Handball

Kirchheimer Erbengemeinschaft

Handball-WM Die Verletzung von Martin Strobel reißt Lücken in Nationalmannschaft und Verein. Zwei mit Kirchheimer Wurzeln sollen sie nun schließen. Von Bernd Köble

Was er zu sagen hat, könnte beim HBW in nächster Zeit an Bedeutung gewinnen: Jona Schoch ist beim Zweitligisten in Balingen eine
Was er zu sagen hat, könnte beim HBW in nächster Zeit an Bedeutung gewinnen: Jona Schoch ist beim Zweitligisten in Balingen einer von drei Strobel-Vertretern auf der zentralen Rückraumposition.Foto: Eibner

Handballer haben einen Blick dafür, wenn‘s wirklich weh tut. „Mir war sofort klar, dass das was Ernstes ist“, sagt Jona Schoch, der wie Millionen Zuschauer den Schreckmoment daheim vor dem Fernseher erlebte. Nach der schweren Knieverletzung von Martin Strobel in der 10. Minute des WM-Spiels am Montag gegen Kroatien haben sie nicht nur in der Halle in Köln, sondern auch auf der Alb mitgelitten. Gestern Vormittag im Training war die Stimmung bei Strobels Heimatverein, dem Zweitliga-Tabellenführer aus Balingen, entsprechend gedrückt. Der Kirchheimer Schoch und der gebürtige Rottweiler Strobel, das sind nicht nur Teamkollegen beim HBW. Schoch ist einer von drei Ersatzkandidaten auf der zentralen Position des Spielmachers.

So schwer Strobels Kreuz- und Innenbandriss für die DHB-Auswahl wiegen mag, für die Balinger kommt er im Aufstiegsrennen einer Katastrophe gleich. Die sofortige Rückkehr des HBW in die Erstklassigkeit entspricht nach dem dramatischen Abstieg im Vorjahr nicht nur dem Balinger Selbstverständnis. Er ist das klar formulierte Ziel. Ohne den Kopf der Mannschaft gerät das Unternehmen nun ernsthaft in Gefahr. Während Strobel bereits gestern in Markgröningen auf seinen OP-Termin wartete, begann auf der Zollernalb die Suche nach einem Plan B vor dem Neustart in die Rückrunde. Gegner am 10. Februar ist der HSV. Zwei Punkte nur beträgt der Vorsprung des Tabellenführers auf Verfolger Coburg. „Martins Ausfall ist extrem bitter“, sagt Jona Schoch. „Jetzt muss eben jeder ein paar Prozente mehr bringen.“ Jeder, das bedeutet vor allem das Trio in der Rückraummitte, in dem Schoch mit seinen 24 Jahren der Älteste ist. Lukas Saueressig und der Portugiese Diogo Oliveira sind beide 21 Jahre alt. Dass sie Verantwortung übernehmen können, haben sie vor Weihnachten schon einmal unter Beweis gestellt. Auch ohne ihren 32-jährigen Kapitän, der mit Rückenproblemen vom DHB-Lehrgang zurückgekehrt war, reichte es zu Siegen gegen Eintracht Hagen und den TV Großwallstadt.

Bundestrainer Christian Prokop ist gemessen an seinem Balinger Kollegen Jens Bürkle in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Mit dem Lemgoer Tim Suton hat Prokop gestern eines der größten deutschen Talente nachnominiert. Was viele nicht wissen: Der 22-jährige Deutsch-Kroate, der Anfang Januar erst im letzten Moment aus dem WM-Aufgebot gestrichen wurde, hat wie Schoch Wurzeln in Kirchheim. Während Schoch das Handballspielen beim VfL erlernte, hielt es Sutons Familie allerdings nicht lange in der Teckstadt. Erste Station seiner Handball-Karriere war die Jugend des TV Willstätt im Ortenaukreis.