Basketball

Zurück an der Front

Basketball Die erste Liga war jahrelang sein Revier. Jetzt will Igor Perovic nach seiner Auszeit und einem sportlich erfolgreichen Jahr in Elchingen den Knights in der Pro A den Weg weisen. Von Bernd Köble

Viel Erfahrung mit erst 46 Jahren: Kirchheims neuer Trainer Igor Perovic ist ein Mann, der eher leisen Töne, doch einer, dem man
Viel Erfahrung mit erst 46 Jahren: Kirchheims neuer Trainer Igor Perovic ist ein Mann, der eher leisen Töne, doch einer, dem man zuhört. Foto: Eibner

So schnell macht ihm keiner was vor. Was den Umgang mit dem Ball angeht, bringt es Igor Perovic noch immer zur Meisterschaft, und das nicht nur auf dem Basketball-Court. Vermutlich hätte er es nie so weit gebracht wie sein Landsmann und Vorbild Novak Djokovic, doch wenn er in seiner zweiten Leidenschaft - dem Tennis - einen Platz betritt, dann lehrt er auch mit dem Filzball selbst versierte Gegner häufig das Fürchten.

Kirchheims neuer Headcoach ist einer, der im Basketball eine Menge erreicht hat. Als Spieler bei europäischen Topklubs, als Bundesligaprofi mit mehr als 200 BBL-Einsätzen in der Rolle des Spielmachers und als Headcoach, der sechs Jahre lang die Tigers aus Tübingen in der ersten Liga über Wasser hielt. Um es mit den Worten von Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt auszudrücken, verschafft ihm das einen Bonus, der in jeder Mannschaft zum Tragen kommt: natürliche Autorität. Als Zerberus an der Seitenlinie wird man den 46-jährigen Serben selten erleben. Genauso wenig wie als den Kumpeltypen, der nach der Schlusssirene die Nähe zur Mannschaft sucht. Seine Fähigkeit, die richtige Balance zu finden, zeichnet ihn aus. Deshalb sagt er: „Probleme mit Spielern, das hatte ich noch nie.“

Das Wichtigste jedoch: Perovic brennt wieder auf Erfolge. Das hat er zuletzt bei den Scanplus baskets in Elchingen bewiesen, die er bei seinem Comeback im Profigeschäft nach seiner Auszeit wegen eines Burnouts vor fünf Jahren auf Anhieb in der Pro B zum Aufstieg führte. Dass es dazu aus wirtschaftlichen Gründen nicht kam, hatten andere zu verantworten. Jetzt ist er dort, wo er eigentlich vor drei Jahren schon hätte sein sollen, zumindest wenn es nach den Knights gegangen wäre. Nach dem Abschied von Michael Mai war Perovic Wunschkandidat der Kirchheimer. Doch der entschied sich für den Posten als Nachwuchs- coach beim Ulmer Erstligisten. Dafür kam Anton Mirolybov. „Es war eine Entscheidung für die Familie“, sagt Perovic, der nach wie vor mit seiner Frau in Ulm lebt. Die beiden Töchter standen damals kurz vor dem Abitur. „Der Verein hat mir Sicherheit und einen unbefristeten Vertrag gegeben“, sagt Perovic. „Das war, was damals gezählt hat.“

Jetzt zählen andere Dinge. Mit Kirchheim ein schlagkräftiges Team an den Start zu schicken und Schwächen der vergangenen Saison zu beheben. Er hat alle Spiele der Knights auf Video verfolgt. „Die Mannschaft hatte viel Offensivqualität“, sagt er. „Aber die Defensive war schlecht. Das müssen wir ändern.“ Das heißt: Aus Fehlern lernen, schließlich ist das Team auf sechs deutschen Positionen unverändert geblieben. „Die Jungs haben viel Potenzial und bewiesen, dass sie es können“, sagt Perovic. „Jetzt gilt es, daran zu arbeiten und die Lücken mit den richtigen Leuten zu füllen.“ Von den Qualitäten eines Nico Brauner ist der neue Trainer überzeugt. Er mag Typen mit Biss, solche, die nie aufgeben. Wer den deutschen Guard auf der Position des Spielmachers unterstützen soll, wird sich vermutlich erst spät entscheiden. Von der Rolle, die er selbst jahrelang bekleidete, hat er jedenfalls eine klare Vorstellung: mannschaftsdienlich und defensivstark - so hat ein guter Playmaker zu sein.

Perovic hat Vertrag für ein Jahr. Etwas anderes ist in Coronazeiten ohnehin kaum denkbar. Ob er Kirchheim als Durchgangsstation zurück in die erste Liga sieht? Er ist Wohneigentümer in Ulm, fühlt sich wohl im Südwesten. „Ich will auf professionellem Niveau arbeiten und versuchen, gute Spieler besser zu machen“, sagt er. „Alles andere ist mir egal.“

Keine Zukunft für Brian Butler

Fast alle deutschen Stammkräfte haben die Knights für die neue Saison gehalten - fast alle. Für Brian Butler, der dank seiner spektakulären Spielweise und einer klaren Formsteigerung in der zweiten Saisonhälfte die Sympathien der Fans genoss, stehen die Zeichen auf Abschied. Sein Vertrag wird nicht verlängert.

Der 28-jährige Flügelspieler wird zum Opfer der corona-bedingten Sparmaßnahmen. Weil die Knights im Oktober mit nur zehn statt elf Spielern an den Start gehen werden, gilt für die Position ein anderes Anforderungsprofil. „Wir brauchen eine Mischung aus Athletik, wie sie Brian eingebracht hat und Wurfgefahr aus der Distanz“, sagt Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt. Den Kandidaten dafür gibt es offenbar schon. Die nächste von insgesamt vier noch ausstehenden Neuverpflichtungen soll in dieser Woche noch vorgestellt werden.bk