Lokalsport

Ampelkarte ist Alltag geworden

Neue Sperrstrafe im Amateurfußball erntet überwiegend positive Resonanz

Es war eine kleine Revolution im Spielbetrieb: Seit August führt die Gelb-Rote-Karte auch in den unteren Fußballklassen zu einer Sperre von einem Spiel. Was im Profi-Fußball schon lange Usus, scheint sich auch in den lokalen Klassen zu bewähren. Die Abneigung in den Vereinen hält sich rund drei Monate nach der Einführung jedenfalls in Grenzen.

Kirchheim. SGEH-Trainer Georgios Karatailidis hat allen Grund zum Strahlen. Der Bezirksliga-Aufsteiger ist nicht nur ordentlich in die Runde gestartet, auch Sperren sind bislang ein Fremdwort. Weder Rot noch Gelb-Rot sah ein Akteur des Alb-Teams bislang. Die Kicker der Sportgemeinschaft kassierten bislang lediglich Gelbe Karten (22) im Punktspielbetrieb. „Die Neuregelung, dass eine Gelb-Rote-Karte eine Spielsperre nach sich zieht, finden wir gut“, sagt Karatailidis. Durch die Möglichkeit im Amateur-Fußball, viermal zu wechseln, habe man „genügend Optionen“, einen Gelb-Rot gefährdeten Akteur prophylaktisch vom Feld zu holen.

Nur einmal sei es laut Karatailidis bisher Spitz auf Knopf gestanden, als Florian Lenuzza in Donzdorf höchst gefährdet war. „Weil wir noch keine Sperren hatten, besitze ich als Trainer natürlich auch eine bessere Planungssicherheit“, beschreibt Karatailidis die Vorteile der SGEH-Strafenfreiheit.

Ähnlich positiv beurteilt Neidlingens Spielertrainer Patrick Kölle die neue Bestimmung. „Meiner Ansicht nach ist die Sperre nach einer Gelb-Roten Karte der absolut richtige Weg“, betont der TVN-Torjäger, „gerade Unsportlichkeiten in den Schlussphasen werden nun härter sanktioniert.“ Früher habe eine Gelb-Rote Karte kurz vor Schluss einer Mannschaft kaum weh getan. Gerade für Teams, die nur einen dünnen Kader besäßen, müssten sich nun zweimal überlegen, ob sie eine Gelb-Rote Karte riskieren. Freilich gibt Kölle augenzwinkernd zu, dass seine positive Einschätzung auch damit zusammenhänge, dass die Neidlinger noch frei jeglicher Sperrstrafen sind. „Das macht uns die Sicht der Dinge natürlich leichter.“

Doch nicht alle sind von der neuen Regel restlos begeistert. „Ich bin hin- und hergerissen“, gibt Holzmadens Trainer Jürgen Fritsch offen zu. „Für manche Spielsituation ist es sicherlich angebracht, dass die Ampelkarte zur Sperre führt“, erläutert der Trainer des A-Ligisten, „anderseits dürfen wir nicht vergessen, dass die Schiedsrichter in den unteren Ligen ohne Assistenten agieren müssen, somit auch die Gefahr von Fehleinschätzungen größer ist.“

Die Holzmadener müssen ganz aktuell mit den Unannehmlichkeiten der neuen Lage leben: Torjäger Burak Engin fällt nach seiner Gelb-Roten Karte in der Partie gegen den TSV Jesingen (5:3) für das Match in Frickenhausen aus. „Er ist für unser Team eigentlich nicht ersetzbar“, klagt Fritsch. Dessen Zwischenfazit zur eingeführten Gelb-Rot-Sperre: „Sicherlich hart, aber es wird wohl kein Zurück mehr geben.“

Jesingens Coach Klaus Müller wäre ein späteres Einführen der neuen Bestimmung lieber gewesen. Mit vier Gelb-Roten Karten ist der A-Ligist nämlich aktuell Spitzenreiter in der lokalen Statistik. „Uns haben diese vier Sperren natürlich besonders hart getroffen, weil wir sowieso unter großen Personalproblemen leiden“, erklärt Müller, zumal es „ausschließlich Stammspieler“ erwischt habe. Ein Gegner des neuen Verfahrens ist der Jesinger Trainer trotzdem nicht. „Letztendlich stehen die Spieler auf dem Platz noch ein Stück weit mehr in der Verantwortung“, so seine Einschätzung. „Sie müssen lernen, sich noch mehr selbst zu disziplinieren.“

Wie Müller setzt auch Claus Eberle, Trainer des B-Ligisten TSV Owen, immer wieder auf klärende Worte in der Kabine. „In der Pause weise ich schon öfters darauf hin, dass Gelb-Rot zu einer Sperre führt.“ Im Eifer des Gefechts gerate dieser Gedanke laut Eberle gerne mal in den Hintergrund. „In der B-Liga können wir ja zudem ausgewechselte Spieler wieder einwechseln“, sagt Owens Coach schmunzelnd, „wenn einer mal richtig heiß gelaufen ist, kann ich ihn somit zum zwischenzeitlichen Abkühlen rausholen.“

In der Schiedsrichter-Zunft herrscht nach den ersten Monaten mit der neuen Bestimmung große Gelassenheit vor. „Wir haben von den Unparteiischen fast nur positives Feedback bekommen“, berichtet Steffen Müller, stellvertretender Obmann der Schiedsrichtergruppe Nürtingen. Aufgefallen sei ihm jedoch, „dass Spieler immer noch wegen Banalitäten eine Sperre riskieren“. Dazu gehörten die „Klassiker“ wie Spielverzögerung. „Insgesamt gesehen hat sich die neue Handhabung aus unserer Sicht jedoch bewährt“, fasst Müller seine Eindrücke zusammen, um noch auf einen nicht unwesentlichen Aspekt hinzuweisen. „Die Vereine sind dafür zuständig, dass der gesperrte Spieler in der folgenden Partie nicht eingesetzt wird.“ Dies sei nicht die Aufgabe des Unparteiischen vor Spielbeginn. Diesbezügliche Nachlässigkeiten der Klubs sind Müller allerdings aktuell nicht bekannt.