Fussball Bezirksliga

Grand mit vier sticht noch nicht richtig

Fußball Die Teckvereine in der Bezirksliga laufen den eigenen Erwartungen noch hinterher und überwintern bedrohlich nahe am Tabellenkeller. Von Klaus Schlütter

Wer hat bei den Bezirksligisten aus der Teckregion die Trümpfe in der Hand (von links oben nach rechts unten): Michel Forzano, Dieter Hiller, Robin Jaksche oder Patrick Kölle? Montage: Melina Pohl

Die Fußball-Bezirksliga Neckar/Fils - im bisherigen Saisonverlauf ein Grand mit vier aus dem Teckrevier. Doch die Trümpfe stachen selten. Das Quartett durchlief die Hinrunde eher wie ein Vierzylindermotor mit Fehlzündungen. Der VfL Kirchheim (9. Platz) und der TV Neidlingen (10.), die SGEH (13.) und die SF Dettingen (15.) überwintern als regionale Viererkette in der unteren Tabellenhälfte, gefährlich nahe an oder in der Abstiegszone.

Trotzdem fällt eine Bewertung für die erste Saisonhälfte sehr unterschiedlich aus. Jede Mannschaft ist unter anderen Voraussetzungen angetreten. Abgänge waren zu verkraften, neue Spieler zu integrieren, die einen mehr, die anderen weniger. Im Verlauf der Runde entstanden Engpässe und Formkrisen, verursacht durch Verletzungen oder aus anderen Gründen.

VfL Kirchheim

Gemessen an der ruhmreichen höherklassigen Vergangenheit, der Größe der Stadt, den Erwartungen der Fans und dem dritten Platz in der Vorsaison ist Rang acht in der drittuntersten Liga eine Enttäuschung. Doch dafür gibt es Gründe: Die Mannschaft befindet sich im Umbruch. Der neue Trainer Michel Forzano musste etliche junge, unerfahrene Spieler einfügen. Hinzu kam ungeahntes Verletzungspech, mitunter fehlten bis zu zwölf Spieler. Große Formschwankungen und im November eine Serie von vier Niederlagen hintereinander waren die Folge. Der Traum vom Wiederaufstieg wird sich in dieser Saison noch nicht erfüllen. Der Rückstand auf Spitzenreiter 1. FC Frickenhausen beträgt bereits 21 Punkte.

Abteilungsleiter Oliver Klingler weiß: „Die Landesliga käme zu früh für uns. Wir werden im Sommer ein paar Jungs von unserer starken A-Jugend in den Kader übernehmen, noch zwei oder drei gestandene Spieler holen und dann angreifen.“ An den dafür nötigen Mitteln soll es nicht fehlen. „Uns geht es gut“, sagt Klingler mit einem Lächeln. Offenbar spielt das Weilheimer Landesliga-Dilemma den „Blauen“ finanziell in die Karten. Denn der VfL-Chef fügt vielsagend hinzu: „Wir haben jahrelang in ihrem Schatten gelitten.“

TV Neidlingen

„Wir sind das wehrhafte gallische Dorf in der Bezirksliga“. Dieser Spruch von Ex-Abteilungsleiter Marlon Lamour trifft die Lage unterm Reußenstein. Für den kleinsten Ort in der Liga (1 800 Einwohner) ist der Mittelfeld-Platz im zweiten Bezirksliga-Jahr aller Ehren wert. „Nach einem Fehlstart haben wir eine starke Aufholjagd hingelegt“, freut sich Steffen Kuch, der „Sechser“ im Team, seit Mai auch Lamours Nachfolger als Fußballchef. Für ihn waren die Heimsiege gegen Donzdorf und Köngen (jeweils 3:1) die Highlights der Vorrunde. „Sehr ärgerlich“ fand er die beiden 1:5-Schlappen gegen Kirchheim, „wünschenswert“ mehr spielerische Konstanz. Die Frage nach dem Saisonziel beantwortet er realistisch, obwohl es bei 25 Pluspunkten auf dem Konto fast nach Understatement klingt: „Unser oberstes Ziel bleibt, die Klasse zu halten.“

Die Mannschaft um Spielertrainer und Torjäger Patrick Kölle (13 Treffer), Kapitän Martin Kirschmann und „Vize“ Dennis Heilemann ist gefestigt. Personelle Änderungen für die Rückrunde sind nicht vorgesehen. Mit einer Ausnahme: Im Tor löst Max Schmid, Rückkehrer vom FV 09 Nürtingen, Andreas Gienger ab. Der bisherige Schlussmann zieht zur Polizeiausbildung nach Bayern.

