Kirchheim. Will ein Sportverein in seine Infrastruktur investieren, kann er beim Württembergischen Landessportbund (WLSB) finanzielle Förderung aus Landesmitteln beantragen. Gemäß einer von Politik und Sport getroffenen Vereinbarung können Baukosten mit 30 Prozent bezuschusst werden. Da es in den vergangenen Jahren allerdings mehr Anträge als Gelder gab, ist die Wartezeit deutlich länger geworden. „Zwischen zwei und drei Jahre können durchaus vergehen, ehe die beantragten Mittel fließen“, weiß der Vorsitzende des Sportkreises Esslingen, Kurt Ostwald, um den Antragsstau, der sich mittlerweile auf insgesamt 40 Millionen beläuft.
Von den 5 270 Sportvereinen in Württemberg sind 340 vom Antragsstau betroffen. Einer davon ist der Turnverein Bissingen, der seine in die Jahre gekommenen Duschen instand setzen musste, zumal bereits Wasser durch die Decken tropfte. Den Förderantrag an den WLSB stellte Vorstand Ralf Schröpfer im Dezember 2012, der Bewilligungsbescheid kam vor wenigen Wochen, ausgezahlt wird jedoch erst Ende 2015. „Das dauert viel zu lange, die Strukturen beim WLSB sind veraltet“, klagt Schröpfer, der die Sanierungsarbeiten vor dem Hintergrund des laufenden Sportbetriebs bereits im Frühjahr vergangenen Jahres durchführen lassen und die entstandene Kostenlücke zwischenfinanzieren musste.
Nichts anderes blieb auch den Sportschützen des TSV Ötlingen übrig, die ihre elektronische Scheibenschießanlage erneuern lassen mussten. „Den Bewilligungsbescheid des WLSB haben wir seit vergangenem Jahr, überwiesen wird das Geld aber frühestens Ende 2015“, sagt TSV-Abteilungsleiter Joachim Poppek. „Um das mit Eigenleistungen vorzufinanzieren, brauchst du aber geduldige Mitglieder, die das mittragen.“
Am unglücklichsten über den Antragsstau sind die Verantwortlichen des WLSB selbst. „Wir bräuchten vier Mal so viele Mittel, wie wir aktuell zur Verfügung haben“, klagt Präsident Klaus Tappeser, der sich die finanziellen Mittel mit den beiden anderen Sportbünden im Land aus Nord- und Südbaden teilen muss. Geregelt wird dies in dem seit 2011 geltenden „Solidarpakt II“, der noch bis 2016 läuft. Bei den demnächst beginnenden Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen hat Tappeser ein wichtiges Argument für mehr Geld auf seiner Seite. „Die Sportstätten im Land haben mittlerweile ein stattliches Alter erreicht, deshalb benötigen wir dringend ein Sonderprogramm zur energetischen Sanierung. Ansonsten werden unsere Vereine zusätzlich finanziell belastet.“
Das stattliche Alter der Sportstätten spielt bei der Problematik um den Antragsstau eine große Rolle. Nach einem Bauboom in den Siebziger- und Achtzigerjahren müssen aktuell so viele Bauwerke saniert, erneuert oder modernisiert werden, dass der WLSB mit der Bearbeitung nicht mehr nachkommt. Ralf Schröpfer vom TV Bissingen sieht hier aber auch eine Mitschuld der Vereine. „Viele haben zu lange gewartet, um zu investieren“, sagt er.