Auf den Fußballplätzen im Land wird dieses Jahr nicht mehr gespielt. Wie der Württembergische Fußballverband (WFV) am Donnerstag mitteilte, werden sämtliche bis zum Jahresende 2020 terminierten Spiele im Verbandsgebiet abgesetzt, nachdem am Mittwoch in der Bund-Länder-Runde in Berlin die Corona-Beschränkungen bis zu den Weihnachtachtsferien verlängert worden waren und damit der Amateursport komplett auf Eis gelegt ist.
Die Reaktionen im Fußballbezirk Neckar/Fils fallen durchweg positiv aus - auch wenn mancher bemüht ist, ein differenziertes Bild zu zeichnen. „Das Spiel auf dem Platz selbst stellt ja kein Risiko dar“, betont Bezirksspielleiter Johannes Veit, „problematisch ist alles drumherum wie Kabinen, Duschen, Vereinsheim. Aber wenn alles andere verboten ist, kann man für den Fußball ja schlecht eine Ausnahme machen.“ Ähnlich sieht es Christian Renz, Abteilungsleiter der SF Dettingen: „Die Entscheidung ist völlig richtig, wir müssen jetzt alle gemeinsam schauen, dass die Infektionszahlen nach unten gehen. Da ist Fußball gerade nicht so wichtig.“
Sein Funktionärskollege Marc Butenuth vom VfL Kirchheim wundert sich bei allem Verständnis für die Entscheidung („Nur Träumer konnten davon ausgehen, dass im Dezember noch mal gespielt wird“) über den Verband, der in Staffeln mit entsprechenden Mannschaftszahlen bereits im Januar wieder Spiele ansetzen will, sollten entsprechende rechtliche Lockerungen beschlossen werden. „Damit setzt der WFV sich stark unter Druck“, so Butenuth, der vermutet, dass der Verband unbedingt noch 50 Prozent aller Saisonspiele austragen lassen will - nur in dem Fall käme wie im Frühjahr die Quotientenregel zum Tragen, die über Auf- und Abstieg entscheiden würde. Bei weniger als 50 Prozent müsste die Runde komplett annulliert werden.
Ob es soweit kommt, kann aktuell zwar niemand vorhersagen. Doch schwindet selbst bei den Verantwortlichen der Optimismus, dass die Runde noch normal über die Bühne geht. „Ich persönlich glaube nicht, dass vor April wieder gespielt werden kann“, sagt Bezirksspielleiter Johannes Veit, „und selbst wenn, wird es sehr schwierig, die Saison vernünftig zu Ende zu bringen.“ Zwar sieht der WFV eine mögliche Verlängerung der Saison vor (siehe Infoartikel). Doch angesichts der Tatsache, dass in vielen Ligen erst knapp ein Viertel aller Partien absolviert sind, dürften nach einem möglichen Wiederbeginn englische Wochen en masse auf die Mannschaften warten - vor dem Hintergrund der Verletzungsgefahr im Amateurbereich und den beruflichen Herausforderungen, die sich bei Wochentagsspielen für die Hobbykicker ergeben, eine schwer zu nehmende Hürde.
Perspektive für Kinder fehlt
Leidtragende des verlängerten Sport-Lockdowns sind aber längst nicht nur Erwachsene. „Mir fehlt die Perspektive, unter welchen Bedingungen und zu welchem Zeitpunkt Kinder unter zwölf zumindest wieder kontaktlos trainieren können“, klagt Uli Zeeh, als Jugendtrainer bei der SGM Dettingen/Owen für die F-Junioren verantwortlich.
Mit seiner Kritik ist er nicht allein: Die Deutsche Sportjugend (DSJ) hatte bereits vor Verlängerung der Coronamaßnahmen einen Vier-Stufen-Plan vorgelegt, mit dem bundesweit möglichst einheitliche Regelungen getroffen werden sollen, um Vereinsangebote je nach Infektionsgeschehen differenziert zu ermöglichen. Für den U12-Bereich hält der Plan Outdoor-Sport ohne Kontakt unter besonders strengen Hygienebedingungen für möglich. „Gemeinsames Sporttreiben ist Teil der Lösung und nicht des Problems“, betont Michael Leyendecker, Vorsitzender der DSJ, der neben 16 Landessportjugenden noch 53 weitere Jugendorganisationen angehören.