Fussball Landesliga

Die letzte Hoffnung auf das Wunder ist geplatzt

Fußball-Landesliga Nachdem Nafi Stuttgart die Spekulationen um einen Rückzug beendet hat, steht der Weilheimer Abstieg vor dem letzten Saisonspiel definitiv fest. Von Reimund Elbe

Ob‘s morgen zwischen Weilheim und Oberensingen ein ähnlich torreiches Spiel wie beim 6:5 im Hinspiel gibt? Foto: Markus Brändli
Ob‘s morgen zwischen Weilheim und Oberensingen ein ähnlich torreiches Spiel wie beim 6:5 im Hinspiel gibt? Foto: Markus Brändli

Was am 20. Juni 2010 in Plattenhardt mit dem Sieg im entscheidenden Relegationsspiel gegen Calcio Leinfelden-Echterdingen begann, geht am morgigen 8. Juni 2019 im heimischen Lindachstadion gegen die TSV Oberensingen zu Ende. Die über lange Zeit wundersame Landesligastory des TSV Weilheim bekommt bis auf Weiteres kein Zusatzkapitel. Nach neun Spielzeiten im württembergischen Unterhaus geht‘s wieder zurück in die Bezirksliga Neckar/Fils.

Die Hoffnung, Konkurrent Nafi Stuttgart werde womöglich noch vor Rundenende zurückziehen und damit einen Abstiegsplatz belegen - zerschlagen. „Wir werden auf die Zähne beißen, zurückziehen ist kein Gedanke“, räumt Nafi-Sprecher Halis Özcan mit allen Spekulationen und Gerüchten über ein vorzeitiges Ende der Stuttgarter auf. Man wolle trotz zahlreicher Spielerabgänge und großer Strukturprobleme weiter in der Landesliga antreten.

Dabei gab es unter der Woche eine neuerliche Wende in den nicht enden wollenden Turbulenzen um den Stuttgarter Klub. Nafi-Verantwortliche hatten Kontakt mit führenden Kräften des Kreisliga-B-Meisters FC Esslingen aufgenommen. Der Vorschlag aus der Landeshauptstadt: Beide Vereine könnten fusionieren oder kooperieren, die Esslinger dadurch künftig in der Landesliga spielen.

„Wir wären schlecht beraten, wenn wir uns darüber keine Gedanken machen würden“, kommentierte FCE-Finanzvorstand Wolfgang Aichele das Ansinnen, auch FCE-Trainer Mario Palomba („wir wären mit einem Schlag da, wo wir in ein paar Jahren sein wollten“) fand die Gedanken grundsätzlich sympathisch.

Doch sofort umsetzbar dürften die Pläne kaum sein. Frank Thumm, Hauptgeschäftsführer des Württembergischen Fußball-Verbandes, sieht im Moment „keinen praktikablen Weg, dass der FC Esslingen so einfach zu einem Landesligaplatz kommt.“ Der Übertritt einer Mannschaft werde in der Regel sowieso nur in den untersten Spielklassen genehmigt.

Duell um die „Goldene Ananas“

Vor diesem Hintergrund gerät das Match zwischen dem TSV Weilheim und der drittplatzierten TSV Oberensingen für beide Teams zum lockeren Rundenausklang. Mathematiker mögen zwar einwenden, dass den Oberensingern bei drei Punkten Rückstand und einer um 24 Treffer schlechteren Tordifferenz gegenüber dem Tabellenzweiten SV Bonlanden eine theoretische Chance auf den Relegationseinzug bleibt. Doch haben Realisten diese Option beim Furore-Neuling freilich nicht mehr ernsthaft auf dem Zettel.

Das Hinspiel gehörte zu den unterhaltsamen Partien aller Landesliga-Begegnungen in dieser Saison. Das 6:5 auf dem Kunstrasenplatz am Hölderlin-Gymnasium im November brachte Weilheims Trainer Benjamin Geiger damals die Erkenntnis, dass seine Mannschaft nach miserablem Start formverbessert unterwegs war - eine Tendenz, die sich in der Rückrunde fortsetzen sollte. Trotz des nunmehr sicheren Abstiegs hat Geiger für morgen eine klare Devise: Ein Sieg zum Abschied aus der Landesliga soll her - als Trostbringer.

