Handball

Vorhang zu und kein Applaus

Handball In Kirchheim und im Lenninger Tal kann man sich freuen. Über Aufstiegserfolge, die vermutlich lange noch in Erinnerung bleiben werden. Von Bernd Köble

Abklatschen vor dem Bad in der Menge: Die Handballer der HSG OLE sind Gänsehaut-Kulissen wie in der Lenninger Halle gewohnt. Im
Abklatschen vor dem Bad in der Menge: Die Handballer der HSG OLE sind Gänsehaut-Kulissen wie in der Lenninger Halle gewohnt. Im Moment des Aufstiegs sitzt jetzt jeder zu Hause.Foto: Markus Brändli

Die Saison ist aus. Die Abschlusstabellen sind fixiert. Die Meister stehen fest. Und jetzt? Eine seltsame Leere bestimmt die Stimmung in den Vereinen überall im Land. Wo sonst Bier und Sekt in Strömen fließen, krachende Partys steigen und Handballfans ihre Aufstiegshelden feiern, nimmt man stumm zur Kenntnis, was kühle Zahlen-Jongleure in den Spielausschüssen der Verbände errechnet haben. In Zeiten von Corona wird auch Leidenschaft im Sport zur Nebensache.

Dabei hätte man rund um die Teck zurzeit allen Grund, die Nacht zum Tag zu machen. Das vorgezogene Saisonende, die Schlussbilanz auf Basis der Quotienten-Regel, die Mannschaften nach erreichter Punktzahl und absolvierten Spielen einreiht, machen Teckvereine zu vorzeitigen Aufsteigern. In Kirchheim kann man für die wieder eingeführte Verbandsliga planen, nachdem der HVW angekündigt hat, an seinen Reformplänen trotz des Ausnahmezustands festzuhalten.

Auch wenn der VfL in der Landesliga beim rechnerischen Rupfen noch Federn ließ und einen Platz eingebüßt hat: Als Tabellendritter steigt die Mannschaft von Trainer Engelbert Eisenbeil mit Sicherheit auf. Vorteil VfL: Die Party kann den Blauen keiner mehr nehmen. Die fand bereits am 3. März statt, als klar war, dass man tiefer als Platz vier nicht mehr wird sinken können. Damals war von einer Pandemie noch nicht die Rede. Vom Risiko, dass die Reform und damit auch die Verbandsliga noch gekippt werden könnte, allerdings auch nicht. Jetzt gibt es Klarheit und zumindest sechs Wochen völligen Stillstand. Ohne Nebengeräusche durch Quali oder Pokal. „Dass ist eine Zeit, die es so noch nie gab und die jeder nutzen sollte, mal komplett abzuschalten“, sagt Eisenbeil. Wann es wieder losgeht? Keiner weiß es. Selbst ein Saisonstart im Winter wird nicht mehr völlig ausgeschlossen. Über Trainingspläne in Kleingruppen hat sich Eisenbeil bereits Gedanken gemacht. „Alles weitere müssen andere entscheiden“, sagt er.

HSG bejubelt Doppelpack

Nervös rechnen sollen Andere - Mit dieser Haltung hat man im Lenninger Tal die letzten Wochen bis zum saisonalen Abpfiff verbracht. Männer und Frauen der HSG OLE sind überlegen Bezirksligameister. Die Ehe der beiden Nachbarvereine aus Owen und Lenningen lässt sich schon jetzt mit Fug und Recht als glücklich bezeichnen. Die Meisterparade läuft allerdings auch im Täle nur zu Hause im Kopfkino. Zwei Titel, aber keine Feier. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, sagt der Sportliche Leiter Raphael Schmid, der bei der HSG auch das Ressort Optimismus betreut. Irgendwann werden bessere Zeiten kommen.

Vielleicht schon in den nächsten Tagen. Darauf hofft man zumindest in Weilheim, wo man in diesen Tagen ein Kerzlein ins Fenster stellt. Die Hoffnung, dass es mit dem Aufstieg in die Bezirksliga diesmal klappt, ist groß. Zwar ist der TSV nur Tabellenzweiter in der Bezirksklasse, allerdings gemeinsam mit dem TSV Willsbach aus dem Bezirk Heilbronn-Franken mit Abstand punktbester Vize aller acht Bezirke. Außerdem ist zu erwarten, dass durch den geplanten Zusammenschluss der beiden Bezirksligisten aus Dettingen/Erms und Urach ein Bezirksliga-Platz frei wird. Endgültige Klarheit bringt erst der 15. Mai, wenn für alle Vereine die Meldefrist endet. „Bis dahin“, sagt Bezirks-Spielleiter Roland Dotschkal, „gibt es noch viele ungelegte Eier.“

SV-Cup steht vor Absage

Offiziell abgesagt ist er zur Stunde noch nicht. Allerdings glaubt kaum jemand mehr daran, dass der SV-Cup in Owen, eines der größten Handball-Freiluftturniere in Süddeutschland mit mehr als hundert Mannschaften, wie geplant am 24. Juli wird starten können. Die Bundesregierung hat sämtliche Großveranstaltungen bis 31. August untersagt. Zwar steht eine genaue Definition, was als solche zu gelten hat, im Moment noch aus. Das Organisationskommitee der HSG OLE will dennoch Anfang nächster Woche eine finale Entscheidung treffen. Für HSG-Sprecher Raphael Schmid kann die nur lauten: Absage. „Alles andere würde mich stark wundern“, sagt er.

Die Ausschreibungen für das Turnier beginnen normalerweise bereits im Februar und März. Eine Veranstaltung dieser Größe im Schnelldurchlauf auf die Beine zu stellen, ist unmöglich. Zudem hätte in diesem Jahr die 30. Auflage stattfinden sollen. Den runden Geburtstag mit reduziertem Programm zu feiern, ist für viele keine Option.bk