Fussball Bezirksliga

Katerstimmung in Kirchheim

Fußball-Bezirksliga Nach der gestrigen 1:3-Niederlage im Spitzenspiel beim TSV Deizisau muss der VfL Kirchheim nun auch den TSV Weilheim als Titelkonkurrenten fürchten. Von Reimund Elbe

Unterschiedlichste Gefühlswelten an der Hinteren Halde: Während die Deizisauer feiern, schleicht Kirchheims Dominik Cseri bedröp
Unterschiedlichste Gefühlswelten an der Hinteren Halde: Während die Deizisauer feiern, schleicht Kirchheims Dominik Cseri bedröppelt davon. Foto: Genio Silviani

Es sollte der krönende Abschluss des Jahres durch die Rückeroberung der Tabellenspitze werden. Doch es wurde zu einem Deja-vu-Erlebnis. Für den VfL Kirchheim setzte es auch im zweiten Saisonspiel gegen den TSV Deizisau eine Niederlage. „Anders als im Hinspiel, bei unserem 2:1-Sieg, haben wir diesmal das Spiel dominiert“, beurteilte Deizisaus Thomas Stiehl das gestrige Geschehen in der Hinteren Halde. Ein 4:1 oder 5:1 sei sogar drin gewesen.

Was die Einheimischen den fast 300 Zuschauern im Hit des letzten vollständigen Bezirksliga-Spieltags des Jahres boten, gefiel dem Titel-Kontrahenten aus der Teckstadt verständlicherweise weniger. Das frühe Pressing raubte den VfL-Kickern in vielen Situationen die Option eines kontrollierten Spielaufbaus. „Frust und Enttäuschung“ herrschte deshalb laut VfL-Abteilungsleiter Marc Butenuth nach dem Abpfiff in der Kirchheimer Kabine vor. Statt als Spitzenreiter in die Winterpause zu entschwinden, fehlen nach der 1:3-Niederlage nun vier Punkte auf den Liga-Ersten. In der 85. Spielminute sorgte Deizisaus Angreifer Alessane Braun in der Hinteren Halde mit dem Treffer zum 3:1 für klare Verhältnisse. Wenig Trost verschaffte den Teckstädtern, dass Kapitän Marcel Helber per „Traumtor“ (Butenuth), einem Schuss aus rund 20 Metern Entfernung in den linken, oberen Torwinkel, traf.

Marc Butenuth gibt sich in Sachen Meisterschaftsrennen kämpferisch, zumal der VfL eine Partie weniger als der Tabellenführer ausgetragen habe. „Aber es wird ein sehr enges Rennen“, prophezeit der Kirchheimer Funktionär. Der zweite Sieg über den VfL macht derweil den Deizisauern Appetit. „Wir waren schon zweimal in der Landesliga und hätten gegen einen dritten Aufstieg nichts einzuwenden“, sagt Stiehl augenzwinkernd.

Weilheim „zum Zehnten“

Dabei könnte das Spitzenduo noch Besuch bekommen. Landesliga-Absteiger TSV Weilheim verblüfft von Woche zu Woche immer mehr. Das 4:1 in Neckartailfingen sorgte für das zehnte Spiel in Serie ohne Niederlage. „Es läuft“, stellt der Sportliche Leiter Armin Sigler fest - ein Satz, aus dem auch Genugtuung spricht. Nach missratenem Auftakt sahen Unkenrufer den TSVW schon vor dem freien Fall in die Kreisliga A. Für das neu erwachte Selbstbewusstsein spricht, dass die Weilheimer gestern einen 0:1-Rückstand scheinbar locker wegsteckten. Simon Kottmann sorgte mit dem 1:1 nach einer halben Stunde für die Wende. Nach der Pause spielte sich das Team von Benjamin Geiger in einen Rausch.

Besonderer Augenblick in der 66. Minute: Kapitän Benjamin Schmitz feierte nach mehr als halbjähriger Zwangspause sein Comeback. Im Frühjahr hatte sich der Defensivakteur im Landesliga-Match gegen den TV Echterdingen das Kreuzband gerissen. „Er hat sogar fast noch ein Tor gemacht“, freute sich Armin Sigler.

Verzichten mussten die Weilheimer beim klaren Triumph im Neckartal auf Julian Gundelsweiler. Der Mittelfeldakteur hat ein Zweitspielrecht für das deutsche Futsal-Topteam TSV Weilimdorf, mit dem er am Wochenende in der Regionalliga im Einsatz war. „Die Winterpause kommt uns nach unserer Positivserie nun eigentlich ungelegen“, so Sigler knitz.

„Otto“ feiert Traumeinstand

Vier Tore auswärts? Die Neidlinger legten sogar gestern im Vergleich zum Lokalrivalen Weilheim noch einen Treffer drauf. Das 5:0 in Plochingen erbrachte besondere Geschichten. Kurios beispielsweise, dass die Neidlinger im Hinspiel exakt mit diesem Resultat daheim gegen den Neuling verloren hatten. „Wiedergutmachung exakt geglückt“, stellte Spielertrainer Patrick Kölle strahlend fest. Lukasz Majowski schrieb die nächste Story. Bis zum 3. Dezember nach seinem Vereinswechsel aus Jebenhausen gesperrt, traf der Routinier gleich doppelt. „Nach seiner langen Zwangspause war Otto richtig heiß, er ist für uns ein ganz wichtiger Spieler“, so Kölle - „Otto“ werde der Stürmer in Neidlingen laut Kölle genannt, um Verwechslungen mit Lukas Pflüger zu vermeiden.

Noch eine Besonderheit: Die Neidlinger blieben zum ersten Mal in dieser Runde ohne Gegentor. Und: Der Chef persönlich sorgte letztendlich für die Schlusspointe. Patrick Kölle schoss den Ball nach einem Abstimmungsproblem in der FVP-Deckung humorlos zum 5:0 unter die Latte.

SGEH wie entfesselt

Die Sportgemeinschaft Erken­brechtsweiler/Hochwang haute gestern nach fünf sieglosen Partien regelrecht einen raus. 7:0 gegen den TV Nellingen - die SGEH verteidigte damit auch den zweiten Platz in der Heimtabellen-Statistik. Marc Weger hat eine interessante Erklärung für die SGEH-Heimstärke. „Unser Rasen ist in einem extrem guten Zustand, so können wir unser technisch orientiertes Aufbauspiel besser durchziehen“, sagte der Spielführer nach dem überragenden Auftritt.

Besonders viel Schulterklopfen gab es für Gökhan Demir. Am 10. Oktober hatte sich der Angreifer beim Gastspiel bei der SPV 05 Nürtingen verletzt, der Wiedereinstieg glückte perfekt. „Sein Mitwirken hat uns gutgetan“ lobte Kapitän Weger den Rückkehrer. Äußerst rund schloss auch SGEH-Angreifer Kevin Rieke das Fußballjahr ab. Der Eingewechselte schoss Saisonstreffer Nummer 15 und schloss damit in der Liga-Hitliste zum Zweitplatzierten Meksud Colic vom VfL auf.