Fussball Bezirksliga

Applaus und eine Notbremse per Hand

Fußball-Bezirksliga Die SGEH sorgt am ersten Spieltag mit einem 4:1 über den TSV Weilheim für Furore, während der TV Neidlingen von den Fildern einen Punkt mitbringt. Von Reimund Elbe

Meist einen Schritt schneller: Die SGEH (in Blau) hat Landesliga-Absteiger TSV Weilheim demonstriert, dass auch in der Bezirksli
Meist einen Schritt schneller: Die SGEH (in Blau) hat Landesliga-Absteiger TSV Weilheim demonstriert, dass auch in der Bezirksliga ein rauer Wind herrscht.Foto: Carsten Riedl

Rund 220 Zuschauer, deutlich angenehmere Temperaturen als an vielen anderen Spielstätten und ein echter Coup: Für die Sportgemeinschaft Erkenbrechtsweiler/Hochwang bot die erste Bezirksliga-Partie in dieser Saison Traumhaftes. Dieter Hiller versammelte gestern Nachmittag gegen 16.45 Uhr sein Team nach dem erstaunlichen 4:1 über Landesliga-Absteiger TSV Weilheim noch kurz auf dem Platz im Hardtwaldstadion. In kurzen, knackigen Sätzen spendete der SGEH-Chefcoach seiner Mannschaft verbalen Applaus.

Das positive Urteil Hillers umfasste dabei beide Halbzeiten. Der erste Spielabschnitt lief gar unter der Kategorie Furore-Fußball. 4:0 führte die Sportgemeinschaft gegen die Limburgstädter zur Pause. „Für den ersten Spieltag hat unser Spielverständnis schon sehr gut funktioniert“, reihte sich Florian Lenuzza freudig in die Liste der Positivdenker ein. Der kickende SGEH-Pressesprecher sorgte selbst mit dem Treffer zum 4:0 kurz vor dem Seitenwechsel für klare Verhältnisse.

Für eine bemerkenswerte Szene sorgte Schiedsrichter Sebastian Künkele aus Upfingen: In der 26. Minute entschied der Unpartei­ische zunächst auf Abseits, nachdem Marco Lude den Ball gedankenschnell nach einem Abpraller vom Pfosten über die Linie gedrückt hatte. Nach einigen Sekunden Überlegungsphase revidierte Künkele plötzlich seine Entscheidung und gab den Treffer zum 1:0. „Der Schiri hatte wohl einen Weilheimer Spieler auf der Linie übersehen, der das Abseits aufhob“, sagte SGEH-Kicker Florian Lenuzza. Weilheims Abteilungschef Paul Schrievers zeigte Verständnis für den Referee, auch wenn die Verärgerung bei den Gästen im ersten Moment groß war. „Es ist das gute Recht eines Schiedsrichters, eine Entscheidung zu revidieren, auch wenn die Situation nicht ganz klar war,“ meinte Schrievers. „Die Niederlage an dieser Szene festzumachen, wäre sowieso zu billig.“.

Weilheims Trainer Benjamin Geiger haderte indes gewaltig mit dem Spiel seiner Elf: „Die erste Halbzeit war null Prozent bezirksligatauglich.“ Dass er in der Halbzeit gleich dreimal verletzungsbedingt wechseln musste, raubte ihm weiter die gute Laune. „Wir werden noch drei bis vier Wochen brauchen, bis alle Automatismen greifen, diese Phase wird für uns knüppelhart“, schwant Geiger nichts Gutes.

Das I-Tüpfelchen im negativen Sinne war der Platzverweis für den einzigen TSVW-Torschützen, Toni Carfagna. Das übermotivierte Einsteigen in einen Zweikampf wertete Schiedsrichter Sebastian Künkele als gelbwürdig für den bereits in der ersten Halbzeit mit einer Karte vorbelasteten Weilheimer. „Eine Kurzschlussaktion. Sein Ausfall in der kommenden Partie gegen Neckartailfingen macht die Sache für uns nicht einfacher“, betont Geiger.

Ganz anders die Stimmungslage bei der Sportgemeinschaft. Sie hat jetzt bereits so viele Zähler wie in der vergangenen Runde nach vier Partien. Kommenden Sonntag soll Keeper-Neuzugang Mohammad Tello wieder an Bord sein - gestern musste nochmals Ersatz-Schlussmann Jürgen Rechner ran, der seinen Job absolut souverän erledigte.

 

 

Kölle trifft Tor und Latte

Nah dran an einem Auswärtscoup war gestern Nachmittag der TV Neidlingen. Das sah auch Neuhausens Trainer Erol Türkoglu so. „Patrick wird mit dem Unentschieden wohl nicht zufrieden sein“, vermutete der ehemalige Regionalliga-Akteur des SC Pfullendorf schmunzelnd. Und Türkoglu lag nicht falsch. „Wir spielten fast 45 Minuten in Überzahl“, rekapitulierte Neidlingens Spielertrainer Patrick Kölle das enge Match auf dem Fildern. „Aus diesem personellen Vorteil auf dem Platz haben wir zu wenig gemacht.

Kurios dabei, die Geschichte zum Platzverweis für FVN-Kicker Nico Vlassakidis. Nach einem hoch gespielten Pass der Neidlinger auf Lukas Pflüger unterband der Grieche die Aktion kurz vor dem auf den Ball lauernden TVN-Kicker mit einer Handabwehr außerhalb des Strafraums. „Es war sozusagen eine Notbremse mit der Hand, ich musste ehrlich gesagt auf dem Platz auch kurz schmunzeln“, fasste Patrick Kölle seine Eindrücke zusammen.

Schiedsrichter Thomas Glaser zögerte keinen Augenblick, zückte Rot. „Eine Kurzschlussreaktion unseres Spielers“, beurteilte Erol Türkoglu die ungewöhnliche Abwehrstrategie in der 48. Minute. Patrick Kölle traf gestern einmal ins Tor (45.), jedoch einmal nur die Latte - Mitte der zweiten Halbzeit per Schuss von der Strafraumgrenze. Die Neidlinger waren am Ende trotzdem nicht unzufrieden. „Auch wenn wir einige Spielzüge nicht sauber zu Ende gespielt haben, insgesamt gesehen war unser Auftritt in Ordnung“, befand Kölle.

Eislingen bleibt cool

Ganz und gar gegensätzlich verlief der erste Spieltag der neuen Saison für die vier Bezirksliga-Neulinge. Der FC Eislingen blieb trotz Hitze cool, servierte im Nachbarschaftsduell den FTSV Kuchen 7:2 ab und übernahm damit die Tabellenführung. Wacker schlug sich Mitaufsteiger FV Vorwärts Faurndau bei der Nullnummer in Neckartailfingen. Reichlich Luft nach oben haben dagegen der FV Plochingen (0:1 gegen den TV Nellingen) sowie die SpV 05 Nürtingen. „Die Trauer hält sich im Rahmen. Wir haben gegen eine sehr starke Mannschaft verloren“, bilanzierte SpV-Abteilungsleiter Armin Rieger nach der ersten Bezirksligapartie in der Vereinsgeschichte, die gegen den FC Donzdorf mit 0:2 endete.