Weilheim. Am wenigsten Zähler, die schlechteste Defensive, die zweitgeringste Torausbeute: Statistikdeuter kommen beim TSV Weilheim schnell zu einem fundierten Urteil: schlimmer geht’s kaum noch. Dass der Fußball-Landesligist mit zwölf Partien am Stück ohne Sieg auch noch aktueller Rekordhalter in einer weiteren speziellen Berechnung ist, setzt eine weitere Pointe.
Das Lachen ist den meisten beim TSVW freilich längst vergangen. Vor der Partie gegen den Tabellenzweiten Nafi Stuttgart am Sonntag (14.30 Uhr) sind unter der Limburg keine Mutmacher in Sicht. So ist neben dem Negativtrend auch die Personaldecke weiter dünn. „In Bonlanden hatte ich wenigstens noch vier Feldspieler und einen Keeper auf der Bank, gegen Stuttgart werden es womöglich nur drei Feldspieler sowie ein Torwart sein“, lautet die Hochrechnung von Weilheims Trainer Benjamin Geiger. Anleihen aus der „Zweiten“ oder den U19-Junioren seien somit durchaus ein Thema.
Kein Grund zum Müßiggang - findet der Chefcoach. „Uns im Verein ist allen klar, dass der letzte Tabellenplatzes nicht zufriedenstellend ist“, sagt Geiger, „doch der größte Fehler wäre es doch in dieser Situation, nur noch negativ zu denken.“ Was angesichts der jüngsten 1:7-Demontage beim Neuling SV Bonlanden aber selbst dem Coach nicht leichtfällt. „Wir müssen diese Niederlage komplett ausblenden und uns an die besseren Auftritte in dieser Runde erinnern“, wünscht sich der TSVW-Trainer, auch wenn es „kein leichtes Unterfangen“ sei.
Multikultitruppe mit Potenzial
Positivdenken wird vonnöten sein, denn der Gegner reift aktuell zum Titelkandidaten. Tabellenplatz zwei und der beste Sturm sind Indizien, dass Nafi Stuttgart, einst unter dem Namen Hilalspor in der Landeshauptstadt bekannt, überdurchschnittliche Qualitäten aufweist. „Die Mannschaft ist technisch stark“, weiß Geiger, umso wichtiger sei es am Sonntag, dass seine eigenes Team an die Grenze gehe.
Bereits in der Landesliga-Premierensaison 2017/2018 hatte das Multikulti-Team mit Abschlusstabellenplatz fünf sein Potenzial angedeutet. Spielertrainer ist Damir Bosnjak (fünftes Jahr), der das Team aus der Kreisliga A bis in die Landesliga führte. Im Understatement tun sich die Stuttgarter derweil leicht. „Klassenerhalt“ wurde als offizielles Ziel ausgerufen.
Mit Franco Petruso (30) kam im Juli vom Oberligisten SV Göppingen ein klassischer Torjäger. Sein Name steht sinnbildlich für höhere Ambitionen des Vereins. Der Italiener kickte einst mit dem FC Heiningen auf Landesligaebene gegen den TSV Weilheim. Petruso ist mit vier Treffern allerdings derzeit nicht der erfolgreichste Nafi-Stürmer, Teamkollege Emre Yildizeli traf einmal mehr.
Ungewöhnlich: Zwölf verschiedene Torschützen zeichneten für die bislang 37 Saisontreffer der Stuttgarter verantwortlich, ein Beweis für die Unberechenbarkeit. Acht Punkte Rückstand weist der TSVW-Gegner gegenüber Spitzenreiter TSG Hofherrnweiler-Unterrombach auf. Der Liga-Erste kickt am Sonntag zeitgleich in Bayern beim Tabellensiebten TSV Buch.Reimund Elbe