Beim TSV Weilheim läuft alles wie geschmiert - leider nur bei der „Zweiten“, dem Spitzenreiter in der Kreisliga B. Das Kontrastprogramm läuft in der Landesliga. Nach acht überaus erfolgreichen Jahren steht die erste Mannschaft erstmals wieder auf einem Abstiegsplatz. Kaum denkbar, dass sich morgen um 15 Uhr beim Gastspiel gegen den Tabellenführer am Jürgen-Klinsmann-Weg in Geislingen daran etwas ändert.
Keine Frage: Der TSVW fährt als krasser Außenseiter an die „Anfield Road des Filstals“, wie ein Kritiker die Spielstätte des Sportclubs aufgrund von dessen Heimstärke beschrieben hat. „Wir haben nur dann eine Chance, wenn es uns gelingt, das, was wir gegen Waldstetten in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, über 90 Minuten zu bieten. Mit einem Punkt wären wir sehr zufrieden“, sagt Trainer Benjamin Geiger.
Die nackten Zahlen machen momentan wenig Hoffnung. Geislingen hat nach sieben Spielen 18 Punkte auf dem Konto, 20 Tore geschossen und nur vier kassiert. Eine beeindruckende Bilanz. Dagegen stehen bei Weilheim erst fünf Zähler auf der Habenseite. Bedenklich die Anzahl der Gegentreffer (21), die meisten in der ganzen Liga. „Das liegt nicht allein an der Abwehr, verteidigt wird im ganzen Verbund. Dieses Manko müssen wir schnell in den Griff bekommen“, meint Fußballchef Paul Schrievers.
Aber wie? Günther Friess, ein alter Fahrensmann des TSVW, macht sich seine Gedanken, wie es weitergehen soll. Der ehemalige Spieler, Trainer und Funktionär rät mit dem gebührenden Abstand als aktueller Staffelleiter der Bezirksliga: „Erstens heißt es Ruhe bewahren. Zweitens sollte sich spätestens nach sieben Spielen eine Stammmannschaft herauskristallisiert haben. Ich war zwar erst bei zwei Spielen dabei, aber wenn ich die Aufstellungen lese, wird mir zu oft gewechselt.“
Für den Trainer, der sich bei 18 neuen Spielern im Kader immer noch in der Findungsphase befindet, ein frommer Wunsch: „Wir haben eine relativ niedrige Trainingsbeteiligung, bedingt durch Verletzungen, Beruf, Urlaub. Das macht es schwierig, taktische Abläufe einzuüben. Wir benötigen noch Zeit. Zurzeit spielen die, die regelmäßig da sind und sich im Training anbieten.“ Das können Deniz Emini und Oliver Reisenauer (noch länger verletzt) oder Kim-Lars Ehrler (Urlaub) derzeit nicht.
Dafür ist eine andere Personalie in den Vordergrund gerückt. Bisher war Paul Schrievers für die „Erste“ kein Thema. Neben seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter ist er im Verein zusätzlich viel beschäftigt: Stürmer in der Reserve, Jugendtrainer, vorübergehend Coach der zweiten Mannschaft. Nach dem Teckbotenpokal war er lange verletzt. Doch nun hat er mit fünf Toren in den letzten beiden Kreisliga-Partien als Torjäger auf sich aufmerksam gemacht. Ab der nächsten Woche will er ins Training der Landesliga-Truppe einsteigen. Und Geiger macht ihm Hoffnung auf Einsätze: „Die Tür für Paul steht offen.“ Möglich, dass Schrievers in den folgenden Spielen gegen Gegner auf Augenhöhe wie Bargau, Neu-Ulm und Buch einen weiteren Job bekommt: Tore schießen für den Klassenerhalt.
Beim SC Geislingen hätten es Einsteiger wie er ungleich schwerer, sich einen Platz in der Landesliga-Elf zu erkämpfen. Nach dem Wiederaufstieg blieb die erfolgreiche Truppe als zusammengeschweißte Einheit nahezu komplett beieinander. Das zahlt sich aus. Nach dem 5:1-Sieg letzten Sonntag bei Germania Bargau ging es am Dienstag aufs Cannstatter Volksfests, wo die Tabellenführung ausgiebig gefeiert wurde.