Fussball

Der linke Stollen, der im Abseits hängt

Fußball TV-Kommentator Wolff-Christoph Fuss hat sein zweites Buch geschrieben – Seine Zukunft bei Sky ist offen.

München. Alles gut, sagt Wolff-Christoph Fuss. Weder er noch seine 35-jährige Lebensgefährtin Anna Kraft, eine ehemalige deutsche Sprint-Meisterin, mit der er zwei Töchter hat, haben durch die Pandemie Schaden genommen. Zu viert leben sie in München, wo er im Sky-Studio Unterföhring die wichtigsten Auswärts-Begegnungen der deutschen Champions-League-Teilnehmer reportiert. Die Vorarbeit zu Bundesliga-Spielen erledigt er daheim am PC - Telefonate mit Trainern, Spielern und Managern gehören dazu. „Ich will über ein Fußballspiel möglichst alles wissen“, sagt er, „doch ich weiß“: Das ist eine Illusion“.

Geboren im hessischen Erdringshausen und aufgewachsen in Frickenhausen, wohin er mit seiner Familie umzog, durchlebt Fuss derzeit den Höhepunkt seiner journalistischen Karriere. Premiere, Sport 1 und Sat 1: Das war vorher. Seit acht Jahren ist er bei Sky Deutschland, für das er Champions League und Bundesliga kommentiert. „In Corona-Zeiten ist das alles sehr eng getaktet“, sagt er zu seinen Dezember-Aktivitäten. Letztens gab es eine Englische Woche - am 3. Januar geht‘s mit dem Spiel des FC Bayern gegen Mainz 05 weiter. „Kurze Wege helfen in diesen intensiven Zeiten“, sagt er.

„Bleiben Sie sportlich“ ist wohl sein populärster Spruch, wenn er seine Live-Kommentierung eines Spiels beendet. Weitere Schmankerl: „Der Klügere sprüht nach“ (über einen Schiedsrichter), „und dann ist es der Stollen hinten links, der im Abseits hängt“ (über eine strittige Entscheidung), „der Reklamierarm oben. Bei allen“ (dito), “Favre fasst sich beim Jubeln schon wieder an den Oberschenkel“ (über Dortmunds verletzten Trainer). Sein Wortwitz ist groß.

Sein neuestes Taschenbuch, 208 Seiten stark, ist Anfang Dezember auf den Markt gekommen. Rund sechs Wochen hat er darin inves­tiert, hat große Fußball-Events mit viel Privatem verknüpft. Hansi Flick, Marco Reus und Jürgen Klopp kommen darin vor. Eine Geschenkidee für echte Fußball-Fans, die Fuss 2014 erstmals auf dem Cover erblickten: „Diese verrückten 90 Minuten“, hieß sein erstes Buch.

Wolff Fuss ist 44, und praktisch seit dem Abitur am Nürtinger Hölderlin-Gymnasium im TV-Geschäft, dem freie Mitarbeit beim Teckbote-Stadtmagazin „Tick“ vorausging. Wie es weitergeht? „Keine Ahnung“, sagt er und weiß, dass ab der kommenden Saison die Champions League an den Streaming-Sender DAZN und Amazon geht. „Ich habe schon mehrere solcher Wechsel erlebt. Das ist der Lauf der Dinge. „Warum soll ich mir Gedanken machen um Dinge, die ich nicht ändern kann? Ich werde mir in Ruhe alles anhören und dann entscheiden.“ Manchmal besucht er seine Mutter auf dem Kirchheimer Schafhof, sonst kriegt man ihn in der Region selten zu Gesicht. Fuss hat längst eine neue Heimat - und zwei Töchter, wovon die eine zweieinhalb Jahre und die andere drei Wochen alt ist. Mit Anna Kraft ist er seit fast neun Jahren liiert. „Die Prioritäten werden dadurch intensiver gelebt“, sagt er.Thomas Pfeiffer