Weilheim. Der Aderlass war gewaltig, die Folgen fatal. Nicht weniger als 24 Spieler haben den TSV Weilheim am Ende der vergangenen und im Laufe dieser Saison den Rücken gekehrt. Mit dem verbliebenen Rest und einem neuen, stark verjüngten Kader kämpft der Verein, der in acht Jahren Landesliga immer zu den Topteams zählte, nun um den Klassenerhalt. Aber was ist aus den vielen Abtrünnigen geworden? Sind sie die Treppe rauf- oder runtergefallen?
Lennart Zaglauer ist einer, der durch den Vereinswechsel gewonnen hat. Der 25-Jährige stürmt jetzt für den 1. FC Heiningen eine Klasse höher in der Verbandsliga, hat bis auf zwei alle Spiele bestritten und ist mit sieben Treffern zweitbester Torjäger im Team. „Wir haben eine gute Kameradschaft, und sportlich passt es auch“, sagt er sichtlich zufrieden. 2013 hatte er den Schwarz-Gelben schon einmal mündlich zugesagt, ließ sich aber vom damaligen Trainer Alexander Hübbe noch überreden, nach Weilheim zu kommen. Auf die fünf Jahre unter der Limburg blickt der Mann aus Nabern gerne zurück: „Ich habe mich dort immer wohlgefühlt.“
Wie Zaglauer wechselten die Offensivspieler Mike Tausch, Lopes Silva und nach der Halbserie auch Verteidiger Tim Roos zum Voralbklub. Tausch zählt zur Stammelf (24 Spiele/drei Tore), Lopes (14 Spiele) und Roos (sieben) sind nahe dran. Schon seit 2017 geht ein anderer Ex-Weilheimer, André Kriks (21 Einsätze/vier Tore/sieben Vorlagen), in Heiningen auf Torjagd.
Wie Heiningen hat auch Landesliga-Konkurrent TSV Oberensingen eine kleine Weilheimer Filiale. Den Leistungsträgern Ferdi Er (25 Spiele/neun Tore) und Fatih Özkahraman (22/23), die bereits im zweiten Jahr auf den Pulverwiesen kicken, folgten 2018 Christoph Bauer und Marc Kevin Theimer. Oberensingen ist Tabellendritter, punktgleich mit dem SV Bonlanden. Die Hoffnung der Ex-Weilheimer lebt, über die Relegation in der nächsten Saison eine Klasse höher zu spielen.
Aus der Mannschaft des SV Ebersbach nicht mehr wegzudenken ist Abwehrspieler Yücel Uluköyli (bisher 23 Spiele). Dasselbe gilt für Verteidiger Tobias Heim (25/vier) beim TV Echterdingen. Sven Dobler war lange verletzt, kam bisher auf 15 Einsätze. Beide müssen wie ihr alter Klub noch um den Klassenerhalt zittern.
Freiwillig abgestiegen sind vor Jahresfrist einige andere Ex-Weilheimer, haben sich aber deshalb noch keine Asche aufs Haupt gestreut. Claudio Portale (16 Spiele/drei Tore) steht mit Bezirksliga-Spitzenreiter FC Frickenhausen vor der Rückkehr in die Landesliga. Beim Klassenbruder VfL Kirchheim ist Ben Brenken die Nummer eins im Tor. Vor zwei Jahren wechselte Samuel Bosler von der Limburg unter die Teck. Noch heute weinen sie beim TSVW dem 19-Jährigen manche Träne nach. Schon mit der Hälfte seiner bisher 22 Saisontore im VfL-Trikot wäre Weilheim alle Sorgen los.
Verstärkung für Esslingen
Für ganze Torlawinen sorgt der FC Esslingen, der sich zum Ziel gesetzt hat, das neue fußballerische Aushängeschild der alten Reichsstadt zu werden. Zwei alte Weilheimer Bekannte mischen beim B-Ligisten kräftig mit: Georgios Natsis als Kapitän mit acht Toren und elf Assists, Anastasios Ketzemenidis mit 20 Toren und 15 Assists. Nur Roberto Forzano hatte Pech. Der dritte Ex-Weilheimer im Bunde hat wegen eines Kreuzbandrisses noch kein Pflichtspiel bestritten. Mit nur einer Niederlage in 22 Spielen und dem sagenhaften Torverhältnis von 142:12 hat der FCE die erste Sprosse auf der Aufstiegsleiter vier Spieltage vor Schluss so gut wie genommen.
Drei andere langjährige Weilheimer Stützen haben sich in den fußballerischen Ruhestand verabschiedet: Michael Heilemann, Emrah Polat und Philipp Uttikal. Wie all die anderen Leistungsträger werden auch sie im Kampf gegen den Abstieg schmerzlich vermisst. Aber noch lebt die Hoffnung, dass es Benjamin Geiger mit seiner runderneuerten Truppe trotzdem schafft, den Supergau zu verhindern. Vier Spieltage vor Saisonende trennen die Weilheimer nur zwei Punkte vom mutmaßlichen Relegationsplatz.Klaus Schlütter