Basketball

Wirkt schnell, löst den Druck und befreit

Basketball Der Sieg der Knights gegen Nürnberg kommt zur rechten Zeit. In den kommenden Wochen sind Stabilität und innere Stärke gefragt. Von Bernd Köble

Das musste raus: So wie Teambetreuer Jörg Mathes ging es am Samstagabend nach der Schlusssirene vielen in der Halle. Nach einem
Das musste raus: So wie Teambetreuer Jörg Mathes ging es am Samstagabend nach der Schlusssirene vielen in der Halle. Nach einem packenden Spiel war die Erleichterung riesig.Foto: Tanja Spindler

Die große Ruhe vor dem Sturm? Von wegen. Einen Tag, bevor Orkantief „Sabine“ vielerorts den Sportbetrieb lahmlegte, haben Kirchheims Basketballer das Großsegel gesetzt. Zurück in den Play-off-Rängen war nur eine Meldung nach dem beeindruckenden 88:80-Sieg am Samstag gegen Nürnberg. Eine andere: Wir sind bereit, für das, was kommt. Jena, Leverkusen, Heidelberg, Chemnitz und Bremerhaven - auf die Knights warten Hammerwochen gegen die besten Teams an der Spitze. Danach bleibt nur noch ein Restprogramm mit drei Begegnungen bis zum Ende der Hauptrunde am 4. April.

Das Gute daran: Mit Auftritten wie am Samstag gegen Nürnberg sind Überraschungen nicht ausgeschlossen. Gäste-Coach Ralph Junge jedenfalls brauchte lange, ehe er einsehen musste: „Kirchheim war über 40 Minuten die konstantere Mannschaft.“ Dabei hatte er und mit ihm wohl auch zahlreiche Fans in der Halle das sichere Gefühl: Das war‘s noch lange nicht, als es mit einer Kirchheimer Acht-Punkte-Führung in die Pause ging. Zwar konnte Junge am Samstag nicht auf seine stärks­­­te Formation bauen. Mit Marcell Pongo und Jackson Kent fehlen den Nürnbergern seit Wochen zwei wichtige Stützen. Wie viel Qualität auch ohne die beiden in der Mannschaft steckt, zeigten allerdings zuletzt drei Siege in Folge, inklusive hundert Punkte auswärts gegen Hagen.

David Rösch zerbrach sich am Samstag darüber keinen Kopf. Er merkte schnell, dass seine Mannschaft nach dem mühsamen Sieg gegen Schalke bereit war für den nächsten Schritt. Kevin Wohlrath, der mit rudernden Armen die Fans aufstachelte, obwohl die schon längst auf den Rängen standen, oder Brian Butler, der nach knapp einer halben Stunde Spielzeit eine Premiere erlebte, als nach 13 Punkten sein Name kurzzeitig als Topscorer auf der Anzeigetafel stand. Es war ein weiter Weg. Am Samstag scheint der 28-Jährige in der Pro A endgültig angekommen zu sein. Sein Trainer hat nie daran gezweifelt. ­„Brian ist der vielleicht am meis­ten unterschätzte Spieler“, sagt David Rösch. „Er ist eine Naturgewalt, wenn er an sich glaubt.“

McCloud mit dem Sieger-Gen

Dass Jalan McCloud in dieser Liga keiner unterschätzt, liegt an Spielen wie diesen. Voll ins Risiko zu gehen, wenn andere zögern, Mut zu zeigen, wenn ein Spiel auf der Kippe steht, das sind Eigenschaften, die den kleinen Amerikaner nicht zum ersten Mal in dieser Saison zum Siegfaktor stempelten. Ein Offensiv-Rebound, ein Dreier im spielentscheidenden Moment, zum Abschluss vier sicher verwandelte Freiwürfe - die letzten neun Punkte in dieser Partie gingen allesamt aufs Konto des Publikumslieblings, dessen Name so lange aus den Boxen dröhnte, bis Hallensprecher Daniel Zirn die Stimme versagte.

David Rösch, der an der Seitenlinie Höllenqualen durchlitt, zollte seiner Mannschaft am Ende Respekt. „Wir hatten heute immer eine Antwort, wenn Nürnberg zurückkam“, meinte er. „Wer am Ende einer derart harten Woche so einen raushaut, der verdient ein großes Lob.“ Einziger Schönheitsfehler aus Kirchheimer Sicht: Zwei Punkte fehlten, um nach dem 91:100 im Hinspiel nach zweimaliger Verlängerung auch den direkten Vergleich für sich zu entscheiden. Das wäre nach diesem Spiel aber auch des Guten zu viel gewesen.

„Sabine“ wirbelt Spielpläne durcheinander

Auf Nummer sicher gingen gestern die Basketballklubs in Hagen und Trier. Zwei der drei Sonntagsspiele fielen dort dem anrückenden Orkantief „Sabine“ zum Opfer. Besonders ärgerlich, weil erst kurzfristig entschieden, war die Spielabsage für die Academics aus Heidelberg, die zum Sprungball um 17 Uhr in der Arena Trier erwartet wurden. „Als wir in die Halle einmarschiert sind, haben wir erfahren, dass nicht gespielt wird,“ sagt Heidelbergs Coach Frenki Ignjatovic. Sechs Stunden Hin- und Rückfahrt für die Katz - „Da hätten wir den Sonntag lieber zum Training genutzt“, meint Heidelbergs Coach. Die Entscheidung des Arena-Betreibers fiel erst kurz vor 15 Uhr in Absprache mit der Feuerwehr. „Wir hatten leider keine Handhabe mehr“, sagt Triers Geschäftsführer Andre Ewertz.

In Hagen fiel die Entscheidung bereits um 13.30 Uhr, nachdem sich die Wetterprognosen verschlechtert hatten. Dank des kurzen Anfahrtsweges blieb Gegner Paderborn eine unnötige Reise erspart. Glücklich war man aber auch in der Krollmann-Arena nicht: „Wir hatten Catering bestellt für 200 Gäste“, sagt Hagens Sprecherin Christina Schröer.

Ersatz ist trotz des engen Terminkalenders bereits gefunden: Die Heidelberger machen sich schon am morgigen Mittwoch erneut auf den Weg nach Trier. Hagen empfängt am spielfreien Karnevalssonntag Paderborn. bk