Stephan Karau schaut zuversichtlich nach unten. Nur noch wenige Augenblicke, dann wird der Erste des 32. Käppelelaufs das schmale Waldsträßchen Richtung Ziel hinaufstürmen. Auf dem großen Wanderparkplatz gehen letzte Vorbereitungen fürs große Finale vonstatten. „Wir sind mehr als zufrieden, dass wir in der kurzen Zeit die Durchführung hinbekommen haben“, blickt der Mann aus dem Organisationsteam des TSV Frickenhausen Triathlon auf unstete Wochen zurück.
Ein ganzer Katalog an Fragen und Anforderungen musste beantwortet, Hygienekonzepte erarbeitet werden. Schlussendlich wird am Morgen des 1. November das wahr, was sich Karau plus Team im Spätsommer nur zu träumen gewagt hatten: Das traditionelle Rennen, im vergangenen Jahr coronabedingt erstmals ausgefallen, kann diesmal trotz Pandemie über die Bühne gehen. Einchecken per Luca-App, 3-G-Nachweis, Maskenpflicht bis kurz vor dem Start sowie nach kurzem Verschnaufen im Ziel – nur einige jener Beispiele, die den Käppelelauf 2021 zu einem der besonderen und komplizierten Sorte machen.
Unterwegs und im Ziel herrscht zu allem Überfluss trübe November-Atmosphäre bei lediglich neun Grad und immer wieder leichten Regengüssen. Trotz Schmuddelwetter bringen sich aber immerhin 124 Starterinnen und Starter auf Kurs, allerdings deutlich weniger als in Vor-Corona-Zeiten.
Lebkuchenherz für die Sieger
Mit einem klaren Sieger. Nach 30,39 Minuten stoppt für Steffen Holzer die Zeitnahme. Der Gewinner stemmt kurz die Hände in die Hüften, dann gibt’s für den neuen Champion was zur Wegzehr. „Wegen der Auflagen war kein Zielbuffet möglich“, sagt Stephan Karau, deshalb gebe es für jeden Finisher eine Tüte mit Proviant. Befüllt unter anderem mit einem Schokoladen-Weihnachtsmann sowie einem Lebkuchenherz mit Käppelelauf-Inschrift. Sieger Holzer hängt sich das Herz spontan um, zieht Bilanz. „Schön und anstrengend“, sei die 7,3 Kilometer lange Strecke, die vom Reuderner Sportplatz über Umwege hinauf aufs Käppele führt. Holzer bleibt zwar rund fünfeinhalb Minuten über dem überragenden Streckenrekord von Lukas Eisele (25,06), der LG Filder-Läufer zeigt sich trotzdem glücklich. „Wichtig, dass es wieder Startgelegenheiten gibt“, betont er. Hinter dem Sieger stürzt sich kurze Zeit später der Neidlinger Patrick Hitzer als Gesamtzweiter ins Ziel.
Bei den Frauen triumphiert ebenfalls die LG Filder. „Ich komme direkt von einem dreitägigen Straßburger Stadtbummel mit meiner Schwester“, berichtet Karoline Binder. „Die Beine waren müde vom Shoppen“, scherzt sie. Ihre Zeit von 32,54 Minuten lässt allerdings auf eine – trotz Bummel – übermäßig gut vorhandene Fitness schließen. Magdalena Klopfer von der LG Filstal wird Zweite.
Baumstammläufer solo
Auch im weiteren Feld geben sich die Läuferinnen und Läufer frohgelaunt. Käppele-Dauerstarter Markus Schall muss Tochter Nora den Vortritt lassen. „Nach sechs Kilometern hat sie mich überholt“, berichtet der Neuffener vom Vater-Tochter-Duell. Auch Anton Klein mischt mit, der bekannte Dettinger Baumstammläufer. Diesmal allerdings ohne den 21 Kilo schweren Ballast auf den Schultern. „Ich schone mich etwas, weil ich kommenden Sonntag in Neckarsulm den Altersweltrekord im Marathonlauf mit Baumstamm brechen möchte“, kündigte Klein an – zumindest bezüglich Vielfalt im Starterfeld hat der Käppelelauf 2021 fast wieder Normalstand erreicht.
Wieder keine Wertung im Täles-Cup
Der Tälescup war Jahr für Jahr ein gern genutztes Betätigungsfeld für die Läuferinnen und Läufer der Region, doch nach 2020 wird es auch 2021 keine Gesamtwertung geben. „Es haben nur zwei von vier Läufen stattgefunden“, erklärte Tälescup-Organisator Frank Klass am Rande des Käppele-Laufs – neben dem Hohenneuffen-Berglauf eben der Käppele-Lauf.
Ob es 2022 einen neuen Versuch geben wird, hängt neben der Pandemie-Lage auch davon ab, ob wieder alle vier Veranstaltungen, also auch Bärlauch- und Kirchertlauf im März und September, stattfinden werden. Klass hat zumindest schon optimistisch den Termin für den Hohenneuffen-Berglauf offiziell fixiert: Der Startschuss ertönt am 29. Mai 2022. rei