Lokalsport
„Auswirkungen sind verheerend“

Nachgefragt Birgit Schwarze ist Präsidentin des DSSV, dem Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen. Im Interview spricht sie über die Lage der Mitgliedsbetriebe.

Wie geht es der Branche gerade?

So etwas wie im Moment hatten wir noch nie. Erst die Monate der Schließung im vergangenen Jahr, dann ein bisschen Präsenz im Sommer mit der Hoffnung, zumindest einen Teil der Schäden beseitigen zu können, und dann der erneute Lockdown. Man muss ja sehen, dass in den Monaten Januar bis März die meisten Neukunden kommen. Das fiel jetzt komplett weg und summiert sich in die Millionen. Wie viele genau, lassen wir gerade erheben. Die Zahlen gibt es im März. Fakt ist aber, dass den Betrieben jede Menge Umsatz fehlt, und von den Überbrückungsgeldern ist noch lange nichts angekommen. Das, gepaart mit der fehlenden Eröffnungsperspektive, ist fatal. Warum machen wir es nicht überall so wie in Schleswig-Holstein? Da gibt es einen Fahrplan, der sich nach der Inzidenz richtet. Gerade die Betriebe in Baden-Württemberg haben sehr viel Geld in Hygienemaßnahmen gesteckt.

Wissen Sie, wie viele Studios bereits schließen mussten?

Das kann man im Moment noch nicht seriös beantworten. Wenn ja noch nicht einmal die zugesagten Abschlagszahlungen angekommen sind, hat man derzeit eine völlige Schieflage der Bilanz. Erst wenn hier alle Zahlungen geflossen sind und auch alles andere gelaufen ist, wird man sehen, wo die Zahlen liegen.

Welche Auswirkungen hat die Schließung der Fitnessbetriebe gesellschaftlich?

Eine verheerende. Erst vergangene Woche hat die Krankenkasse IKK Südwest eine Mitteilung rausgegeben, in der sie vor Schädigungen der Gesellschaft in allen Altersklassen warnt. Angeleitetes Trainieren ist extrem wichtig. Ich kann doch nicht elf Millionen Menschen einfach bei Schnee und Eis draußen joggen lassen. Das ist doch ein Witz. Bei diesem Wetter kann man ja nicht mal gefahrlos radfahren. Der Dreiklang aus Homeoffice, Sofa mit Netflix und Fast Food ist der Einstieg in die Zivilisationskrankheit. Und wenn man dann noch sieht, wie hoch die Quote in Deutschland an Familien ist, die in kleinen Wohnungen leben, helfen auch keine Apps, denn es ist niemand da, der korrigiert.

Was wäre Ihrer Meinung nach nun die richtige Vorgehensweise?

Wichtig ist, dass man nicht von vorneherein alles auf einmal aufmacht. Duschen und Sauna müssen erst mal nicht sein, Kurse auch nicht unbedingt, aber Kardio- und Fitnessgeräte schon. Entscheidend ist für uns, dass die Menschen endlich wieder ins Training kommen können. Sandra Langguth