Lokalsport

Als Torwart zu klein, als Kreisläufer ein ganz Großer

Talk mit Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer im Lenninger Zelt – Warum Stefan Kretzschmar nicht Radprofi wurde

Christian „Blacky“ Schwarzer galt als bester Kreisläufer der Welt. Im Lenninger Festzelt bewies der Weltmeister von 2007 auch Entertainer-Qualitäten.

Weltmeister Nummer vier: Christian Schwarzer (links) im Plausch mit Moderator Karl-Heinz Beck.Foto: Markus Brändli
Weltmeister Nummer vier: Christian Schwarzer (links) im Plausch mit Moderator Karl-Heinz Beck.Foto: Markus Brändli

Lenningen. Schwarzer kam aus Aschersleben, wo er tags zuvor mit Stefan Kretzschmar ein Benefizspiel bestritten hatte. Die Besucher im voll besetzten Festzelt bereiteten dem 46-jährigen Stargast mit der imposanten 1,98-Meter-Figur einen grandiosen Empfang. Es gab tosenden Beifall. Dutzende Deutschland-Fähnchen wurden geschwenkt. Der damalige WM-Ohrwurm „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ ertönte und alle sangen mit.

Moderiert von Karl-Heinz Beck, dem Hallensprecher von Frisch Auf Göppingen, plauderte Schwarzer locker-unterhaltsam aus seinem Handballleben. Seine Karriere begann er als Torwart, „weil ich zu klein war“. Später als Tormaschine erfüllte sich sein Traum, einmal für den großen FC Barcelona zu spielen. Sein Fazit: „Ich kann nur jedem jungen Spieler empfehlen, einmal Erfahrung im Ausland zu sammeln. Ich habe in den zwei Jahren dort viel gelernt und noch mehr Freunde gewonnen.“

Für den Deutschen Handballbund bestritt „Blacky“ 318 Länderspiele und erzielte 965 Tore. In der Bundesliga traf er für den TV Niederwürzbach, für den TBV Lemgo und die Rhein Neckar Löwen. 2004 nach dem EM-Gewinn erklärte er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Das Comeback dann drei Jahre später unter kuriosen Umständen. Bei der WM 2007 im eigenen Land kommentierte er für das ZDF. Als André Klimovits verletzt ausfiel, war Not am Kreis. Schwarzer sprang ein und warf entscheidende Tore zum Titel. Der goldene Abschluss einer erstklassigen Laufbahn. Jetzt ist er Jugend-Koordinator im Saarland, „leider nicht für den DHB“. Er leitet Kinder-Handball-Camps und hält Vorträge. „Ich habe keine Langeweile“, sagt er.

Schwarzer war nicht das erste Mal auf der Schwäbischen Alb in Sachen Handball unterwegs. Er habe schon mit der deutschen Auswahl ein Trainingsquartier im Otto-Hoffmeister-Haus bei Schopfloch bezogen. Mit Karl Allgöwer in Böhmenkirch Golf, seinem zweiten Hobbv, gespielt. Natürlich wollte Moderator Beck auch wissen, wie das war mit dem mannschaftsinternen Bergzeitfahren damals an der alten Oberlenninger Steige, als Stefan Kretzschmar im Ziel vor Wut sein Rad in die Ecke schleuderte.

Blacky konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Kretzsche verliert ungern. Er wollte unbedingt aufs Treppchen. Lange war er Dritter, wurde auf den letzten Metern aber noch auf Platz vier verdrängt. Was dann passiert ist, habe ich nicht mehr genau gesehen.“ Und wie hat er als Zimmerkollege von Kretzmar abgeschnitten? „Ich habe mich im hinteren Teil aufgehalten und mich am Schluss vom Besenwagen den Berg hochziehen lassen.“

Schöne Erinnerungen, aber auch die Gegenwart kam beim Talk am Sonntagnachmittag nicht zu kurz. Der EM-Sieg sei als Werbung für den Handballsport, vor allem für den Nachwuchs, sehr wichtig gewesen, denn die Mitgliederzahlen in den Vereinen seien zuletzt zurückgegangen, meinte er. Schwarzer, bei vier Olympischen Spielen dabei, fuhr fort : „Ich hoffe, dass der Erfolg in Rio weiter geht. Wir brauchen noch mehr positive Schlagzeilen.“

Die letzte Frage kam aus dem Publikum. Roland Bächle, ein Mann aus einer hiesigen Handballfamilie, wollte wissen, ob man Schwarzer in Lenningen einmal wiedersehen werde. Antwort: „Warum nicht? Vielleicht bei einem Benefizspiel.“ Für den Fall sagte Manager Jürgen „Leo“ Lehmann, der den Stargast vermittelt hatte, spontan seine Unterstützung zu.

Der Festakt im Zelt hatte mit einem Blick in die Vergangenheit der beiden Vereine und in die (Bezirksliga-) Gegenwart der SG begonnen. Beck sprach darüber mit den aktuellen Abteilungsleitern Silvia Klein (Unter-) und Jo Häussler (Oberlenningen) sowie deren Vorgänger Rudi Dölfel und Otto Leitner.