Fussball Landesliga

„Die Spieler wurden verarscht“

Fußball Nafi Stuttgart droht der Zerfall: Die Zukunft des Landesligisten muss bis spätestens 15. Juni geklärt sein.

Symbolfoto
Symbolfoto: Jean-Luc Jacques

Stuttgart. Kein Geld, kein Platz und bald keine Spieler mehr- Fußball-Landesligist Nafi Stuttgart steht vor dem Abgrund. Dabei ist es noch gar nicht allzu lange her, da schwebte Nafi noch auf einer Erfolgswelle. Vor ziemlich genau fünf Jahren gewann das Team aus dem Stuttgarter Norden überraschend die deutsche Meisterschaft im Futsal. Der rasante Höhenflug ging weiter, als wenig später auch draußen auf dem grünen Rasen der Durchmarsch von der Kreisliga bis in die Landesliga folgte. Nun droht dem einstigen Hobbykicker-Klub jedoch die Bruchlandung - der Rückzug aus dem Amateurfußball.

Eines ist klar: Ein mögliches Aus von Nafi würde dem abstiegsbedrohten TSV Weilheim in die Karten spielen, da die Stuttgarter - aktuell auf Rang sieben - somit als einer der Absteiger feststehen würden.

Der Anfang vom Ende war im Dezember: Seitdem werden die Spieler nicht mehr bezahlt, und der freie Fall nimmt seinen Lauf. Von den bisherigen neun Spielen in diesem Jahr verlor der Klub acht. „Die Spieler zeigen so ihren Protest gegenüber der Vereinsleitung“, begründete Nafi-Spielertrainer Damir Bosnjak schon vor vier Wochen den mangelnden Einsatzwillen seiner Elf. Kein Vergleich mehr zu der Mannschaft, die noch in der Hinrunde Platz zwei belegte und sich mit enormem Spielwitz sogar schon insgeheim zum Aufstiegsfavoriten mogelte.

Nachdem inzwischen aber bereits seit sechs Monaten keine Gehälter und Prämien mehr gezahlt wurden, folgte in dieser Woche ein neuer Tiefpunkt. Als das Team am Montagabend zum Training kam, waren die Kabinen zu und die Schlösser ausgetauscht. Es war die Konsequenz unbezahlter Platzmieten an den SSV Zuffenhausen, auf dessen Bezirkssportgelände Nafi beheimatet ist. „Es gab wohl ein Missverständnis, und die Mahnungen wurden an eine falsche Adresse verschickt. Inzwischen ist das aber geklärt, sodass wir zumindest noch die letzten paar Heimspiele austragen können“, erklärt Bosnjak.

Ein tragbarer Kompromiss, zumal der SSV den Kooperationsvertrag für die gemeinsame Spielstätte zum Saisonende ohnehin bereits gekündigt hatte. Ein neues Sportgelände hat Nafi bisher nicht in Aussicht. Doch die Zeit drängt, da laut WFV-Statuten spätestens bis zum 15. Juni Klarheit herrschen muss, wie es weitergeht.

Eine angestrebte Fusion mit dem Kreisligisten VfL Stuttgart wurde seitens des VfL vor Kurzem abgelehnt. Einen Plan B hat der Verein bisher nicht in petto, wie Nafi-Abteilungsleiter Halis Özcan bestätigt: „Stand jetzt ist ein Zusammenschluss mit einem anderen Verein vom Tisch. Wir suchen weiterhin dringend nach irgendeiner Lösung.“ Wieso jedoch die Sponsoren seit Monaten ihren Zahlungen nicht mehr nachkommen, darüber herrscht Stillschweigen.

Trotz aller Differenzen, so Bosnjak, hätten sich die Spieler allerdings untereinander das Wort gegeben, die laufende Saison zu Ende zu spielen. „Das sind ja alles Kumpels, die miteinander kicken wollen. So kann sich auch jeder fit halten. Den Jungs kann ich jedenfalls keinen Vorwurf machen, sie leiden sehr unter der Situation und zeigen dennoch Charakter“, bekräftigt der Kroate, dem trotzdem klar ist, „dass die volle Einsatzbereitschaft aber verständlicherweise fehlt“.

Dass aber selbst bei einem unerwarteten Ligaverbleib dann spätestens in der kommenden Saison der endgültige Knock-out droht, dessen sei sich auch die Vereinsführung bewusst. „Es werden im Sommer alle Spieler den Verein verlassen. Der Klub müsste sich einen komplett neuen Kader zusammenstellen - und das ohne Geld. Das ist in der Landesliga kaum möglich, ohne zur Schießbude zu werden“, vermutet Bosnjak.

Auch wenn zeitnah wieder Geld fließen sollte, schließt der Coach ein Umdenken der Spieler aus: „Die Jungs wurden von der Vereinsführung mehrere Monate lang verarscht und angelogen - und das, obwohl wir immer wieder eine Versöhnung angestrebt haben. Das Vertrauen ist daher komplett zerstört, da ist auch nichts mehr zu retten.“ Max Pradler