Handball

Der Verband nimmt Bezirke in die Pflicht

Handball Ohne zusätzliche Schiedsrichter bleibt es bei Zehnerstaffeln in der künftigen Landesliga. Nur der Bezirk Esslingen-Teck erfüllt die geforderte Quote. Von Bernd Köble

Händeringend gesucht: Im Handball sucht man weiterhin nach Wegen, um den Job des Schiedsrichters attraktiver zu gestalten.Foto:
Händeringend gesucht: Im Handball sucht man weiterhin nach Wegen, um den Job des Schiedsrichters attraktiver zu gestalten.Foto: Markus Brändli

Manchmal sagt Schweigen mehr als tausend Worte. Als am Wochenende die Bezirksvorsitzenden im Württembergischen Handballverband in der HVW-Geschäftsstelle in Stuttgart zusammenfanden, dauerte der mit Spannung erwartete Programmteil ganze fünf Minuten. Rein informativ sei dieser Punkt auf der Tagesordnung gewesen, sagt HVW-Sprecher Thomas Dieterich. Soll heißen: Endgültig entschieden wird später und an anderer Stelle.

Geht die neue Landesliga ab der Saison 2020/21 mit vier Zehnerstaffeln oder mit jeweils zwölf Mannschaften an den Start? Eine endgültige Entscheidung darüber ist bis Frühjahr nächsten Jahres vertagt. Dann muss feststehen, wie die Auf- und Abstiegsregelung nach der Ligareform mit einer eingleisigen Württembergliga, zwei neuen Verbandsligen und einer auf vier Staffeln erweiterten Landesliga aussehen soll. Was bei dem Treffen am Sonntag deutlich wurde: Eigentlich ist bei dem Thema alles gesagt. Gelingt es den Bezirken nicht, die für ein Zwölferfeld nötigen Schiedsrichter abzustellen, bleibt es bei der vom Verband angepeilten Staffelgröße mit nur zehn Mannschaften, was vor allem im hiesigen Bezirk mit seiner hohen Leistungsdichte als Unding betrachtet wird. Bisher sind in drei Landesligastaffeln jeweils 14 Teams vertreten.

„Wir halten die Tür noch offen“, sagt Thomas Dieterich. „Stand heute gibt es zu wenig Schiedsrichter, um mit größeren Staffeln an den Start gehen zu können.“ Der Verband spielt den Schwarzen Peter also zurück an die Bezirke. Zwei bis drei zusätzliche Schiedsrichtergespanne wären jeweils nötig, um das Mehr an Spielen abwickeln zu können. Doch bis auf den Bezirk Esslingen-Teck, den mitgliederstärksten aller acht Vertreter, erfüllt keiner diese Quote. Die überwiegende Mehrheit hat hinter dem Plus eine Null stehen.

Zwischen Fildern, Neckartal und Teck ist es dagegen gelungen, sieben zusätzliche Gespanne im Sommer auf Verbandsebene an den Start zu schicken. Schiedsrichter-Einteilerin Marlis Schmid weiß jedoch, dass dieser Erfolg teuer erkauft ist, weil er meist auf Kosten von Erfahrung und damit letztlich auch Qualität geht. Wer nach oben gemeldet wird und wem man besser noch Zeit gibt, sei bisher sorgfältig abgewogen worden, sagt Schmid. Heute bekommt der Verband, was er verlangt: alles. Die Zahlen unterstreichen das. Von den insgesamt zehn Schiedsrichterpaaren im Bezirk, die dem HVW gemeldet wurden, sind sieben neu. Insgesamt hat der Bezirk Esslingen-Teck derzeit 37 Gespanne im Spielbetrieb.

„Wir hier können es kurzfristig stemmen, aber das Problem in anderen Regionen ist groß“, sagt Bezirkschef Wolfgang Stoll, der die Hoffnung noch nicht aufgeben will. Im HVW erhofft man sich vom Präsidiumstreffen im Herbst neue Ideen und Impulse. Im Gespräch ist die Einführung eines neuen Kinder- und Jugendspielleiters, um Interessierten den Einstieg zu erleichtern. Klar ist: Es braucht neue Anreize statt mehr Sanktionen für Vereine, und man muss schauen, was man von anderen lernen kann. Von Skandinavien beispielsweise, wo Schiedsrichter nicht eingebettet im Verein, sondern selbst organisiert auftreten. „Ansätze gibt es viele“, sagt HVW-Sprecher Thomas Dieterich und fügt hinzu: „Das Thema ist leider sehr komplex.“

Schiedsrichterinnen bekommen weniger Geld

In der Arbeitswelt ist die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern beim Einkommen ein viel diskutiertes Thema. Dass selbst bei Aufwandsentschädigungen im Ehrenamt verschiedene Maßstäbe gelten, ist weniger bekannt.

Im Handballverband Württemberg (HVW) erhalten männliche und weibliche Unparteiische für die Leitung von Spielen auf Verbandsebene ein unterschiedliches Entgelt. Ein Beispiel: Schiedsrichter-Gespanne, die ein Spiel in der Württembergliga pfeifen, erhalten dafür eine Pro-Kopf-Pauschale von 55 Euro. Schiedsrichterinnen erhalten für die gleiche Tätigkeit hingegen nur 48 Euro.

Gleichstellung herrscht allein auf Bezirksebene. Für ein Bezirksligaspiel erhalten Referees 30 Euro - unabhängig von Alter oder Geschlecht. Die Entgeltsätze für Jugendspiele liegen leicht darunter. Für ein Spiel der A-Jugend auf Bezirksniveau werden 28 Euro aus der Vereinskasse fällig.

Obwohl die Sätze zuletzt leicht angehoben wurden, sehen Schiedsrichtervertreter in der Vergütung einen Mitgrund für das schwindende Interesse am Job des Unparteiischen.bk