Lokalsport

„Absteigen werden Andere“

Handball-Landesliga: SG-Trainer Markus Hornung glaubt zur Halbzeit fest an den Klassenerhalt seiner Mannschaft

Es war das erwartet harte Stück Arbeit. Zur Halbzeit in der Handball-Landesliga hat Aufsteiger SG Lenningen sein Minimalziel erreicht. Drei Punkte Abstand auf die Abstiegszone sind angesichts anhaltender Verletzungssorgen eine akzeptable Bilanz. SG-Coach Markus Hornung ist überzeugt: Zu den Dreien, die am Ende unten stehen, wird seine Mannschaft nicht gehören.

In den vergangenen Wochen bei der SG schmerzlich vermisst: Max Bächle (mit Ball) könnte Mitte Januar in die Mannschaft zurück ke
In den vergangenen Wochen bei der SG schmerzlich vermisst: Max Bächle (mit Ball) könnte Mitte Januar in die Mannschaft zurück kehren.Foto: Markus Brändli

Lenningen. Zu den Stolperfallen in jedem Trainerjob gehört es, am Ende an seinen eigenen Sätzen gemessen zu werden. Markus Hornungs Schlachtplan als Liga-Frischling klang noch im September so: Mit Ausnahme der Top fünf alle Heimspiele gewinnen, dazu die eine oder andere Überraschung. Das sollte reichen, um im Frühjahr weiter für die Landesliga planen zu können. Nach 13 Spielen und dem Ende der Hinserie bleibt festzuhalten: Aus Hornungs Kalkulation lässt sich zumindest kein Strick drehen. Drei ihrer sechs bisherigen Heimspiele hat die SG gewonnen, darunter mit dem Erfolg gegen den Tabellenzweiten aus Mössingen sogar zwei Bigpoints. Gegen den Handball-Mischkonzern aus Herrenberg – derzeit Tabellenletzter – blieb ein Punkt liegen. Den zu betrauern wäre allerdings vermessen, schließlich zünden Andere in solchen Fällen beim Kirchgang ein Kerzlein an.

Sieht man von diesem Abend einmal ab, ist der Einwand berechtigt, wonach die SG von überbordendem Glück bisher verschont blieb. Mehr noch als die knappen Niederlagen gegen die Dettinger aus dem Ermstal oder – aufgemerkt – den Tabellenführer aus Fridingen/Mühlheim, schmerzt ein Umstand, den die Lenninger fast schon gewohnheitsmäßig als lästigen Rucksack mit sich herum schleppen: Kein Jahr ohne lange Verletztenliste. Ricki Austen, der vielleicht schwerwiegendste Verlust, war nach seiner Schulterverletzung erst gar nicht Teil der Planung beim Saisonstart. Oliver Ringelspacher wagte sich beim Heimsieg am vergangenen Samstag erstmals wieder auf die längere Distanz und mit dem an der Hand verletzten Max Bächle fehlt einer der Torgaranten schon seit Wochen. Wenn alles glatt läuft, könnte er Mitte Januar wieder an Bord sein. „Mit Max hätten wir die zwei Punkte, die uns fehlen, um im Plan zu sein“, ist Markus Hornung überzeugt. Auch Ricki Austen trainiert inzwischen wieder. Angesichts der komplizierten Verletzung am Schultergelenk des Wurfarmes lässt sich in seinem Fall jedoch niemand auf eine Prognose ein. In der Summe gilt trotzdem: Die Rückrunde verspricht Besserung in personeller Hinsicht. Situationen wie noch vor Wochen, als im Spiel gegen Reutlingen nur acht gesunde Feldspieler auf dem Protokollbogen standen, dürften dann Vergangenheit sein. Auch Momente wie vor dem Pokalspiel gegen den VfL Kirchheim, als der Trainer in schierer Not kurz davor stand, selbst noch einmal das Trikot überzustreifen.

