Fussball
Der Frust bei den Vereinen wächst

Fußball Mannschaften wie der VfL beklagen eine zunehmende Wettbewerbsverzerrung im Zusammenhang mit coronabedingten Spielabsetzungen. Von Peter Eidemüller

Die zweite Coronawelle rollt und droht auch den Amateurfußball in unsichere Gewässer zu spülen. Zwar sei der Spielbetrieb nach Einschätzung des Württembergischen Fußballverbands (WFV) noch nicht gefährdet. Doch wächst vor dem Hintergrund einer zunehmenden Zahl an Spielabsetzungen, Nachholterminen unter der Woche und einer verhackstückelten Tabelle bei den Vereinen der Frust.

So wie beim VfL Kirchheim. Drei der bisherigen acht Saisonspiele mit Beteiligung der Teckstädter mussten bereits abgesetzt werden, zuletzt das Heimspiel vergangenen Sonntag gegen Kuchen. „Als die Absage kam, haben ein paar Spieler schon gesagt, man soll die Saison doch einfach abbrechen“, berichtet VfL-Trainer Oliver Klingler von einer entnervten Mannschaft. Schlimmer noch: Vier seiner Kicker würden bis auf Weiteres nicht mehr ins Training kommen, weil sie Nachteile im Beruf fürchten, sollte der VfL noch öfter in Quarantäne müssen. Bereits Ende September hatten die Kirchheimer eine zweiwöchige Zwangspause eingelegt, nachdem innerhalb der Mannschaft zwei Spieler positiv getes­tet worden waren.

Dass durch fehlendes Training und die kurzfristig neu angesetzten Partien nur schwer ein Rhythmus zu finden ist, wird im Fall des VfL an den Ergebnissen nach Ende der Quarantäne deutlich: Nur ein Punkt aus der „Englischen Woche“ gegen Esslingen, Neuhausen und Nellingen bedeutet vorerst das Aus aller Aufstiegsträume an der Jesinger Allee. „Wir mussten jedes Mal mit einer anderen Start­elf antreten. Ein Stück weit ist das schon Wettbewerbsverzerrung“, sagt Oliver Klingler, der sich bei einer Verschärfung der Lage eine Unterbrechung der Saison wünschen würde.

Abbruch noch kein Thema

Diese kommt in den Planspielen des WFV durchaus vor. „Das Ziel wäre dann, die Spiele später nachzuholen und möglicherweise die Saison bis spätestens 15. Juli zu verlängern“, wie WFV-Hauptgeschäftsführer Frank Thumm vergangene Woche erklärte. Ein Abbruch käme demnach erst infrage, wenn mehr als 50 Prozent aller Saisonpartien abgesetzt wären. Dann müsste die Saison annulliert werden, ohne Meister oder Absteiger auszuweisen. Wären mehr als 50 Prozent der Spiele absolviert, würde wie im Frühjahr die Quotenregelung greifen, die diesmal allerdings auch Absteiger bestimmen würde. „Da momentan aber bereits knapp ein Viertel der Spiele absolviert wurden, sind wir auf einem guten Weg“, betont Verbandssprecher Heiner Baumeister, „von einer Unterbrechung oder gar einem Abbruch sind wir weit entfernt.“

Deutlich greifbarer ist jedoch die Terminnot, die coronabedingte Ausfälle mit sich bringen. „Viele Mannschaften hatten vor Saisonbeginn attraktive Derbys extra auf Freitagabende gelegt“, berichtet Bezirksligastaffelleiter Günther Friess, „denen kann ich Nachholspiele ja schlecht donnerstags ansetzen.“

Der Funktionär aus Weilheim musste - die drei VfL-Partien mitgerechnet - bereits neun Spiele in Zusammenhang mit Corona verlegen. Zum Vergleich: In der gesamten letzten Saison vor der Pandemie waren es nur sechs. Kein Wunder also, dass Friess nur einen Wunsch hat: „Dass die Saison regulär zu Ende geht und für alle fair bleibt.“