Fussball

Die Zeit des Zwiespalts

Ramadan Der muslimische Fastenmonat bedeutet für Amateurfußballer in der Region eine große Herausforderung, der sich Köngens Daniel Rieker und Dettingens Servet Isik auf unterschiedliche Weise stellen. Von Max Pradler

Fußballer, die beim Torjubel oder vor einer Einwechslung gen Himmel zeigen, sind längst keine Seltenheit mehr. Der Glaube wird nicht zuletzt durch solche Szenen allgegenwärtig übermittelt. In letzter Zeit gibt es auch vermehrt „Stars“, die sich dazu bekennen, ihr Leben nach dem Koran auszurichten. Einmal im Jahr jedoch könnte für Sportler dieser Glaube zum Problem werden - im Fastenmonat, der auch für Amateurfußballer oft einen Zwiespalt zwischen Glauben und Gesundheit bedeutet. Religion und Hobby sind wohl selten schwieriger in Einklang zu bringen als in diesen Wochen.

Daniel Rieker ist seit Saisonbeginn Trainer des Fußball-Bezirksligisten TSV Köngen. Bis vor drei Jahren stand der 33-Jährige auch selbst auf dem Platz. Inzwischen beschränkt sich seine Tätigkeit jedoch ausschließlich auf die des Teamchefs. Das Besondere: Rieker fastet während des Ramadan. Der Schwabe konvertierte vor drei Jahren, ist mit einer Türkin verheiratet und hört auf den muslimischen Namen Burak.

Bis er sich an die neuen Gepflogenheiten gewöhnt hatte, dauerte es nicht lange. „Man hat oft Angst vor dem Unbekannten, aber die Menschen sollten einfach offener sein und aufeinander zugehen. Das würde die Brücke zwischen Kulturen viel einfacher bauen“, glaubt Rieker.

Durch das Fasten fühle er sich im Alltag keineswegs eingeschränkt. Für den Notfall hat der TSVK-Coach aber stets eine Kleinigkeit zu naschen in der Tasche, sodass er abends während des Trainings ab der „erlaubten“ Uhrzeit schon mal die Energiespeicher auffüllen kann.

Ein paar seiner Spieler leben ebenfalls enthaltsam. Für Rieker ist das trotz des Leistungsanspruchs im engen Aufstiegsrennen, in dem sich Köngens Kicker aktuell befinden, aber völlig okay: „Es gibt im Leben schließlich Wichtigeres als Fußball.“ Grundsätzlich sei ihm der Ramadan ein großes Anliegen geworden - einfach, weil es seiner Erfahrung nach den Blickwinkel auf manche Dinge etwas verändern würde. „Man sollte nichts für selbstverständlich nehmen, sondern immer alles wertschätzen.“

Anders praktiziert Servet Isik die Sache: Der 33-Jährige von Bezirksligist SF Dettingen gehört zu den Aleviten. In dieser Religionsgruppe gibt es zwei separate Fastenzeiten - das dreitätige Hizir-Fasten sowie das Trauerfasten über zwölf Tage. Ramadan hingegen gehört nicht dazu. Trotz seiner religiösen Überzeugung hat Isik jedoch entschieden, die enthaltsamen Tage nicht mitzumachen: „Bei mir steht abgesehen von der täglichen Arbeit dreimal pro Woche Fußball auf dem Programm und zusätzlich noch das Fitnessstudio. Das wäre für mich körperlich einfach nicht zu bewältigen.“

Trotzdem wisse der Mittelfeldspieler den Brauch zu schätzen, schließlich würden so von klein auf „schätzbare Werte gelehrt“. Dass er jedoch längst seinen ganz eigenen Weg gefunden hat, die typischen Fastenregeln zu befolgen, beweist Isik in seinem Alltag. „Ich versuche das ganze Jahr auf Übermaß zu verzichten und einen bewussten Lebensstil zu pflegen“, erklärt er.

Negative Erfahrungen mit fastenden Mannschaftskollegen hat der ehemalige Landesligakicker in seiner bisherigen Laufbahn bisher nicht gemacht, im Gegenteil. „Man hat eigentlich immer gesehen, dass es trotzdem geht“, sagt Isik. Umso mehr würdigt der Kirchheimer die Leistung derjenigen, die während des Fastenmonats auf dem Platz stehen. Dennoch sollte seiner Meinung nach immer eines an vorderster Stelle stehen: „Man muss auf sich achtgeben“, betont Isik.

Sportler können die Fastentage nachholen

Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Jeder Muslim ab der Pubertät darf in diesem Monat jeweils von Sonnenauf- bis Untergang weder essen noch trinken. Dieses Jahr hat er am 5. Mai begonnen und endet am 4. Juni

Ausnahmen gibt es nicht nur für Schwangere, Kinder und Kranke, sondern auch für „Schwerstarbeiter“, so wie Sportler, denen bei Einhaltung der Fastenregeln gesundheitliche Schäden drohen würden. Sie können das Fasten aufschieben, die Tage also nachholen.max