Donnerwetter bisher nicht gekannten Ausmaßes. Der Tanz auf dem finnischen Vulkan hatte da schon einen Tick zu lange gedauert und Mirolybovs Ausbruch nach der ersten Auszeit beim Stand von 0:7 schien selbst die Halle für einen kurzen Moment verstummen zu lassen.

Dass sich seine Mannschaft im Anfangsviertel derart überrumpeln ließ und auch danach kaum ein Mittel fand gegen einen Gegner, der bärenstark verteidigte und seine Freiräume eiskalt nutzte, brachte den Trainer lange nicht auf Normaltemperatur. „Wir sind in der Defensive heute wieder nicht als Team aufgetreten“, musste er feststellen. „Dass wir danach nicht aufgegeben haben, ist das einzig Positive.“ Trotz eines zeitweiligen 16-Punkte-Rückstands vor der Pause kamen die Ritter tatsächlich noch einmal zurück und standen beim 48:50 sogar kurz vor dem Ausgleich. „Wenn Tim den Dreier trifft“, musste Heidelbergs Coach Fenkie Ignjatovic hinterher gestehen, „dann weiß ich nicht, was passiert wäre.“

Dass die Academics nach einer kurzen Phase der Orientierungslosigkeit fast mühelos die Zügel wieder anzogen und trotz des vermeintlich knappen 82:76 am Ende nicht mehr ernsthaft in Gefahr gerieten, ist ein Beweis für die momentane Stärke des Tabellendritten. „Wir haben viel riskiert und werden jetzt dafür belohnt“, meint Ignjatovic mit Blick auf Wackelkandidaten wie Shy Ely, der vor der Saison lange verletzt war und sich rechtzeitig zu einer sicheren Stütze entwickelte.

Für Anton Mirolybov und die Knights werden die Freischüsse auf dem Weg zu den Play-offs weniger. Am kommenden Doppelspieltag müssen Punkte her. Erst am Freitag zu Hause gegen Nürnberg, dann am Sonntag in Paderborn. Immerhin: An Grundfesten gerüttelt hat die Niederlage am Samstag offenkundig nicht. „Wir müssen nichts Grundsätzliches verändern“, stellt Kirchheims Coach klar. „Wir müssen die einfachen Dinge besser machen.“ Der Einzug in die Finalrunde der besten Acht ist noch immer zu schaffen. Zwei Punkte beträgt der Rückstand. In vier der noch ausstehenden sechs Begegnungen geht es gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellenviertel. „Wir dürfen nicht nur auf unsere Heimspiele setzen“, sagt Mirolybov. „Wir brauchen endlich eine Serie.“