Basketball
Testpanne wirft Fragen auf

Basketball Irrläufer gleich im Dutzend: Nach den falschen Testergebnissen im Heidelberger Team fragt man sich nicht nur am Neckar, wie sicher die Corona-Schnelltests sind. Von Bernd Köble

Immerhin: Matthias Lautenschläger hat seinen Humor nicht verloren. „Wenn wir aus jeder Quarantäne mit vier Siegen zurückkommen, nehmen wir das gerne mit“, meint der Manager der Academics aus Heidelberg mit einem bitteren Lächeln. Am Mittwoch nächster Woche trifft der Tabellenzweite der Pro A in Kirchheim auf die Knights. Zum Duell der beiden momentan formstärksten Teams in der 2. Basketball-Bundesliga. Ein Spiel, das kurzzeitig auf der Kippe stand, denn noch am Dienstag hatten sich die Academics auf ihre bereits dritte Zwangspause seit Saisonbeginn vorbereitet.

Frenkie Ignjatovic sitzt an diesem Nachmittag schon im Auto auf dem Weg zur Halle, als ihn Lautenschlägers Anruf erreicht. „Dreh um, du bist vermutlich positiv“, sagt der am Telefon. Was Heidelbergs Headcoach im selben Moment durch den Kopf schießt, ist nicht das Spiel gegen die Artland Dragons, das in wenigen Stunden beginnen soll und das kurz darauf abgesagt wird. Es ist seine gesundheitlich angeschlagene Frau und sein Sohn, der kurz vor Prüfungen steht und die er nun womöglich gefährdet. „Ich bin gedanklich schon daheim in den Keller gezogen“, sagt er.

Was war passiert? Sechs von insgesamt 15 obligatorischen Schnelltests in der Mannschaft am Tag des Spiels waren positiv. Weil dies auch dem Arzt, der dabei war, merkwürdig vorkam, wurde noch einmal getestet - mit dem gleichen Ergebnis. Das Spiel wurde daraufhin sofort abgesagt. Der Gegner aus Quakenbrück, der nach seiner Begegnung am Sonntag in Nürnberg nach Heidelberg weitergezogen war und dort zwei Tage trainiert hatte, reiste unverrichteter Dinge wieder ab. Dann die überraschende Nachricht: Die Ergebnisse der PCR-Tests, die wesentlich zuverlässiger sind und im Anschluss genommen wurden, sind allesamt negativ. Falscher Alarm.

Wie kann das sein? Man habe Kontakt aufgenommen zum Hersteller der Schnelltests, sagt Matthias Lautenschläger. Eine mögliche Erklärung: Die Flüssigkeit, in der die Teststäbe nach dem Abstrich getaucht werden, war verunreinigt. Das würde auch erklären, weshalb die zweite Testreihe ebenfalls falsch lag, weil dabei Flüssigkeit aus demselben Fläschen verwendet wurde. Ob sein Vertrauen in das, was die Liga für sicher hält, dadurch erschüttert sei? Nein, meint Lautenschläger. „Wir werden bei der Liga nun allerdings beantragen, dass mit einem neuen Test-Kit nachgetes- tet werden darf. Falls ein abweichendes Ergebnis vorliegt, auch ein drittes Mal.“

Zwölf falsche Tests - „Das ist natürlich ein extremer Fall“, meint auch der Geschäftsführer der Knights in Kirchheim, Chris Schmidt. Keine gute Geschichte, findet er, weil es das Vertrauen in ein Mittel untergrabe, das in der Gesellschaft eigentlich anerkannt sei, bis hin zu Pflegeheimen. „Sorgen machen wir uns deshalb keine.“ Die Schnelltests, die die Liga für alle Mannschaften vor Spielen vorschreibt, hält Schmidt trotzdem für ein wichtiges Mittel, damit überhaupt gespielt werden kann.

Auch bei der 2. Liga in Köln sieht man keinen Grund für eine Kurskorrektur. „Der Fall ist natürlich sehr ärgerlich“, sagt Geschäftsführer Christian Krings. „Er wird uns jedoch nicht von unserem eingeschlagenen Weg abbringen.“ Krings betont, man sehe in den Testungen am Spieltag weiterhin einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Spieler. Auch auf die Überlegungen, die Play-offs in dieser Saison möglicherweise zu streichen und eine einfache Haupt- runde auszutragen, habe dies keinen Einfluss.

Matthias Lautenschläger jedenfalls freut sich auf ein spannendes Spiel am kommenden Mittwoch in Kirchheim. „Das absolute Spitzenspiel“, findet er, „wenn es nach der augenblicklichen Formkurve geht.“ Der Frage, wie sicher der Spielbetrieb für die Mannschaften ist, begegnet der Manager mit Galgenhumor. „Wie man sieht, viel zu sicher“, meint er. „Wir sind alle negativ und blasen trotzdem ein Spiel ab.“