Handball
Bergischer Löwe jagt im alten Revier

Handball Der Owener Fabian Gutbrod gastiert am morgigen Sonntag mit dem Bergischen HC im Bundesligaduell bei Frisch Auf Göppingen. Von Klaus Schlütter

Zwischen Owen und der Göppinger Hohenstaufenhalle liegen exakt 25,7 Kilometer Landstraße. Mit dem Auto ein Katzensprung. Immer, wenn der Bergische HC in der Handball-Bundesliga bei Frisch Auf gastiert, macht sich Familie Gutbrod auf den Weg, um ihrem Fabian die Daumen zu drücken. Normalerweise. Doch morgen, 16 Uhr, ist alles anders. Zum ersten Mal in sieben Jahren muss der Sohn auf die lautstarke Unterstützung seiner Angehörigen und zahlreicher Freunde aus dem Täle verzichten. Wegen Corona sind beim Spiel in Gutbrods Geburtsstadt keine Zuschauer zugelassen.

Bedauerlich, denn die Partie verspricht hoch spannend zu werden. Göppingen hat nach einem Blitzstart zuletzt in Hannover und Flensburg zweimal krass enttäuscht und steht nun im Heimspiel unter erheblichem Druck. Auch die Bergischen „Löwen“ mischten anfangs vorne mit, waren sogar einmal kurz Tabellenführer. Es folgte eine Durststrecke mit sechs sieglosen Spielen, ehe sie die Talfahrt mit einem, allerdings wenig überzeugenden 28:24-Heimsieg gegen Neuling Coburg stoppten. Gutbrod: „Aufgrund der schlechten Serie davor mussten wir unbedingt gewinnen. Deshalb konnten wir nicht befreit aufspielen.“

Unter seiner Regie will der BHC den zaghaften Aufwärts- trend gegen die wegen ihres neuen Sponsors zwangsläufig in Blau gekleideten Grün-Weißen unbedingt fortsetzen. „Weg von der Abstiegszone ist bei vier Absteigern in dieser Saison unser oberstes Gebot“, formuliert der 32-Jährige das Ziel seiner Mannschaft.

45 Tore in zehn Spielen

Als neuer Kapitän geht er im linken Rückraum mit gutem Beispiel voran. Viel läuft über den Positionsangriff, und da liegt die Verantwortung verstärkt auf dem 1,99-Meter-Hünen mit dem rechten Wurfarm. Mit dem Effekt, dass er oft die Verantwortung übernehmen muss und viel häufiger zum Abschluss kommt als früher, als der BHC noch das Tempospiel über außen bevorzugte. Das schlägt sich positiv auf seine Torausbeute nieder. Interessant: Gutbrod selbst weiß nicht, wie oft er in dieser Saison schon getroffen hat („ich bin kein Freund von Statistik“). Dafür führt Papa Wolfgang zu Hause in Owen Buch: „Mit 45 Toren in zehn Spielen ist er als Rückraumspieler gut dabei.“

Solingen, die Heimat des Bergischen Handballclubs, ist seit sieben Jahren „Gudis“ Lebensmittelpunkt. Hier lebt er mit Lebensgefährtin Alesandra und Söhnchen Karl. Hier wird er wohl auch seine Karriere beenden. Wann, darüber macht er sich noch keine Gedanken - warum auch, wenn alles passt? Wohl aber denkt er an seine Zukunft: Fabian Gutbrod bereitet sich auf den Beruf des Heilpraktikers vor.

Im Moment gilt seine ganze Konzentration dem wegweisenden Spiel am morgigen Sonntag beim Tabellennachbarn in Göppingen. Zwei Wochen später kreuzt der Bergische HC erneut im Schwabenland auf - zum Gastspiel beim TVB Stuttgart, der mit bisher 11:1 Punkten zu Hause in der Porsche-Arena eine Macht geworden ist. Nach dem Spiel „entführen“ die Eltern den Sohnemann nach Owen, wo er mit seiner kleinen Familie den Weihnachtsurlaub verbringen wird.