Entsprechend gibt sich Hornung als Realist: „Wir wussten, was auf uns zu kommt“, sagt Lenningens Coach. „Als Aufsteiger, der sich nicht verstärkt hat und der auch zuvor in der Bezirksliga nicht einfach durchmarschiert ist, wird es in dieser Landesliga hart.“ Ausfälle wiegen besonders schwer, weil die Lenninger wie kaum ein anderes Team in dieser Liga von ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit zehren. Es fehlt erkennbar an physischer Stärke, um körperlich überlegenen Gegnern zumindest punktuell weh tun zu können. Kein Einziger im Team, der an die 1,90-Meter-Marke heranreicht. Der Größte steht mit Ersatzkeeper Christoph Reichle im Tor.

Hornung weiß, dass er auf andere Qualitäten setzen muss. Moral und Teamgeist sind intakt. Bei Heimspielen bauen Lenningens Fans die Halle regelmäßig zur Festung aus. Das sind weiche Faktoren, die am Ende den Unterschied ausmachen können. An einem Satz hält der Trainer unverändert fest: „In der Mannschaft steckt Potenzial.“ Nachrücker wie Baumann, Dieterich oder Schweikert haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Grund, die Mannschaft härter anzupacken, hatte Markus Hornung erst einmal. Vor zwei Wochen in Weilstetten ließ sie die taktische Disziplin vermissen, verlor am Ende mit sieben Toren gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf. Die Reaktion folgte prompt beim dritten Heimsieg am Samstag gegen Rietheim. Für Hornung ein weiterer Beweis für seine These: „Absteigen werden Andere.“

Lenninger würden mit Hornung gerne verlängern

Verein streckt Hand aus Mit einem offenen Bekenntnis zu Markus Hornung geht die SG Lenningen vor Weihnachten in Gespräche über die Zukunft des Trainers. „Ja, wir wollen ihn halten“, sagt SG-Abteilungsleiterin Silvia Klein, die bestätigt, dass erste Sondierungsgespräche bereits stattgefunden hätten. „Es passt alles“ Noch vor Weihnachten wollten sich alle Verantwortlichen der SG noch einmal gemeinsam an einen Tisch setzen, um gemeinsame Ziele zu formulieren. „Markus leistet hervorragende Arbeit, aus unserer Sicht passt alles“, sagt Klein, die davon ausgeht, dass Hornung erst in der neuen Saison die Ernte der diesjährigen Aufbauarbeit wird einfahren können. Nur Übergangslösung Hornung dagegen hält sich bisher noch bedeckt. Der 40-jährige Ex-Coach der Zweitliga-Handballerinnen aus Nellingen hatte schon bei seiner Zusage im Frühjahr angedeutet, dass er als Trainer in Lenningen nur an eine Übergangslösung denke. Der Grund: Zeitmangel aus beruflichen und privaten Gründen. Flexibler Rahmen Er wolle zum jetzigen Zeitpunkt nichts ausschließen, sagt Hornung. „Ich lebe hier und werde dem Handball in Lenningen sicher verbunden bleiben, egal in welcher Funktion.“ Um als verantwortlicher Trainer weitermachen zu können, müssten die Rahmenbedingungen passen. Damit meint Hornung vor allem den zeitlichen Rahmen, der flexibler gestaltet werden müsse. „Brutaler Spagat“ Der 40-Jährige ist neben seinem Hauptberuf gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin in den Gastronomiebetrieb auf dem Unterlenninger Sulzburghof eingebunden. „Das ist zeitlich ein brutaler Spagat“, sagt Lenningens Coach. „Egal, welche Entscheidung ich am Ende jedoch treffe, es hat nichts mit der Mannschaft oder dem Tabellenstand zu tun.“ Klarheit im alten Jahr? Aus Sicht des Vereins und seines Trainers gibt es mehrere Modelle, die dazu beitragen könnten, dass Hornung bleibt. Eines davon sieht vor, Assistenztrainer Bruno Rieke mehr Verantwortung zu übertragen. „Darüber werden wir in den kommenden beiden Wochen reden“, sagt Silvia Klein. Spätester Zeitpunkt für eine Entscheidung ist Ende Februar. Doch so lange will die Abteilungschefin die Sache nicht hinauszögern: „Ich hoffe, dass wir das im alten Jahr noch hinbekommen.“