Fussball
„Die Vereine wollen Klarheit, keine Hinhaltetaktik“

Fußball Der WFV will sich die Chance auf Spiele in diesem Jahr unbedingt offen halten, erntet dafür aber Kritik.

Stuttgart. Die Infektionszahlen in Deutschland sind weiterhin hoch, deutliche Lockerungen nicht nur laut Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann erst einmal unwahrscheinlich, und dennoch spielt der Württembergische Fußballverband weiter auf Zeit.

Klar ist: Wie viele andere untergeordnete Entscheidungsträger steckt auch der WFV in der Warteschleife. Ursprünglich wollten die Funktionäre in der Stuttgarter Goethestraße Anfang dieser Woche entscheiden, ob im Dezember noch einmal Amateurfußball gespielt werden kann oder nicht. Jetzt wird die selbst gesetzte Frist noch einmal verlängert.

Die Regierungen in Berlin und Stuttgart zögern, mit welchen Maßnahmen sie nach wenigen Wochen im Teil-Lockdown eine weitere Verschärfung der Corona-Infektionslage konkret verhindern wollen. Zögert der Gesetzgeber, zögern die Verbände - so ist die Dynamik im Corona-Jahr 2020. Aber nicht immer. Nägel mit Köpfen hat bereits der Südbadische Fußballverband (SBFV) gemacht und die bis Ende November geltende Aussetzung des Spielbetriebs vollends bis zum Jahresende verlängert - unabhängig von weiteren Entscheidungen aus der Landes- und Bundeshauptstadt.

„Entscheidung vertagt“ heißt hingegen die Überschrift der Meldung, mit welcher der württembergische Verband die Vereine in seinem Hoheitsgebiet weiter um Geduld bittet. Da Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten nun doch erst am Mittwoch kommender Woche konkrete Entscheidungen anpeilen und eine Perspektive für den Dezember und Januar erörtern wollen, bleibt auch der Verband bei seiner Maxime „keine voreiligen Entscheidungen zu treffen“, was den Zeitpunkt der Fortsetzung des Spielbetriebs betrifft, „sondern die politischen und behördlichen Vorgaben abzuwarten, welche unseren Handlungsspielraum determinieren“, wie es auf der Internetseite des WFV heißt.

Der Verband will sich also die Chance auf Spiele in diesem Jahr unbedingt offen halten. Und unter anderem der Vorsitzende des Fußball-Bezirks Neckar Fils fragt: „Warum? Stand heute kann ich das nicht nachvollziehen“, zeigt sich Rainer Veit durchaus überrascht von der Nachricht aus Stuttgart.

Keine Zeit zur Vorbereitung

Die Problematik einer weiteren Verschiebung der Entscheidung liegt ja auf der Hand: Sollte erst Ende November beschlossen werden können, dass ab Anfang Dezember doch noch irgendwie Fußball gespielt werden kann und soll, hätten die einzelnen Mannschaften schlicht und einfach keine Zeit, sich auf eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs umfassend vorzubereiten. „Ich weiß nicht, wie schnell man sich untrainiert eine Verletzung holt, aber auch ganz unten an der Basis muss man sich mindestens 14 Tage vernünftig vorbereiten können“, mahnt Veit, der die Vereine im Blick hat und weiß: „Die wollen Klarheit, keine Hinhaltetaktik, und das ist ihr gutes Recht.“ Alexander Schmid