Fussball

WFV zieht die Reißleine

Fußball Jetzt herrscht Gewissheit: Der Württembergische Fußballverband hat gestern bekannt gegeben, dass die Saison der Amateurkicker vorzeitig beendet wird. Von Max Pradler

Im und ums Weilheimer Lindachstadion tut sich was. Foto: Markus Brändli
Im und ums Weilheimer Lindachstadion tut sich was. Foto: Markus Brändli

Seit 62 Tagen liegt der regionale Fußball wegen der Corona-Pandemie auf Eis. Nun ist klar: Das wird sich in dieser Saison auch nicht mehr ändern. Am gestrigen Dienstagnachmittag hat sich der Württembergische Fußballverband (WFV) gemeinsam mit den beiden anderen oberen Landesverbänden BFV (Baden) und SBFV (Südbaden) dafür ausgesprochen, die laufende Spielzeit vorzeitig abzubrechen. Damit hat das wochenlange Warten der Vereine auf eine Entscheidung ein Ende - wenngleich die letzte Formalie zum offiziellen Urteil noch aussteht.

Dem Beschluss sei ein „mehrwöchiger und intensiver Diskussions-und Abwägungssprozess vorausgegangen“, wie WFV-Präsident Matthias Schöck bestätigt: „Wir haben uns bewusst diese Zeit genommen und die Entscheidungen der Politik abgewartet, um uns um einen gemeinsamen Weg in Baden-Württemberg zu bemühen. Diese Sorgfalt sind wir unseren Vereinen schuldig. Mit dem Ergebnis bin ich nun sehr zufrieden.“

Nur Aufsteiger, keine Absteiger

Auch die Regelung zu Auf- und Abstieg ist beschlossene Sache: Der Verband hat festgelegt, dass die Tabellen-Endstände der Spielzeit 2019/20 durch Anwendung der Quotientenregelung (siehe Info-Kasten) auf der Basis der aktuellsten Tabelle vom Stand des 12. März erfolgt. Demnach steigen die Teams mit den meisten Gewinnpunkten direkt in die nächsthöhere Spielklasse auf. Die Mannschaften, die auf einem Aufstiegsrelegationsplatz liegen, gehen hingegen leer aus. „Der zweite Platz berechtigt lediglich zur Teilnahme an Relegations- oder Aufstiegsspielen. Ob aus dieser Aufstiegschance ein Aufstiegsrecht erwächst, kann aber aus rechtlichen Gründen sportlich nicht ermittelt werden“, erklärt Schöck.

Die Abstiegsregelungen dagegen werden komplett außer Kraft gesetzt. Ausnahme bilden hierbei die Mannschaften, die sich bereits vor dem 12. März vom Spielbetrieb zurückgezogen hatten. Das hat vor allem auf die kommende Saison einschneidende Auswirkungen, wie der WFV-Präsident bekräftigt: „Daher muss in der nächsten Spielzeit aufgrund der Aufstockung ein verschärfter Abstieg erfolgen, was aber vertretbar erscheint.“

Gelten soll die Regelung in allen Spielklassen der Herren und Frauen von den Verbandsligen bis zu den Kreisligen - genauso wie in den einzelnen Jugenden.

Offen bleibt allerdings weiterhin die Möglichkeit, die verbleibenden Spiele in den jeweiligen Pokalwettbewerben auch noch nach dem 30. Juni 2020 auszutragen. Hier sucht der WFV individuelle Lösungen mit den im Pokal verbliebenen Vereinen.

Letzte Formalie steht noch aus

Wie der WFV hinweist, bleibt die endgültige Entscheidung den außerordentlichen Verbandstagen im Juni vorbehalten. Dann soll für die Klubs auch noch die Möglichkeit bestehen, alternativ für eine Saisonfortsetzung ab dem 1. September zu stimmen. Dass damit noch ein wenig Geduld bei allen Beteiligten erforderlich ist, weiß auch Matthias Schöck: „Mir ist bewusst, dass sich viele Vereine eine frühere verbindliche Entscheidung wünschen. Aber es ist uns wichtiger, dass auch die Delegierten durch ihr Votum unsere Haltung bestätigen.“ Vorgesehen sind die Verbandstage für den 20. Juni. Dass die WFV-Empfehlung allerdings nochmals über den Haufen geworfen wird, gilt als äußerst unwahrscheinlich.

Start der neuen Saison offen

Weiter unklar ist auch, wann und unter welchen Bedingungen die Saison 2020/21 starten soll. „Derzeit ist noch nicht abschätzbar, wann wir wieder Fußball spielen können“, erklärt Schöck. Wie es weitergeht, werde der WFV kurzfristig je nach Entwicklung der Corona-Pandemie entscheiden und bekannt geben.

 

Info
Der Handballsport hat es vorgemacht, jetzt folgen auch die Fußballer: Durch den Saisonsabbruch errechnen sich die jeweiligen Abschlusstabellen auf Basis der Quotientenregelung. In diesem Fall werden die gesammelten Punkte der Teams durch die Anzahl der absolvierten Partien geteilt. Dies soll den Vorteil haben, dass jedes ausgetragene Spiel angemessen berücksichtigt wird. Bei Punktgleichheit entscheidet der direkte Vergleich.

Der TSV Jesingen jubelt: Die „Gerstenklopfer“ kehren dadurch als A2-Meister erstmals seit 2010 ins Bezirks­oberhaus zurück.

Der VfL Kirchheim hingegen verpasst als Tabellenzweiter die Chance auf den Landesliga-Aufstieg. Bezirksliga-Meister ist der TSV Deizisau. Mit dem VfL, Jesingen, Weilheim, Neidlingen und der SGEH spielen nächste Saison somit gleich fünf Teck-Teams in der Bezirksliga.