Fussball
Vom Spielbetrieb noch weit entfernt

Fußball Seit Montag gelten neue Regeln für den Trainingsbetrieb. Bei einer Videokonferenz des Württembergischen Fußballverbands mit rund 2 000 Vereinsvertretern regiert das Prinzip Hoffnung. Von Reimund Elbe

Nichts benötigen hiesige Fußballvereine in der Coronakrise mehr als Klarheit. Per Videokonferenz lieferte der Württembergische Fußballverband (WFV) am Dienstagabend den Klubs reichlich Hintergrundstoff. Kernthema: Die konkreten Folgen der aktuellen Corona-Verordnung des Landes für den Trainingsbetrieb. Der Informationsbedarf? Gewaltig. Rund 2000 zugeschaltete Klubvertreterinnen und -vertreter sowie fast 500 im Chat gestellte Fragen unterstrichen den Problemdruck an der Basis.

Im Fußballbezirk Neckar/Fils sorgte der Abend für gemischte Gefühle. Wegen einer Inzidenz von derzeit über 50 in den Landkreisen Esslingen und Göppingen kann die lokale Kickerzunft von den Lockerungen kaum profitieren. Die Trainingsoptionen haben sich zwar etwas verbessert, bleiben aber vorerst begrenzt. Nur bei stabilen Inzidenzwerten unter 50 in Stadt- oder Landkreisen eröffnen sich neue Perspektiven, wie WFV-Hauptgeschäftsführer Frank Thumm betonte.

Wie die Beispiele der Landkreise Böblingen und Schwäbisch Hall zeigen, sind die konkreten Auswirkungen frappierend. Im Kreis Böblingen liegt die Inzidenz derzeit konstant um den Wert von 35, was den Klubs Freiheiten ermöglicht: Für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren ist kontaktarmes Training in Gruppen von bis zu 20 Kindern plus einer „angemessenen“ Zahl Betreuungspersonen möglich. Für Ältere ist kontaktarmes Training in Gruppen von bis zu zehn Personen plus Betreuern erlaubt. Krass der Gegensatz zum aktuellen Inzidenz-Spitzenreiter Schwäbisch Hall. Mit Werten über 150 ruht der Übungsbetrieb im dortigen Landkreis nach wie vor komplett. Kipp-Punkt für alle ist eine Sieben-Tage-Inzidenz von 100. Steigen die Zahlen drei Tage in Folge über diese Marke, greift die Notbremse: Trainingsbetrieb selbst in Kleingruppen ist dann nicht mehr möglich.

In den Landkreisen Esslingen und Göppingen dürfen Vereine seit Montag mit Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren kontaktarmes Training in Gruppen von bis zu 20 Kindern plus Betreuungspersonen anbieten, Ältere allerdings mit maximal fünf Personen aus nicht mehr als zwei Haushalten trainieren. „Das schafft Ungleichheiten im württembergischen Fußball“, gab Frank Thumm zu bedenken, doch die regionale Betrachtungsweise durch die Politik biete auch Chancen. „Wir können so zumindest teilweise zurück auf den Trainingsplatz“, meinte WFV-Abteilungsleiter Florian Frentz. Thumm dämpfte derweil allzu große Euphorie: „Wir werden den Punktspielbetrieb erst wieder beginnen, wenn alle Klubs in Württemberg wieder in den Trainingsbetrieb einsteigen können.“

Für jene Vereine, die bereits seit dem 8. März dank niedriger Inzidenzwerte trainieren, gelten harte Regeln. Übungen mit engem, dauerhaftem Körperkontakt sind laut Vorgabe zu vermeiden, ebenso das Abklatschen und Umarmen. Trainiert werden kann ausschließlich im Freien. Kabinen und Sanitärräume bleiben geschlossen. Es sei wichtig, die Familien der Jugendlichen und Kinder auf diese Regeln hinzuweisen, mahnt WFV-Instruktor Ali Stoppel. „Sonst stehen die Kinder womöglich minutenlang in der Kälte, bevor sie nach dem Training abgeholt werden.“ Ebenso sollte der Übungsbetrieb zeitlich genau geplant werden. Trainingsspiele während der Übungseinheiten hält Stoppel nach jetzigem Stand für möglich - zum Beispiel in der Variante „Fünf gegen Fünf“.