Kirchheim. Die Bezirksligakicker des VfL Kirchheim müssen sich einen neuen Trainer suchen. Wie der Verein am Dienstag mitteilte, ist Oliver Klingler von seinem Posten „aus privaten und persönlichen Gründen“ zurückgetreten. Dass dies mehr Fragen aufwirft, als Antworten liefert, ist den Beteiligten bewusst. „In den letzten Wochen sind viele Dinge einfach nicht mehr so gelaufen, wie ich es mit vorgestellt hatte“, sagt Klingler, der die Mannschaft erst Ende April übernommen hatte.
Zu diesem Zeitpunkt durfte sich der VfL als Tabellenzweiter noch berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg machen, den der Verein als Ziel ausgegeben hatte. Nachdem die im Zuge des coronabedingten Saisonabbruchs angewandte Quotientenregel keine Relegation vorsah, war der Landesligatraum an der Jesinger Allee vorzeitig geplatzt. „Wir hatten alles diesem Ziel untergeordnet. Das hängt vielen noch bis heute nach“, gibt Abteilungsleiter Marc Butenuth zu, dass die Schockwelle noch nicht verebbt ist.
Zumal der VfL in der neuen Saison wie kein zweiter Verein von der Pandemie gebeutelt wurde: Drei abgesetzte Spiele, zwei Wochen Quarantäne und der daraus resultierende fehlende Rhythmus haben Spuren hinterlassen - sportlich wie mental: Dass der VfL als Tabellenachter 13 und 17 Punkte hinter den beiden Erstplatzierten liegt, nagte an der Mannschaft, und an dem, der für sie verantwortlich ist. „Ich mache alles mit 150 Prozent Einsatz“, betont Oliver Klingler, „aber irgendwann stellt sich die Frage, ob es den Aufwand wert ist.“
Der 44-Jährige gilt als gleichermaßen ehrgeizig wie engagiert. 2014 trat er an die Spitze eines Leitungsquartettes, das den freien Fall des VfL von der Verbands- in die Kreisliga bremste und den Verein zurück in die Bezirksliga führte, wo er seit zwei Jahren um den Aufstieg mitspielt. In diesem Bemühen hat sich Klinlger an vielen Fronten offenbar so stark aufgerieben, dass der Verschleiß erst durch die Probleme der Corona-Krise sichtbar wurden. „Wenn einer wie er das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten, sorgt das für Frust“, schildert Marc Butenuth die Gefühlslage Klinglers, der betont, dass es keinen konkreten Vorfall für seine Entscheidung gegeben habe. „Meinen Herzensverein zu verlassen, ist mir unheimlich schwergefallen“, sagt er, der sich gerade vor diesem Hintergrund ein Türchen an der Jesinger Allee offen lassen will. „Man soll nie die Hand beißen, die einen füttert“, orakelt Klingler über ein mögliches Comeback.
Bis dahin ist der VfL erst mal auf der Suche nach einem Nachfolger. „Die Drähte laufen heiß, erste Gespräche beginnen in Kürze“, sagt Marc Butenuth. Peter Eidemüller