SGEH

Höhenluft genießt die SGEH momentan nur aufgrund der geografischen Lage. Tabellenmäßig ist Schnappatmung angesagt: Die Älbler starten am 10. März gegen Köngen auf dem ersten Abstiegsplatz in die Rückrunde. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, sagt ein leicht enttäuschter Sven Laderer in Erinnerung an den beachtlichen sechsten Tabellenplatz in der vergangenen Saison. Der Abteilungsleiter führt das maue Abschneiden vor allem auf die Abgänge von Marco Parrotta (nach Oberensingen) und Biran Darboe (nach Weilheim) zurück: „Sie haben im Angriff ein Loch hinterlassen.“

Es dauerte eine Weile, bis sich das verjüngte und von Verletzungen geplagte Team gefunden und eingespielt hatte. Dieter Hiller, im dritten Jahr Trainer: „Wir konnten nie dieselbe Elf aufbieten. Erst in den letzten Spielen wurde aus der Mannschaft ein Kollektiv. Endlich greifen die Automatismen. Die Jungen machen Hoffnung. Ich bin von ihrem Entwicklungspotenzial überzeugt.“ Laderer nickt zustimmend: „Wenn wir den positiven Lauf der letzten Spiele in die Rückrunde mitnehmen, werden wir die Klasse halten.“

SF Dettingen

Im Juni 2017 feierten die Sportfreunde den Aufstieg mit einer Vergnügungsfahrt im Ausflugszügle. Mit dem heimlichen Traum, „irgendwann mal wieder Zügle zu fahren“, startete Thomas Beller in die Saison. Kann er haben, der Dettinger Spielleiter. Dumm nur, dass das Zügle diesmal rückwärts zuckelt. Die Rote Laterne in Richtung Kreisliga hängt am drittletzten Waggon.

Die Misere mit massiven Verletzungsproblemen begann bereits beim Teckbotenpokal in Weilheim. Spielertrainer Robin Jaksche, Joachim Weber, Florian Gautsch - drei Leistungsträger wurden zu Langzeitpatienten. Dazu gesellten sich im Verlauf der Runde weitere Ausfälle wie die von Co-Spielertrainer Coskun Isci (verletzt) oder Daniele Attorre, den es zum AC Catania zog. „Wir hatten einen guten Kader, aber dagegen waren wir machtlos“, sagt Beller und macht sich nichts vor: „Mit nur zwölf Punkten sind wir erster Abstiegskandidat. In der Rückrunde müssten wir 28 Punkte holen, um uns zu retten.“

Erfreulich nur, dass die Moral trotzdem zu stimmen scheint. Normalerweise brechen Mannschaften in solchen Situationen auseinander. In Dettingen ist das offenbar nicht der Fall. Deshalb bleibt ein Fünkchen Hoffnung auf ein Happy End.

Der VfL hat sich kräftig verstärkt

17 Runden sind gespielt, noch 15 stehen aus. Die Rückrunde in der Bezirksliga, die am 2. Dezember begann, geht am 10. März weiter - mit teilweise verändertem Personal. Auch bei den Teckklubs läuft ein winterliches Wechselspiel.

Der VfL Kirchheim hat an der Transferfront heftig zugeschlagen. Neu verpflichtet wurden Innenverteidiger Sasa Lukic (32), früher bei der TG Kirchheim und dem AC Catania, zuletzt Beograd Stuttgart, Stürmer Meksud Colic (26) von Calcio Echterdingen, der Ex-Kirchheimer Mittelfeldmann Gerson Damanti (20) vom TSV Bad Boll und Außenverteidiger Serdar Helvaci (19) vom TSV Weilheim.

Beim TV Neidlingen steht künftig Max Schmid für den abgewanderten Andreas Gienger im Kasten.

Die SGEH verliert Abwehrspieler Fabian Knoll an den TSV Grafenberg sowie Alessio Setzu an Catania Kirchheim.

Bei den SF Dettingen tut sich bis auf den Abgang von Daniele Attorre zum AC Catania Kirchheim bisher nichts. „Wer kommt in der Winterpause schon zu einem möglichen Absteiger“, fragt sich ein leicht frustrierter Spielleiter Thomas Beller.ks