Weilheim. Mut machen dem TSVW zwei Tatsachen: Auswärts ist die Hübbe-Elf in dieser Saison noch ungeschlagen, brachte zehn von zwölf möglichen Punkten mit nach Hause. Und der Boller Erlengarten war in der Vergangenheit immer ein guter Nährboden für Weilheimer Erfolge. Im Vorjahr gab‘s ein 4:1.
Dagegen spricht der momentane Sachverhalt. Der TSV Bad Boll hat einen Lauf, ist mit einem 2:0-Sieg in Waldstetten überraschend auf Platz zwei vorgeprescht. Torjäger Daniel Zuljevic, der in Geislingen nicht mehr zum Zuge kam, entpuppt sich mehr und mehr als Glücksgriff. Mit zehn Treffern in neun Spielen ist er der Top-Torjäger der Landesliga, übrigens gefolgt vom achtfachen Torschützen und Ex-Weilheimer Fatih Özkahraman (Calcio Echterdingen. Für das Einfädeln von Chancen ist Pascal Hartmann zuständig. Der einstige Weilheimer Jugend- und Ligaspieler hat bereits neun Treffer eingeleitet, ist damit gemeinsam mit Oliver Rieger von Aufsteiger TSG Hofherrnweiler der beste Vorbereiter der Liga.
Dank des Erfolgsduos Zuljevic/Hartmann hat Bad Boll einen Torschnitt von 2,8, den höchsten Wert aller 16 Mannschaften. Den besten Sturm stoppen will am Sonntag die nach Ebersbach (drei Gegentore) zweitbeste Abwehr der Landesliga. Weilheim hat erst sechs Treffer kassiert. Trainer Alexander Hübbe bekräftigt: „Hinten stehen wir gut.“ Sein Sorgenkind ist der Angriff. Da tun sich Fragezeichen auf. Kommt Lukasz Majowski gegen seine ehemaligen Mitspieler endlich in die Gänge? (siehe Nachgefragt). Kann André Kriks, zuletzt im Urlaub, sein zweifellos vorhandenes Talent in Tore ummünzen? Mit Michele Latte und Felix Stolz fallen zwei Offensivspieler verletzungsbedingt aus, wie auch Verteidiger Salvatore De Rosa, der sich an der Schulter operieren lassen muss. Einen Grund für die Flaute im Spiel nach vorn sieht Hübbe darin, dass seine Mannen in den Zweikämpfen oft nicht energisch genug dagegenhalten. „Wir spielen zu brav, müssen den Körper robuster einsetzen, ohne unfair zu werden“, fordert er.
Die Boller sehen der richtungsweisenden Partie ganz entspannt entgegen. Spielleiter Günther Ascherl sagt: „Letzte Saison haben wir den Abstieg nur knapp verhindert. Dass wir jetzt so weit vorne stehen, ist völlig überraschend. Wir wollten eigentlich nur einmal eine ruhige Runde ohne Abstiegssorgen spielen.“ Vom Aufstieg träumt in Boll niemand. Ascherl: „In der Verbandsliga kämen noch weniger Zuschauer als ohnehin. Uns sind Derbys wie gegen Weilheim lieber. Wir sind angewiesen darauf, was der Gegner an Fans mitbringt.“
Auch sein Weilheimer Kollege Günther Friess sieht für sein Team keinen Zwang, Meister zu werden oder aufsteigen zu müssen – obwohl die Erwartungen der Fans höher sind als in Bad Boll. „Wir sehen das ganz relaxed. In der Liga gibt es fünf, sechs Mannschaften, die das Zeug haben, um ganz vorne mitzuspielen. Wenn wir am Sonntag nicht verlieren, sind wir weiter bei der Musik.“
Die Topklubs haben am Wochenende durchweg lösbare Aufgaben. Für Spitzenreiter SV Ebersbach stellt sich in Ebnat die Frage, wie er den Schock der ersten Niederlage (1:2 gegen Hofherrnweiler) weggesteckt hat. Der Tabellendritte SC Geislingen ist zu Hause im Eybacher Tal gegen FV 09 Nürtingen ebenso klarer Favorit wie Calcio Echterdingen auf den Goldäckern gegen den TSV Köngen. Mehr Spannung verspricht das Ostalb-Derby TSG Hofherrnweiler gegen Sportfreunde Dorfmerkingen.