Handball

Neue Liga, altes Gesicht

Handball Die beiden Aufsteiger VfL Kirchheim und HSG OLE verzichten auf Neuzugänge. In der neuen Verbandsliga tummeln sich sieben Bezirksvertreter. Von Bernd Köble

Für den VfL um Kapitän Robin Habermaier (am Ball) wird Durchsetzungsvemögen gefragt sein. Foto: Markus Brändli
Für den VfL um Kapitän Robin Habermaier (am Ball) wird Durchsetzungsvemögen gefragt sein. Foto: Markus Brändli

Anfassen ist wieder erlaubt. Auch in geschlossenen Räumen. Seit Anfang diesen Monats dürfen Handballer wieder das tun, was sie am liebsten machen: den direkten Gegenspieler narren. Die Vorbereitung in der Halle läuft. Testspiele gegen andere Mannschaften sind dagegen weiterhin tabu. Ein Problem nicht nur für den neuen Verbandsligisten VfL Kirchheim, aber für den nach eigener Auffassung ganz besonders. „Unser Spiel lebt vor allem vom Rhythmus,“ sagt Engelbert Eisenbeil, der mit dem VfL in sein achtes Jahr als Trainer geht. „Deshalb hätten wir unter normalen Bedingungen zu diesem Zeitpunkt bereits vier oder fünf Vorbereitungsspiele absolviert.“

Auf das echte Wettkampfgefühl heißt es, vorerst noch zu verzichten. Freuen dürfen sich die Kirchheimer aber schon mal - und nicht nur die. Startet die Saison wie geplant am 19. September, ist der Tisch für Teams und Fans in der neuen Verbandsliga üppig gedeckt. Die Hälfte der 14 Mannschaften in der Südstaffel zählen zum Bezirk Esslingen-Teck. Das verspricht nicht nur kurze Wege, sondern auch volle Hallen und eine Menge Spannung. Feldkirch und Hohenems waren gestern. Jetzt warten neben den beiden Landesliga-Staffelsiegern TV Reichenbach und TSV Köngen das Team Esslingen, Ralf Wagners Himmelsstürmer vom TSV Denkendorf sowie die beiden Württembergliga-Absteiger HSG Ostfildern und SG Hegensberg-Liebersbronn. Außerdem so attraktive Spielorte wie die „Hölle Süd“ im württembergischen Allgäu-Ort Wangen. Die MTG gilt als letztjähriger Neunter der Württembergliga Süd zumindest formal als Topfavorit im Feld.

Und der VfL? „Unser Ziel heißt Klassenerhalt. Das wird schwer genug,“ sagt Engelbert Eisenbeil, von dem man soviel Zurückhaltung zuletzt nicht kannte. Nach dem zweiten Aufstieg in drei Jahren geht die Kirchheimer Kletterpartie mit unveränderter Seilschaft weiter. Lediglich München-Student Fabian Weber kehrt als Kirchheimer Eigengewächs in den Rückraum zurück. Neuzugänge? Fehlanzeige. Das macht bescheiden, aber auch stolz. „Wir bleiben unserer Überzeugung treu,“ sagt Eisenbeil. „Gute Spieler in der Verbandsliga gibt es nur gegen Geld. Das ist nicht unser Weg.“

Zudem zählen diesmal ganz andere Dinge. Wer es schafft, unter ungewöhnlichen Bedingungen auf den Punkt präpariert zu sein. „Ich habe noch nie soviele Trainingspläne geschrieben und wieder verworfen,“ berichtet Kirchheims Coach. Die spontane Reaktion ersetzt im Moment jeden Plan. Einzige Fixpunkte sind ein Wochenend-Trainingslager in München Anfang September und die Teilnahme am Köngener Vesalius-Cup in der Woche darauf.

Kraaz setzt auf Leidenschaft

Das Gute daran: Jeder der Konkurrenten kämpft mit ähnlichen Problemen. Beim Landesliga-Aufsteiger in Owen und Lenningen ist das nicht die einzige Parallele mit den Blauen aus Kirchheim. Auch die HSG OLE hat keinen Bedarf für frisches Blut. Der üppige Kader nach dem Zusammenschluss der beiden Nachbarvereine war mit ein Grund für den Erfolg in der vergangenen Saison. Was die Chancen nach dem Aufstieg angeht, zeigt sich der neue HSG-Trainer Daniel Kraaz verhalten optimistisch: „Wir bekommen es mit einigen Hochkarätern der letztjährigen Landesliga zu tun,“ sagt Kraaz. „Deshalb müssen wir den Schwung des Aufstieges mitnehmen und die Leidenschaft und den Einsatz auf die Platte bringen.“

Die Landesligastaffel 2 ist ein bunter Mix mit zehn Mannschaften aus den Bezirken Esslingen-Teck, Achalm-Nagold, Stauferland und Rems-Stuttgart, in dem die HSG die geografische Mitte markiert. Unter den Gegnern sind wie immer schwer auszurechnende „Reserven“ wie die des Oberligisten TSV Schmiden oder des Württembergliga-Vertreters VfL Waiblingen. Aber auch gute Bekannte, wie die vom Ex-Uracher Marco Melo trainierte TSG Reutlingen oder die beiden zweiten Mannschaften aus Neuhausen/Erms und Pfulingen. Zu den von Kraaz beschriebenen Etablierten in der Landesliga zählen beispielsweise die „Roten Löwen“ aus Bargau/Bettringen, die in der vergangenen Saison im HVW-Pokal Gäste in der Lenninger Sporthalle waren und den Sprung in die Verbandsliga als Tabellenfünfter in der „Kirchheimer Staffel“ nur haarscharf verpassten.

Nach dem Kleingruppen-Training im Freien wird seit Juli auch in der Lenninger Halle wieder mit Ball trainiert. Daniel Kraaz spürt den Heißhunger seiner Jungs. Die zentrale Frage allerdings, die in ihm bohrt, treibt im Moment wohl jeden Handballfan um: „Spannend bleibt, wann es tatsächlich losgeht.“

Mehrere Szenarien für Saisonstart

Der Handballverband Württemberg (HVW) hat für die neue Saison in Coronazeiten gleich mehrere Szenarien entworfen, die an die Vorgaben des DHB gekoppelt sind. Der reguläre Saisonbeginn ist für den 19. September geplant. Sollte es wegen der Pandemie erneute Einschränkungen geben, würde der Start zunächst auf den 10. Oktober verschoben. Zweiter Ausweichtermin wäre der 7. November. Alle Spiele, die der Terminplan bis dahin vorgesehen hätte, werden dann hinten angehängt.

Sollte auch im November noch nicht gespielt werden können, würde nur die Rückrunde ausgetragen werden, die am 16. Januar beginnt. Im schlimmsten Fall könnte die Saison sogar erst nach den Faschingsferien beginnen. Die Rückrundenpartien, die davor liegen, würden dann ebenfalls im Mai und Juni nachgeholt.

Für die Mannschaften zählt damit mehr denn je jedes Spiel. Sollte die Saison vorzeitig abgebrochen werden müssen, entscheidet erneut die Quotientenregelung über Auf- und Abstieg. Eine Relegation gibt es nicht. bk