Fussball

Das Schaulaufen beginnt

Frauen-Fußball Die Weilheimerin Leni Fischer zieht es mit 14 Jahren hinaus in die nationale Fußballwelt. Die Kaderspielerin des WFV wechselt in die Talentschmiede von Bundesligist SC Freiburg. Von Reimund Elbe

Leni Fischer im Dress des Württembergischen Fußballverbands– ab sofort wird man die 14-Jährige aus Weilheim auch im Trikot des SC Freiburg sehen. Foto: WFV

Die Sporttasche ist gepackt, das Abschiedsfest mit den Freundinnen bereits gefeiert. Am morgigen Mittwoch beginnt für Leni Fischer ein neuer Lebensabschnitt. Mit gerade einmal 14 Jahren zieht es die Weilheimerin hinaus in die nationale Fußballwelt. Die hochtalentierte Mittelfeldspielerin aus der Limburgstadt verschlägt es vom Albrand in den Breisgau.

Ein weiterer, durchaus logischer Fortschritt in einer bislang bemerkenswerten sportlichen Entwicklung. „Wir freuen uns sehr, dass du dich über unsere Fußballschule für das Nachwuchsleistungszentrum in Freiburg qualifiziert hast“, heißt es in einem emotionalen Schreiben der Fußballabteilung ihres Heimatvereins TSV Weilheim.

Neun Jahre kickte Leni Fischer für den TSVW, trainiert unter anderem von Lars Wiest, Dennis Reisenauer, Maxim Laux, Marvin Heth und Tim Sternemann. „Mit fünf Jahren fing ich an“, erinnert sich die angehende Neuntklässlerin. Zusammen mit einer Freundin habe sie mal im Lindachstadion vorbeigeschaut. Während die Freundin keinen großen Gefallen am filigranen Bearbeiten der Kugel fand, blieb Leni am Ball. „Sie durchlief seitdem alle Förderungsgruppen im Mädchenbereich“, berichtet stolz ihr Vater Axel Fischer, ein ehemaliger Zweitliga-Tischtennisspieler.

Dass sich für junge Fußballerinnen heutzutage solche Türen wie beim SC Freiburg auftun, hat maßgeblich mit der nachhaltigen Professionalisierung im Frauenfußball zu tun. In den vergangenen zwei Jahrzehnten drehte sich diesbezüglich auch im Damen- und Mädchenbereich das Rad immer schneller. Stützpunkte, Nachwuchsleistungszentren und U-Nationalmannschaften bilden einen immer bedeutsameren Unterbau fürs Nationalteam sowie die jeweiligen Bundesligisten.

Abitur in fünf Jahren

„Der Kontakt kam telefonisch über meine Zimmerpartnerin während eines DFB-Lehrgangs zustande“, erinnert sich Leni Fischer, als die Freiburger sich nach ihr erkundigt hatten. Dann ging alles ganz schnell. Für drei Jahre, plus zwei Jahre Option, wechselt sie nach Südbaden, will dort in fünf Jahren das Abitur machen. „Mein ers­tes sportliches Ziel ist es, mich in den verbleibenden zwei Juniorinnen-Jahren auf das Niveau der Damen-Bundesligamannschaft zu entwickeln“, sagt sie.

Der Weg dorthin - steinig. Weil es keine A-Juniorinnen gibt, müssen die Youngster bereits nach den B-Juniorinnen für höhere Weihen tauglich sein. „Vier haben es ganz aktuell in den Bundesligakader des SC Freiburg geschafft“, weiß die Weilheimerin. Der schulische Part bildet den zweiten Baustein neben dem sportlichen.

Faktisch heißt das: Wechsel vom Kirchheimer Schlossgymnasium ans Freiburger Fußball-Internat. „Eine sinnvolle Lösung, Sport und Schule unter einen Hut zu bringen“, sieht Mutter Andrea Fischer Vorteile. „So gehen wir zum Beispiel dienstags gar nicht in die Schule, sondern werden am Olympiastützpunkt zwischen den Trainingseinheiten individuell von den Lehrern unterrichtet“, erläutert die Tochter. Für die Wege stünde zum Teil ein Shuttle-Service zur Verfügung.

Zwei Testspiele hat die am liebsten auf der „Zehn“ spielende Weilheimerin bislang im SC-Dress absolviert, an diesem Donnerstag beginnt ein Kurztrainingslager am Herzogenhorn. Und als ob die ers­ten Wochen nicht schon aufregend genug werden, steht zudem bald ein erneuter Umzug bevor. Das Freiburger Fußball-Internat wird in vier Wochen abgerissen, weicht einem Neubau. „In diesen zwei Jahren der Bauzeit wohnen die jungen Fußballerinnen dann etwas außerhalb von Freiburg“, so Axel Fischer.

Tochter Leni, bekennender Fan von Borussia Dortmund, gibt sich derweil zuversichtlich. „Neben mir wechseln weitere Kader-Spielerinnen zum SC, zu denen ich ein freundschaftliches Verhältnis habe“, sagt sie, das erleichtere ihr den Start. Dann beginnt das Schaulaufen. Denn eins ist klar: Wer in Freiburg überzeugt, hat beste Karten, in die Juniorinnen-Nationalelf berufen zu werden. Leni Fischer steht kurz davor.

Eine Topadresse im Frauenfußball

Der SC Freiburg hat nicht nur im Männerbereich einen beachtlichen Ruf. Die Frauenabteilung des Sportclubs wurde 1975 gegründet, als die komplette Mannschaft der SpVgg Wiehre zum SC wechselte. Die Freiburgerinnen spielen ebenso wie die Männermannschaft seit vielen Jahren in der Bundesliga.

Wie ein „Who is who“ des deutschen Frauenfußballs liest sich die Liste der am Schwarzwaldrand ausgebildeten Kickerinnen. Melanie Behringer, Melanie Leupholz, Giuila Gwinn - nur einige Namen, die eng mit der fußballerischen Ausbildung an der Dreisam verbunden sind.rei