Lokalsport

Auf den Spuren zweier Olympiasieger

Kombinations-Talent Jan Andersen hat ambitionierte Karrierepläne – Wechsel aufs Skiinternat Furtwangen als Herzenswunsch

Ein 13-Jähriger will hoch hinaus: Jan Andersen aus Kirchheim gilt in der Nordischen Kombination als absolutes Ausnahmetalent. Sein nächster Plan ist der Wechsel aufs Skiinternat Furtwangen, sein größter Wunsch der Sprung ins internationale Rampenlicht.

Hoch hinaus: Jan Andersen will in der Nordischen Kombination für Furore sorgen. Fotos: Pressefoto/Jean-Luc Jacques
Hoch hinaus: Jan Andersen will in der Nordischen Kombination für Furore sorgen. Fotos: Pressefoto/Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Wenn Heiner Dangel, Präsident des Schwäbischen Ski-Verbandes (SSV), nach den derzeit größten regionalen Talenten befragt wird, dann fällt auch der Name Jan Andersen. Dem 13-jährigen Kirchheimer, Schwäbischer Meister in der Nordischen Kombination des Jahrgangs 2002, traut er in diesem Winter den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu. „Er könnte den Durchbruch schaffen“, glaubt Dangel. Tatsächlich steht der junge Ehrgeizling aus der Teckstadt vor seinem bisher wichtigsten Titelgewinn: jenen im Schülercup des Deutschen Ski-Verbandes (DSV). Bei der Auftaktveranstaltung in Bischofsgrün glückte ihm gleich ein Doppelsieg, weshalb die Zeichen günstig stehen, dass er auch im Endklassement den Spitzenrang belegen wird – es wäre eine Verbesserung gegenüber der Vorsaison gleich um zwei Plätze.

Die gute Frühform lässt Jan Andersen von weiteren Erfolgen träumen. Ein Wunschziel für 2016 ist der Sprung vom baden-württembergischen in den bundesweiten D/C-Kader, ein zweites der Umzug ins renommierte Furtwangener Skiinternat, wo einst auch die ehemaligen Skisprung-Olympiasieger Sven Hannawald, Martin Schmitt sowie Biathlet Simon Schempp Grundlagen ihrer Traumkarrieren legten. Derzeit ist Jan Achtklässler am Kirchheimer Schlossgymnasium – ab kommenden September Neuntklässler am Furtwangener Otto-Hahn-Gymnasium? Familienintern sind seine Wechsel-Gelüste noch umstritten. „Es fragt sich, ob der Umzug für ihn altersmäßig nicht ein Jahr zu früh kommt“, sagt Vater Oliver Andersen, und Ehefrau Torill hegt ebenfalls gemischte Gefühle. Gegen Sohnemanns sportliche Fortbildung in der Fremde spricht ansonsten wenig – bis auf die rund 160 Autokilometer, die dann permanent zwischen ihm und der Familie lägen.

Doch der Jungstar aus der Jesinger Straße, mit 13 schon erstaunlich zielorientiert, will unbedingt aufs Skiinternat – sein persönlicher Ehrgeiz verlangt‘s. „In Furtwangen hätte ich bestmögliche Trainingsbedingungen. Es gibt dort sehr gute Trainer und auch eine 60-m-Schanze, die ich zum Üben einfach brauche“, sagt Jan. Der 35-m-Schanze, die ihm sein Verein SC Königsbronn derzeit anbieten kann, ist er gewissermaßen entwachsen. Tipps, wie man sich als ortsfremder Jugendlicher in brandneuer Umgebung am schnellsten eingewöhnt, hat sich die Kirchheimer Kombinations-Hoffnung bereits geben lassen: Ski-Kumpel Benjamin Prestel (15), hoch talentierter Spezialspringer aus Zell unterm Aichelberg, lebt seit einigen Monaten im Oberstdorfer Skiinternat.

Wer aufs Furtwangener Skiinternat will, muss Schule können: So steht‘s auf der Homepage der Einrichtung. Dass Jan Schule kann, bewies sein letzter Notenschnitt am Schlssgymnasium von 1,7. Das zweite Aufnahmekriterium hat der Kirchheimer indes noch nicht verwirklicht: den Einzug in den DSV-D/C-Kader, der bei ihm frühestens nach Ende des Schülercups im Frühjahr 2016 möglich sein wird. Doch nach Insider-Einschätzung ist dem Nachwuchsmann die Topplatzierung in der Cupwertung kaum mehr zu nehmen. Nur noch eine längere verletztungsbedingte Ausfallzeit und daraus resultierende Null-Punkte-Wertungen können ihn stoppen. „Aber in unserer Sportart gibt es kaum schwere Verletzungen, selbst beim Springen nicht“, sagt Jan. Persönlich ist er von längeren Zwangspausen bisher immer verschont geblieben.

Er ist zuversichtlich – wie seine Eltern, die eifrig mitbasteln an seiner Karriere. Mental und materiell: Fleißig haben Oliver und Torill Andersen, die früher Regionalliga-Handballerin der TG Nürtingen war, in diesem Jahr in ihren Jungen für notwendig gewordene Ausrüstung kräftig investiert. Sprungskier (600 Euro), Sprungschuhe (440), Skiroller (300) und neue Stöcke (200) schlugen am kräftigsten zu Buche, hinzu kam, dass sich die Aufwendungen bei Lehrgängen auf etwa einen Tausender summierten. Unterm Strich kamen so 3 500 Euro Zusatzausgaben zustande – gut angelegtes Geld, glauben die Eltern.

Jan, der ambitionierte (Profi-)Pläne hat, glaubt das ebenso. Trotzdem wird er sich absichern und „auf alle Fälle Medizin studieren“. Praktizierender Arzt will er irgendwann einmal sein („am liebsten im DSV“) – entweder noch zu Karrierezeiten oder danach.

Das ist Jan Andersen

Sportart: Nordische Kombination Wohnort: Kirchheim/Teck Schule: 8. Klasse Schlossgymnasium Geburtstag: 30. Mai 2002 Größte Erfolge: 3. Platz der Gesamtwertung im DSV-Schülercup 2014/15, Doppelsieg zum Auftakt der Saison 2015/16 in Bischofsgrün Größte Weite: 106 Meter in Oslo (inoffizielle Messung) Vorbild: Olympiasieger Eric Frenzel Berufsziele: Profisportler, Arzt