Basketball

Zum Reha-Aufenthalt an den Neckar

Basketball Den Knights fehlt noch immer die nötige Stabilität. Morgen in Heidelberg treffen die Kirchheimer auf einen Gegner, der frühreif wirkt. Von Bernd Köble

Will die zweite Niederlage in Folge vermeiden: Kirchheims Coach Anton Mirolybov. Foto: Markus Brändli
Will die zweite Niederlage in Folge vermeiden: Kirchheims Coach Anton Mirolybov. Foto: Markus Brändli

Ein Doppel-Spieltag, der für Bewegung sorgt in der Tabelle: Nach dem Wochenende und den beiden da­rauffolgenden Feiertagen dürften sich in der Basketball-Pro A erstmals deutlichere Konturen abzeichnen. Drei Siege, zwei Niederlagen - mit Heidelberg, Hanau, Köln und Kirchheim kämpfen gleich vier Teams punktgleich um den Anschluss an die Spitze. Zwei davon treffen morgen im direkten Vergleich aufeinander: Vom Gastspiel der Knights in der Universitätsstadt am Neckar erhoffen sich beide Trainer Antworten auf dieselben Fragen: Was ist der gute Saisonstart wert? Wie stabil ist die Mannschaft wirklich?

Zuletzt gingen beide Seiten daheim leer aus, wobei die knappe Heidelberger Niederlage gegen Hamburg weniger nachdenklich stimmte, als die der chancenlosen Kirchheimer gegen Hanau. Knights-Coach Anton Mirolybov nimmt seine Mannschaft in Schutz. „Wir mussten in der Vorbereitung viele Abkürzungen nehmen“, sagt der Coach. „Da ist es völlig normal, dass in Drucksituationen nicht sofort Automatismen greifen.“

Was also fehlt, ist Sicherheit und ein funktionierender Notfallplan. In der zweiten Hälfte in Baunach, beim Heimerfolg gegen Crailsheim und auch beim dritten Sieg in Nürnberg haben die Ritter gezeigt, wie es funktionieren kann. Hanau war ein schwerer Rückschlag oder wie Geschäftsführer Chris Schmidt es formuliert, ein „Denkzettel zur rechten Zeit“. Spektakuläre Erfolge wie gegen Crailsheim und vergleichsweise leichte zwei Punkte wie in Nürnberg seien gefährlich, weil sie dazu verleiten, die falschen Schlüsse zu ziehen. „Am Sonntag geht es darum, dass die Mannschaft eine Reaktion zeigt“, sagt Schmidt, „unabhängig vom Ergebnis.“

Radikaler Schnitt im Sommer

Dass die Heidelberger der passende Gegner sein könnte, um Kirchheimer Aufbauarbeit zu unterstützen, dem widersprechen zumindest die Fakten. Fakten, die viele Experten überraschen. Während bei hoch gewetteten Teams wie Chemnitz, Trier oder Köln der Motor noch kräftig stottert, lief es bei den Academics vom Start weg rund, sieht man von der Niederlage am zweiten Spieltag gegen Spitzenreiter Vechta einmal ab. Dabei musste das Team von Frenkie Ignjatovic mit sieben neuen Kräften und einem Durchschnittsalter von 23,3 Jahren im Sommer einen radikalen Schnitt verschmerzen. „Bis Sonntag waren wir tatsächlich sehr zufrieden,“ sagt Ignjatovic mit Blick auf die knappe Heimniederlage gegen Hamburg.

Mag sein, dass es zum Alltagsgeschäft eines jeden Trainers gehört, den Gegner starkzureden, der 51-Jährige jedenfalls geht mit gebremstem Optimismus ins Duell mit seinem Ex-Klub. „Ausländer kommen und gehen“, sagt Ignjatovic. „Den Kern der Mannschaft halten die Kirchheimer aber über Jahre zusammen. Das macht ihre Stärke aus.“ Die Stärken des Gegners richtig einzuschätzen, fällt beiden Seiten schwer. Heidelberg startet vermutlich erstmals mit einer Neubesetzung auf der Guard-Position, weil für Jelani Hewitt die Saison bereits gelaufen ist. Der 26-Jährige, der zuvor in Köln und Jena unter Vertrag stand, riss sich am dritten Spieltag nach vier Minuten das Kreuzband. Damit verlieren die Akademiker weiter an Erfahrung. Neuzugang Carson Puriefoy (23), der gegen Hamburg am Sonntag acht Minuten Einsatzzeit bekam, ist zumindest hierzulande ein unbeschriebenes Blatt und nach einem Kreuzbandriss im Sommer ebenfalls Rekonvaleszent auf dem Weg zurück in die Normalität.

Ely der Erfahrenste

Erfahrenste Stütze im Team ist damit Shooting-Guard Shy Ely (30), der im zweiten Jahr nach seiner Rückkehr an den Neckar mit 12,4 Punkten und 3,2 Assists als zweitbester Scorer hinter US-Forward Evan McGaughey (3,6 Punkte/7 Rebounds) notiert ist. Ein besonderes Auge dürften die Knights morgen auf den 23-jährigen Niklas Würzner werfen. Der Filius des Heidelberger Oberbürgermeisters, der als Zweitbesetzung in der Spielmacherrolle bisher auf 9,6 Punkte und drei Vorlagen kam, hat in seiner Entwicklung den wohl größten Sprung verzeichnet. In den Play-offs im Frühjahr war er gegen Kirchheim der Mann für die Nadelstiche.

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Heidelberger Protest vor Schiedsgericht

Derselbe Fehler wie Knights-Trainer Anton Mirolybov im Spiel am Samstag gegen Hanau unterlief auch Hamburgs Coach Hamad Attarbashi im ersten Viertel gegen Heidelberg: die Einwechslung eines vierten Ausländers. Anders als in Kirchheim wurde der Fehler bemerkt und regelgerecht mit einem technischen Foul geahndet. Allerdings erst nachdem beide Teams einen Angriff erfolgreich abgeschlossen hatten.

Weil das Spiel knapp mit 74:71 für die Hanseaten endete und Jonathon Williams im besagten Angriff einen Dreier erzielte, legten die Heidelberger Protest gegen die Spielwertung ein. Begründung: Der Fehler hätte sofort den Schiedsrichtern angezeigt und das Spiel umgehend unterbrochen werden müssen.

Der verzögerte Informationsfluss über den Kommissar am Schiedsgericht, der ebenfalls zu spät informiert worden sei, bezeichnet Liga-Spielleiter Henrik Fronda zwar als unglücklich. „Wir sehen momentan aber keinen Fehler der Schiedsrichter, der eine Neuansetzung rechtfertigen würde.“ Heidelbergs Coach Frenkie Ignatovic sieht das anders: „Was wäre, wenn sich diese Szene in der Schlussminute ereignet hätte?“, fragt sich der Trainer. Mit dem Protest muss sich nun das Zweitliga-Schiedsgericht befassen.bk