Die Oberensinger haben derweil ihren Frieden mit dem verpassten Aufstiegsrelegationsplatz gemacht. „Es ist trotzdem eine gute Saison für uns“, betont Hagen Gutekunst, Abteilungsleiter, Mäzen und Sportplatzsprecher in Personalunion. Für die kommenden Runde werde der Kader weiter verstärkt. Auch der Kirchheimer Ferdi Er (38) bleibt den Oberensingern trotz kolportierter Abwerbversuche des FC Eislingen erhalten. „Die Tendenz ist klar positiv“, betont Gutekunst. Michele Latte, wie Defensiv-Routinier Er einst unter anderem beim TSV Weilheim aktiv, fällt mit einer Schambeinentzündung bereits seit vielen Wochen aus.

Was den Weilheimern in der Saison 2019/20 verwehrt bleibt, also Landesliga-Fußball, ist anderen Teams vergönnt. Drei der vier Landesliga-Aufsteiger stehen mittlerweile fest. Neben dem FC Frickenhausen (Neckar/Fils) und dem SC Stammheim (Stuttgart) feiert auch der SV Neresheim (Ostwürttemberg) den Sprung nach oben. Per Sieg beim SV Asselfingen könnte zudem Türk Spor Neu-Ulm im Bezirk Donau/Iller morgen Nachmittag den Landesliga-Aufstieg klarmachen.

Zittern in Echterdingen

Ob dort kommende Saison der TV Echterdingen vertreten sein wird, steht noch in den Sternen. Vor dem letzten Spiel am morgigen Samstag beim bereits abgestiegenen TSV Blaustein steht die Mannschaft um den ehemaligen Weilheimer Spieler und Trainer Chris Eisenhardt auf dem Relegationsplatz. Um die Zusatzschicht gegen den Qualifikanten aus der Bezirksliga am 23. Juni zu vermeiden, müsste der TVE die Blausteiner schlagen und auf Schützenhilfe des SV Ebersbach hoffen. Der empfängt morgen den TSV Bad Boll, der zwei Punkte vor den Echterdingern am rettenden Ufer sitzt. Der Optimismus bei Eisenhardt hält sich vor diesem Hintergrund in Grenzen. (siehe „Drei Fragen an“).

"Im Fußball lebt man doch für solche Spiele"

Wo geht's lang? Ex-Weilheim-Coach Chris Eisenhardt muss mit dem TV Echterdingen noch um den Landesligaverblieb bangen. Archivfot
Wo geht's lang? Ex-Weilheim-Coach Chris Eisenhardt muss mit dem TV Echterdingen noch um den Landesligaverblieb bangen. Archivfoto: Markus Brändli

Um der Relegation zu entgehen, muss Ihr Team gewinnen und Boll verlieren - realistisch?

Wir haben den Glauben noch nicht ganz verloren, es gibt immer wieder verrückte Ergebnisse. Aber egal wie es läuft, hätten wir es in der Relegation immer noch selbst in der Hand, die Klasse zu halten.

Sollte es in die Relegation gehen: Was stimmt Sie zuversichtlich, dass der TVE dort besteht?

Im Fußball lebt man doch für solche Spiele, in denen Helden geboren werden können. Wir müssen den Spielern klarmachen, dass sie die Relegation nicht als Strafe, sondern als Chance begreifen müssen. Da bekommst du die Möglichkeit, alles wiedergutzumachen.

Ihr Ex-Verein Weilheim ist nach neun Jahren Landesliga abgestiegen. Ihre Einschätzung?

Vor der Rückrunde, die Weilheim gespielt hat, kann man nur den Hut ziehen. Da haben sie sich viel Respekt erarbeitet und hätten es auch verdient gehabt, in die Relegation zu kommen. Aber wegen der katastrophalen Hinrunde hat es halt nicht gereicht.