Während andere Sportarten bereits längst die Reißleine gezogen und die laufende Spielzeit vorzeitig abgebrochen haben, verharrt der Amateurfußball im Land weiter in der Zwangspause. Nun hat der Württembergische Fußballverband (WFV) bekannt gegeben: Die ursprünglich favorisierte Ersatzvariante, nach Abschluss der Hinrunde eine Aufstiegs- und Abstiegsrunde auszutragen, ist aus Zeitgründen ad acta gelegt worden. Daher bleibt - abgesehen vom Abbruch - lediglich die letzte Option, die Hinrunde zu Ende inklusive anschließender Relegation zu spielen.
Auch wenn sich durch die erneute Reduzierung der Spieltage etwas mehr Zeitpuffer ergibt, steht als Deadline jetzt der 9. Mai fest. Das ist laut WFV das Datum, an dem der Punktspielbetrieb spätestens wieder beginnen muss, um das Konzept umsetzen zu können. Kann der Spielbetrieb bis zu diesem Tag nicht wieder aufgenommen werden, wäre das gleichbedeutend mit dem Saisonabbruch.
Marc Butenuth, Abteilungsleiter des Bezirksligisten VfL Kirchheim, sieht die Ausgangslage kritisch: „Bei uns in der Liga würde dieser Zeitraum gar nicht ausreichen“, sagt er, „zumal man ja auch noch einkalkulieren muss, dass dann wieder vereinzelte Spiele wegen Corona-Fällen ausfallen werden.“ Dass für den Verband an erster Stelle steht, die Saison sportlich zu Ende zu bringen, findet Butenuth gut. „Trotzdem ist der 9. Mai zu spät. Meiner Meinung nach müsste der Spielbetrieb spätestens Ende April wieder erlaubt sein, sonst wäre es ein Ritt auf der Kanonenkugel.“ Nicht zu vernachlässigen sei außerdem der Jugendbereich, den der Lockdown laut Butenuth noch viel härter getroffen habe. „Wir müssen ja auch erst mal in unser normales Leben zurück finden. Im Fußball bedeutet das regelmäßiges Zusammenkommen und Trainingsalltag, aber unmittelbar wieder in den Wettbewerbsmodus überzugehen, muss nicht unbedingt sein“, meint der VfL-Fußballchef.
Keine Planungssicherheit
Ähnlich sieht es auch Jesingens Abteilungsleiter Peter Martsch: „Sollten wir Anfang Mai wieder anfangen, würde das für die Mannschaften eine enorme Belastung bedeuten mit vielen Englischen Wochen. Da wäre es - vor allem in der Hinsicht auf nächste Saison - deutlich sinnvoller, wenn wir in der Übergangszeit im Mai und Juni in Eigenregie Testspiele oder kleine Vorbereitungsturniere veranstalten könnten.“ Die Jesinger, die ebenso wie die Kirchheimer ihre Ansicht bereits per Stellungnahme beim WFV eingereicht haben, kritisieren vor allem die mangelnde Planungssicherheit.
Schlaflose Nächte hat momentan Weilheims Trainer Benjamin Geiger. Grund dafür sind aber weniger die neusten WFV-Planungen, sondern vielmehr der familiäre Zuwachs - Geiger ist vor zwei Wochen zum zweiten Mal Vater geworden. „Insofern lebt es sich aktuell auch ohne Fußball ganz hervorragend“, klärt der 41-Jährige erfreut auf. Die Chancen, dass die Runde vollends sportlich ausgetragen werden kann, schätzt Geiger aufgrund der unklaren politischen Situation auf „fifty-fifty“. „Wenn wir die Hinrunde spielen könnten, wäre das natürlich das gerechteste Szenario, nichtsdestotrotz gibt es zurzeit natürlich viel wichtigere Bereiche, um die man sich kümmern muss, als den Amateursport“, so Geiger.
Einer der Nutznießer bei einem möglichen Abbruch wäre der TV Neidlingen. Das Team um Spielertrainer Patrick Kölle, das derzeit auf dem vorletzten Platz der Bezirksliga liegt, würde in diesem Fall definitiv die Klasse halten. Dennoch ist die Hoffnung auf einen baldigen Re-Start groß im Kirschblütental: „Von uns wünscht sich keiner, dass die Saison abgebrochen wird“, ist sich Kölle sicher, „nicht, dass es nachher heißt, wir wären nur deshalb in der Liga geblieben.“
Unangetastet bleibt indes das Vorhaben des WFV, den Mannschaften mindestens drei Wochen Vorbereitungszeit zu gewähren, ehe es wieder um Punkte geht. Somit bräuchte es von der Politik also bereits im April grünes Licht, spätestens kurz nach Ostern. leni