Mehr als neun Wochen nach der pandemiebedingten Zwangspause, in der der (Trainings-)Fußball auch bei den Kindern und Junioren ausnahmslos ruhte, gehen einige Vereine nun den langen und mühsamen Weg in Richtung Normalität. Auch der TSV Jesingen bietet mit seinen rund 170 Kindern und Jugendlichen, die in 16 Mannschaften spielen und von rund 25 Übungsleitern betreut werden, seit dieser Woche wieder einen regelmäßigen Trainingsbetrieb an.
Rund eine Woche hatte ein eigens zusammengestelltes Funktionärs- und Trainerteam an einem Ablaufplan getüftelt, der sich an den Empfehlungen des Württembergischen Fußballverbands (WFV) orientiert, denen wiederum die neueste Fassung der Corona-Verordnung des Landes zugrunde liegt. Eine Fülle von Voraussetzungen und Richtlinien galt und gilt es zu erfüllen.
Eltern sind tabu
Die Umsetzung beginnt bereits auf dem Weg zum Trainingsgelände. Frühestens zehn Minuten vor Beginn der Übungseinheit dürfen die Kids in den Lehenäckern auftauchen und müssen dasselbe auch spätestens 15 Minuten nach Trainingsende wieder verlassen haben. Eltern, Geschwister und Freunde sind in dieser Zeit auf dem Sportgelände tabu. Peter Martsch, Fußball-Abteilungsleiter bei den Gerstenklopfern: „Auch auf dem Parkplatz sollten die Eltern dann nicht in Gruppen zusammenstehen und auf die Kinder warten. Sonst greift unser Konzept nicht und wir müssten alles wieder beenden.“
Gleichfalls tabu sind auch die Umkleidekabinen und Duschen. „Die Kinder“, so TSV-Jugendleiter Sven Andler, „kommen in Trainingsbekleidung und verlassen das Gelände auch wieder so.“ Für den etwaigen Toilettengang ist freilich gesorgt - allerdings allein und in Begleitung eines Übungsleiters, der über den notwendigen Schlüssel verfügt. Auf dem Gelände selbst wurde eine Beschilderung angebracht und Hinweispfeile auf die Laufwege gepinselt, um zu verhindern, dass ein „Begegnungsverkehr“ von ankommenden und weggehenden Kindern zu ungewolltem Kontakt führt. Dem entsprechend gleichen die Lehenäcker einer Art überdimensionalem Kreisverkehr.
Zur Dokumentation führen die Trainer Listen der bei der Übungseinheit anwesenden Kinder, um es den Behörden später gegebenenfalls zu ermöglichen, Infektionsketten nachvollziehen zu können. Auch die Kids selbst müssen mitarbeiten: auf Checklisten werden sie darauf hingewiesen, dass lieb gewonnene Rituale, wie spezielle Handshakes oder Umarmungen künftig nicht mehr erlaubt sind.
Auf dem Platz selbst dürfen sich nach der Verordnung nicht mehr als fünf Akteure pro 1000 Quadratmeter unter Einhaltung des Mindestabstands aufhalten. Die Jesinger gehen einen Schritt weiter und schicken auf ihren 7150 Quadratmeter großen Hauptplatz nur maximal 25 Spieler. Auch die Trainingsinhalte wurden angepasst. „Wir müssen jeglichen Körperkontakt vermeiden. Deshalb werden statt Tackling und Zweikampf nun vermehrt Schusstraining, Dribbling und Passspiel an verschiedenen Stationen geübt“, weiß Jugendleiter Andler, der zusammen mit den Trainern sämtliche Übungsgeräte nach der Einheit desinfiziert.
Dass angesichts der Auflagen und der Administration die Trainingszeiten reduziert werden mussten, liegt auf der Hand. Dennoch wollen die Jesinger die Kids wieder ermuntern, an der Luft Sport zu treiben und statt auf der Playstation zu zocken mal wieder gegen den Ball zu treten. Sven Andler: „Die Bewegung im Freien ist wichtig für die Entwicklung der Kinder. Und wir haben im Verein schließlich einen sozialen Auftrag.“