Basketball

Tempo auf Brettern, Ruhe am Abzug

Basketball In Zeiten von Olympia können Ski- und Korbjäger viel voneinander lernen, wie die Prunksitzung mit Kölner Jecken am vergangenen Samstag zeigt. Von Bernd Köble

Ratlos unter Teck: Was war das denn? Kölner Reaktionen nach einer ersten Halbzeit, in der die Gäste regelrecht an die Wand gespi
Ratlos unter Teck: Was war das denn? Kölner Reaktionen nach einer ersten Halbzeit, in der die Gäste regelrecht an die Wand gespielt wurden.Foto: Tanja Spindler

Eigentlich ist ja Olympia. Und eigentlich hätte sich Finnlands Biathlon-Star Kaisa Mäkäräinen vor dem Sprint am Samstag nur Rat bei ihrem Landsmann holen müssen. Sie tat es nicht, und deshalb feierten die Deutschen mit Goldmarie Laura Dahlmeier gleich zum Auftakt den ersten Sieg, und die Finnen gingen leer aus. Wie man Tempo bolzt auf Brettern und den Finger am Abzug trotzdem ruhig hält, damit hätte der Basketballtrainer Anton Mirolybov, wie die meisten Finnen ein Wintersport-Fan und großer Schweiger, Samstagnacht ein Buch füllen können. Er beließ es bei wenigen Sätzen: „Solche Momente gibt es. Das macht den Unterschied zum Spiel in Chemnitz aus.“

Was Mirolybov damit sagen wollte: Nicht jeder Tag, an dem Glocken läuten, ist ein Sonntag. Auch in Chemnitz hatte seine Mannschaft einen beherzten Kampf geliefert. Nur diesmal strich sie den Lohn dafür ein. Spiele wie das gegen Köln sind seltene Sternstunden, das weiß auch der Trainer. Und doch ist das 93:56 nach der samstäglichen Prunksitzung kein Zufallsprodukt. Hamburg, Chemnitz, Köln - an den zurückliegenden beiden Wochen lässt sich ein Trend ablesen. Spieler wie Tim Koch oder Keith Rendleman erreichen wieder Normalform. Elijah Allen und Andi Kronhardt sind mit ihrer Routine entscheidende Stabilitätsfaktoren und mit Barton und Collins ziehen zwei im Spielaufbau die Fäden, die in der Liga auf dieser Position zum Besten zählen. Hart gearbeitet wurde immer. „Jetzt haben die Jungs wieder Spaß“, sagt Mirolybov, der trotz des jüngsten Offensivfeuerwerks nichts an seiner Grundhaltung ändert. „Diese Würfe fallen nicht in jedem Spiel, aber eine Defensive wie am Samstag gibt uns die Chance, Spiele zu gewinnen.“

Für diese Defensive war bis dahin der Gegner bekannt. Doch die Kölner wurden von der Gangart der Gastgeber derart überrascht, dass nur die Rolle des staunenden Zuschauers blieb. „Gegen diese Abwehr hilft nur Tempo, das wussten wir“, sagt Kirchheims Trainer. „Das war der Plan in den ersten 20 Minuten.“ Ein Plan, der aufging, weil am Samstag jeder seine Rolle kannte und mit Corban Collins und Charles Barton das richtige Personal für Überfälle aller Art zur Verfügung stand.

Kölns erstligaerfahrener Coach Denis Wucherer musste eingestehen, dass seine Mannschaft darauf nicht vorbereitet war. „Das Kirchheim richtig heiß laufen kann, ist ligaweit bekannt“, meinte er. „Wenn man in dieser kleinen Halle mit diesem Publikum so früh zurückliegt, wird es schwer.“ In Zahlen: 29:60 zur Pause. Der Rest war entspannte Abendunterhaltung. Hätte nicht ein Kirchheimer mehr auf dem Parkett gestanden als Knights-Trikots verfügbar waren, der Tabellenvierte hätte vermutlich nicht einmal die 50-Punkte-Marke geknackt. Die 14 Zähler von Besnik Bekteshi, dem einzigen waschechten Kirchheimer im gesamten Spiel, retteten die Rheinländer vor einer noch schlimmeren Blamage.

Anton Mirolybov jedenfalls verbrachte eine geruhsame Nacht und den Sonntag mit Olympia vor dem Fernseher. Biathlon-Gold ging wieder an die Deutschen. Finnland ging leer aus. Hätten sie ihn besser mal gefragt.