Basketball

Upgrade auf der Brian-Position?

Basketball Elchingens Kapitän Brian Butler steht offenbar kurz vor einem Wechsel unter die Teck. Die eine Seite hält sich bedeckt, die andere schäumt. Von Bernd Köble

Brian Butler in seiner Lieblingspose: 2017 gewann der 27-Jährige den ligaübergreifenden Dunking-Contest, der jährlich im Rahmen
Brian Butler in seiner Lieblingspose: 2017 gewann der 27-Jährige den ligaübergreifenden Dunking-Contest, der jährlich im Rahmen des All Star Days veranstaltet wird.Foto: Horst Hörger

Er ist einer, den man ungern ziehen lässt. Nicht unbedingt wegen seiner spielerischen Virtuosität, auf jeden Fall jedoch wegen der Show, die er bietet. Brian Butler ist ein Basketballer für die Adrenalin-gesättigten Momente auf dem Court. Einer, der krachende Dunks als Eigenmarke verkauft - athletisch, sprunggewaltig, emotional. In anderen Worten: ein Typ, der genau das verkörpert, was dem Spiel der Knights in der vergangenen Saison gefehlt hat. Ein Bonus obendrauf: Der Publikumsliebling und Kapitän des letztjährigen Pro-B-Meisters aus Elchingen hat einen deutschen Pass und ist in Augsburg geboren.

Jetzt steht der 27-jährige Flügelmann offenbar kurz vor einem Wechsel nach Kirchheim. Dort will man die Personalie zur Stunde weder bestätigen noch dementieren. Doch wie so oft in solchen Fällen, hat das, was man nicht sagt, die größte Aussagekraft. „Wir sind an einem Punkt, wo wir dazu keinen Kommentar abgeben können“, meint Knights-Geschäftsführerin Bettina Schmauder. Sie sagt auch: „Brian Butler ist ein Spieler, der zweifellos interessant ist.“

Etwas deutlicher wird man da schon auf der Gegenseite. Bei den Scanplus Baskets in Elchingen herrscht mächtig dicke Luft. Die Mannschaft, die in der Pro B vor Wochen in der ersten Play-off-Runde scheiterte und den Aufstieg als Ziel für die kommende Saison ausgegeben hat, droht auseinanderzubrechen. Neben Butler zieht es auch Spielmacher Marko Krstanovic zu neuen Ufern, obwohl beide noch einen gültigen Vertrag haben. Elchingens Sportdirektor Dario Jerkic hat Kirchheims Ritter daher zum neuen Feindbild erkoren. Dass man einen Spieler mit Vertrag abwerbe, sei nicht akzeptabel, meinte Jerkic gestern am Telefon. Er will das Thema bei der Ligatagung Ende des Monats zur Diskussion stellen. „Wir müssen uns darüber unterhalten, wofür Verträge eigentlich da sind.“

Unverständnis in Kirchheim

Bei den Knights reagiert man auf die Vorwürfe mit großem Unverständnis. „Wir respektieren Verträge und haben eine Einigung mit Elchingen von Anfang an vorausgesetzt,“ sagt Knights-Sportchef Chris Schmidt, der sich zurzeit noch in Ägypten aufhält. Schmidt: „Das ist nicht unser Thema, sondern eines zwischen Spieler und Verein.“ Glaubt man Dario Jerkic, ist es selbst dort inzwischen keines mehr. Auch für Neu-Coach Igor Perovic sei die Sache durch. „Für mich und unseren Trainer ist der Fall erledigt. Brian wird hier nicht mehr spielen - egal, ob er geht oder bleibt.“

Sportlich wäre der 1,96 Meter große Small Forward für die Knights ohne Zweifel ein Gewinn und - wenn man so will - ein Upgrade auf der „Brian-Position.“ Nach dem voraussichtlichen Karriere-Ende von Kapitän Brian Wenzel käme mit Brian Butler ein ähnlicher Typ. Einer der den Ofen in der Halle anheizen kann und nebenbei abliefert: In der vergangenen Saison legte Butler, der von 2013 bis 2015 bereits zwei Spielzeiten lang für Ehingen in der Pro A spielte, in 25 Spielen 12,6 Punkte und 6,8 Rebounds auf. Der „Dunking-König,“ zu dem ihn die Fans an der Donau gekürt haben, nahm wie einige andere Spieler aus der Region vor zwei Wochen am offenen Trainingscamp teil, das Knights-Headcoach Mauricio Parra in Kirchheim angeboten hatte.

Würde der Deal besiegelt, wären die Knights auf den deutschen Positionen besser aufgestellt denn je. Nach den Verpflichtungen des Ulmers Till Pape und des College-Rückkehrers Nico Brauner wäre Butler der siebte Deutsche im Team, obendrein der nächste mit Starterqualitäten.

Das Los der Kleinen

Es ist Äpfel mit Birnen verglichen, auch wenn in beiden Fällen die Bälle rund sind. Wenn Elchingens Sportdirektor Dario Jerkic den Vergleich von Basketball mit dem Fußball bemüht, indem er die stringenteren Verhaltensregeln der weit lukrativeren Nummer eins im bezahlten Sport herbeisehnt, dann mag er recht haben, dass dort andere Gesetze gelten. Allerdings weniger, was Moral und Anstand betrifft, als vielmehr Finanzströme, die vertraglich verankert sind. Für einen Spielerwechsel bei noch laufendem Kontrakt werden selbst im zweitklassigen Fußball horrende Ablösesummen fällig. Für kleinere Vereine, die erfolgreich ausbilden, ist das die Luft, die das Schlauchboot im Fahrtstrom der großen Kreuzer über Wasser hält. Ähnliches ist im deutschen Basketball die Ausnahme und auch dann nur zu vergleichsweise lächerlichen Tarifen.

Jerkics Frust mag verständlich sein. Mit seinem Plan, da­raus einen Tagesordnungspunkt bei der nächsten Ligasitzung zu stricken, wird er freilich nur ein müdes Lächeln ernten, solange daran keine klaren Forderungen nach einem gerechten Transferausgleich verbunden sind. Was er mit dem Ausverkauf einer Mannschaft mit vielen talentierten Spielern zurzeit erlebt, ist Liga-Alltag - nicht mehr und nicht weniger. Ein Alltag, den man nur an wenigen Standorten besser als in Kirchheim kennt. Unbekannte Spieler kommen, erfolgreiche gehen - das ist das Los der Kleinen, die auf den richtigen Riecher statt aufs dicke Portemonnaie setzen müssen. Eine Regel, die quer durch alle Spielklassen gilt. Das kann man bedauern, es als moralisch verwerflich darzustellen, ist bestenfalls unprofessionell.

Umgekehrt lässt sich feststellen: Knights-Sportchef Chris Schmidt und sein Headcoach Mauricio Parra beweisen, dass sie als Team prächtig harmonieren. Geräuschlos, effizient und mit Ergebnissen, die Hoffnung machen, dass der Zweitliga-Standort Kirchheim auch im kommenden Jahr konkurrenzfähig sein wird. Sportlichen Erfolg garantiert das alles nicht, denn das ist eine ganz andere Geschichte.