Lokalsport

Angefeuert von neuen Fans, eingekeilt von neuen Teams

Aufsteiger Hofherrnweiler und Stammheim in der Landesliga vorne mit – Flüchtlinge als Zaungäste des Weilheimer Heimsiegs

Der Aufsteiger strotzt vor Angriffslust: Nicht die Titelfavoriten aus Bonlanden, Leinfelden-Echterdingen oder Weilheim sind aktuell das Maß aller Dinge in der Fußball-Landesliga, sondern Neuling TSG Hofherrnweiler-Unterrombach.

Stimmung dank Neu-Fans: Bewohner der Flüchtlingsunterkunft neben dem Lindachstadion klatschen den TSVW gegen Echterdingen nach v
Stimmung dank Neu-Fans: Bewohner der Flüchtlingsunterkunft neben dem Lindachstadion klatschen den TSVW gegen Echterdingen nach vorne. Foto: Markus Brändli

Aalen. Auch das stadtinterne „Aalener“ Duell beim Mitaufsteiger SV Ebnat stellte für die Mannschaft von TSG-Trainer Stefan Schill am Samstagnachmittag kein größeres Problem dar. Die Derby-Hürde beim Nachbarklub und Mitaufsteiger nahmen die TSG-Kicker mit 4:0. Den 450 Augenzeugen wurde dabei binnen weniger Minuten klar, was Sache ist. Bereits in der achten Minute ebnete Werner Hottmann mit einem Kopfballtreffer den Weg zum zweiten Triumph im zweiten Landesliga-Spiel. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, erklärt TSG-Abteilungsleiter Patrick Schiehlen hinsichtlich des Saisonziels. Nach sechs Punkten und einer Torbilanz von 9:2 könnte womöglich ein weiterer Titelkonkurrent für den TSV Weilheim aus dieser Euphorie entwachsen.

Eilig hatten es auch die Limburgstädter am vergangenen Samstag mit dem Toreschießen. „Wir haben wirklich furios begonnen“, lobte ihr Sportlicher Leiter, Günther Friess. Routinier Ferdi Er per verwandelte einen Foulelfmeter (3.) und André Kriks (11.) ließen nicht nur die Laune bei den Weilheimer Funktionären, sondern auch auf den Rängen steigen. Unter den rund 240 Besuchern weilten – auf Einladung der Weilheimer Fußballer – bei der TSV-Heimpremiere rund 50 Bewohner des angrenzenden Flüchtlingsheims. Bei den Toren wurde rasch klar, wem die Sympathien der Neubewohner (Bild: Markus Brändli) gehören – der Applaus galt unüberhörbar den TSVW-Akteuren.

„Wir dürfen nach zwei Siegen aus zwei Spielen alles andere als unzufrieden sein“, sagt Friess bezüglich der vollen Punkteernte schmunzelnd, „denn mehr als sechs Zähler kann man aus zwei Partien bekanntlich nicht holen.“ Anlass zur Kritik gab lediglich die Entstehung des Anschlusstreffer zum 1:2. Bemerkenswert war, dass der Weilheimer Spielaufbau wesentlich variabler war, als jener der Gäste. Die Mannschaft um die ehemaligen Kirchheimer Marcel Helber und Valentin Haug agierte (zu) oft mit langen Bällen. Bei den Weilheimern verzichtete Traier Alexander Hübbe auf den Einsatz des angeschlagenen Kapitäns Daniel Heisig. Der Abwehrspieler war trotz leichter Trainingseinheiten nicht hundertprozentig fit.

Wenige Kilometer von Weilheim entfernt, gab es tags zuvor ein echtes Fußball-Spektakel. Das 4:4 zwischen dem TSV Bad Boll und dem SC Geislingen entwickelte sich zum Thriller. Die Pointe zum Abschluss setzte ausgerechnet Benjamin Geiger. In der Nachspielzeit traf der Boller zum 4:4 gegen die Geislinger. Das Pikante: Geiger war im Oktober 2014 als Trainer des SC Geislingen entlassen worden. „Wir haben eine tolle Moral gezeigt“, stellte der Ausgleichstorschütze nach dem Abpfiff erleichtert fest. Gegenüber Uli Haug wusste seine Gefühlslage noch nicht so recht einordnen. „Eine gute Chancenverwertung“, attestierte der Geislinger Coach zwar seinem Team, aber auch „Defizite im Spiel gegen den Ball.“ In Boll fühlen sich alle toll. „Vier Punkte aus zwei Spielen sind ein guter Start“, so Geigers Bewertung.

Beim SV Ebersbach herrscht nach dem 2:0 in Blaustein (Tore: Julian Knauer und Moritz Straub) ebenfalls Frohsinn. Glatte sechs Punkte aus den ersten beiden Spielen lautet die Zwischenbilanz, dabei kein Gegentor bekommen. Erwähnenswert: Trotz der Niederlage verabschiedeten die rund 250 heimischen Zuschauer die Blausteiner Kicker mit donnerndem Applaus – als Dank für einen engagierten, wenn auch glücklosen Auftritt.

Schulterklopfen gab es zwar auch für den FV 09 Nürtingen beim gestrigen Gastspiel in Waldstetten, doch nach 90 kampfbetonten Minuten, gespickt mit diversen Rudelbildungen, verlor die Mannschaft von Trainer Daniel Teufel 1:2. Die Nürtinger (aktuell drei Punkte) sind am kommenden Samstag der nächste Gegner des TSV Weilheim.

Für die Überraschung des Spieltages sorgte freilich gestern Neuling SC Stammheim mit dem 2:0 beim Titel-Topfavoriten Calcio-Leinfelden Echterdingen um den Ex-Weilheimer Fatih Özkahraman. Die Stuttgarter sind damit Tabellendritter hinter Mitaufsteiger TSG Hofherrnweiler-Unterrombach und dem TSV Weilheim. Zwei Neulinge unter den ersten drei – selbst für eine frühe Phase der Runde eine durchaus bemerkenswerte Situation.