Lokalsport

Auspowern und entspannen zugleich

Trendsport Zwischen Religion und körperlicher Fitness: Yoga hat in den vergangenen Jahren rasant an Beliebtheit gewonnen. Doch was machen die fernöstlichen Übungen eigentlich so besonders? Von Max Pradler

Fotos: privat

Es wird nicht nur in Fitnessstudios praktiziert, sondern längst auch in Büros, Seniorenheimen oder Universitäten: Yoga ist eine der Trendsportarten schlechthin. Immer wieder lassen sich heutzutage auf Werbeplakaten, Buch-Covern und Titelseiten von Magazinen Bilder von durchtrainierten und zugleich total entspannten Menschen finden, die in eine scheinbar perfekte Welt der inneren und äußeren Schönheit einladen.

Aber was ist Yoga eigentlich genau? Es ist oft von Meditation und Spiritualität die Rede, doch so richtig was darunter vorstellen können sich selbst sportbegeisterte Menschen kaum. So erging es lange Zeit auch Katharina Stöckler aus Owen. Die Fitnesstrainerin entdeckte vor vier Jahren ihre Leidenschaft für Yoga. „Vorher war das für mich nie ‚richtiger Sport‘, sondern viel mehr etwas für spirituell angehauchte Leute. Da hatte ich ein ganz klares Vorurteil“, schildert die 26-Jährige. Eines Tages bemerkte sie jedoch, dass ihr zwischen all dem intensiven Ausdauer- und Krafttraining etwas fehlt - eine Art Ausgleich und Abwechslung zugleich. „So kam ich dann doch irgendwie zum Yoga und ich war von der ersten Sekunde an begeistert. Ich konnte mich total auspowern, aber trotzdem auch entspannen und den stressigen Alltag hinter mir lassen“, erzählt Katharina Stöckler.

Seitdem praktiziert sie die körperlichen Übungen täglich und gibt darüber hinaus Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene. Anfang des Jahres - unmittelbar vor der Corona-Pandemie - erfüllte sich Katharina zudem einen Traum: Sie flog für einen Monat nach Bali und machte dort in einer renommierten Yoga-Schule den internationalen Lehrer-Schein.

Neben den unterschiedlichen Praktiken stand dabei auch jede Menge theoretisches Wissen auf dem Programm. Denn vor allem in Asien ist Yoga weit mehr als nur eine Sportart: Die circa 5000 Jahre alte indische Meditationstechnik soll durch körperliche Übungen - den sogenannten Asanas - helfen, Seele und Körper zu vereinen. Während Yoga in westlichen Ländern überwiegend als meditatives Work-out gilt, spiegelt es im Hinduismus die Lebenseinstellung und Philosophie jedes Einzelnen.

Für Katharina Stöckler, die beruflich bis vor Kurzem insgesamt drei Jahre in Portugal sowie ein Jahr in Thailand gelebt hat, haben die täglichen Yoga-Einheiten große Bedeutung: „Ich fühle mich dadurch weniger gestresst und voller Energie. Auch das Selbstbewusstsein wächst durch regelmäßiges Yoga. Durch die Dehnung und Stärkung der Muskulatur bemerkt man ständig Fortschritte und lernt, den eigenen Körper zu schätzen. Dadurch fühlt man sich ausgeglichen und wohler, was automatisch zu guter Laune führt.“

Mittlerweile gibt es für beinahe jedes Bedürfnis ein eigenes Programm: Power-Yoga für knallhartes Work-out, achtsames Yoga zur Stressreduktion, Yoga für Schwangere, Airial-Yoga für Schwindelfreie, Akram-Yoga für Saunaliebhaber, Luna-Yoga für Fruchtbarkeit und Kreativität, Yogalate (Pilates und Yoga) für eine gute Figur oder auch Lach-Yoga für Experimentierfreudige - und das sind lediglich ein paar Beispiele.

Für jedermann geeignet

Vor allem in den westlichen Ländern spielt aber auch der Lifestyle-Aspekt eine Rolle. Schließlich hat Schlanksein in Zeiten von Fitnesstrackern und -Apps zwar große Priorität, soll aber nicht - wie noch vor einigen Jahren üblich - nur durch Diäten erreicht werden, sondern auch durch Leibes- ertüchtigung. Und im Idealfall läuft die Optimierung des Geistes nebenbei gleich mit. Aus dieser Kombination kristallisierte sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Trend in Richtung Yoga heraus. Erst recht, weil jeder ganz einfach mitmachen kann. „Egal ob jung oder alt, Sportskanone oder Sportmuffel, beweglich oder unbeweglich - es gibt für jeden den passenden Yoga-Stil. Außerdem sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Außer sich selbst braucht es keine weitere Ausrüstung, maximal eine Matte“, sagt Katharina Stöckler. Vor allem für Menschen, die keine Zeit fürs Fitnessstudio oder sonstige Sporteinheiten haben, sei Yoga als körperlich-geistlicher Ausgleich geeignet. „Es ist egal, ob die Einheit eine Stunde oder nur zehn Minuten dauert, danach fühlt man sich definitiv besser“, betont die 26-jährige Owenerin. Gleichzeitig werde die Muskulatur im ganzen Körper gekräftigt sowie Gelenke mobilisiert und stabilisiert. Des Weiteren könne Yoga sogar Depressionen vorbeugen und behandeln. „Das Gefühl unmittelbar nach der Einheit ist ganz besonders. Ich kann es nur jedem empfehlen, das einfach mal auszuprobieren.“

Auf ihrem YouTube-Kanal präsentiert Katharina Stöckler verschiedene Yoga-Tutorials zum Mitmachen für Anfänger und Fortgeschrittene. Zu finden ist der Channel auf der Videoplattform unter dem Namen #YogaKatha

Yoga schärft das Hirn

Frauen in Deutschland machen deutlich lieber Yoga als Männer. Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Berufsverbands der Yogalehrenden praktizieren die Sportart zehn Prozent aller Frauen und lediglich ein Prozent der Männer.

In Nepal steht Yoga künftig sogar als Schulfach auf dem Programm. Im neuen Lehrplan sind Yoga-Übungen sowie Texte zu Yoga und traditioneller Heilkunst vorgesehen - das hat das nepalesische Bildungsministerium Ende März verkündet.

Yoga verbessert auch manche Hirnfunktionen, wie US-Forscher kürzlich belegten. Bereits nach zwanzig Minuten Yoga-Übungen lösten Studienteilnehmer die Kontrolltests schneller und genauer als nach ähnlich anstrengenden Sportübungen.max